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UN-Klimakonferenz: Historisch oder nur Blabla? Ein Fazit

Massen-Artensterben, Rekord-Waldbrände & Überschwemmungen, Corona-Pandemie – Die Erwartungen an die 26. Weltklimakonferenz in Glasgow (2021) waren hoch. Die Ergebnisse sind allerdings enttäuschend ambitionslos und unkonkret, oder wie es WWF-Klimaexpertin Lisa Plattner zusammenfasst: „Viel Schatten, wenig Licht“. Lisa Plattner hat den WWF Österreich 2021 auf der COP vertreten.

Das Fazit: Die Welt bleibt auch nach Abschluss der COP26 meilenweit vom 1,5-Grad-Ziel entfernt.

COP26: Verpasste Chance

Offiziell war man sich auf der UN-Klimakonferenz zwar einig, dass mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, um die 1,5 Grad-Erderhitzung nicht zu überschreiten. Von den vielen großen Ankündigungen ist am Ende aber nicht viel übriggeblieben, wie WWF-Klimaexpertin Plattner berichtet. Als echte Trendwende kann man die Ergebnisse Weltklimakonferenz leider nicht bezeichnen.

Zum Beispiel wurde (auch 6 Jahre nach Beschluss des Pariser Klimaschutzabkommens!) der rasche Ausstieg aus allen fossilen Energien immer noch nicht beschlossen. Auch sind zwar alle Staaten aufgefordert, ihre Klimamaßnahmen bis 2022 (statt bis 2025) nachzuprüfen, nachzuschärfen und (endlich) umzusetzen – allerdings nur auf freiwilliger Basis.

Unterm Strich rast die Welt mit den bisher gemachten, nationalen Zusagen auf einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von 2,4 Grad Celsius zu. Lesen Sie hier, welche dramatischen Unterschiede jedes Zehntelgrad Erderhitzung mehr auf Mensch Tier und Natur macht.

Was wurde auf der 26. Weltklimakonferenz beschlossen?

Was genau wurde auf der 26. Weltklimakonferenz in Glasgow nun besprochen, angekündigt und beschlossen? Ein Überblick.

1. (Doch kein rascher) Kohle-Ausstieg

Mehrere Erklärungen und Zusammenschlüsse gibt es zum Thema Kohle und fossile Energie. Zum ersten Mal in der Geschichte der COP wird zur Abkehr von Kohle und Subventionen für fossile Energieträger aufgerufen. ABER: Die (bahnbrechend klingende) Ankündigung wurde kurz vor dem Ende der Weltklimakonferenz stark abgeschwächt. Hieß es zu Verhandlungsbeginn beispielsweise noch, „den endgültigen Kohle-Ausstieg zu beschleunigen“, wurde dies auf „Bemühungen Richtung Ausstieg“ zu beschleunigen, geändert.

„Wieder einmal ist es den Bremsern und Blockierern gelungen, wichtige Fortschritte zu verhindern und die Gipfel-Beschlüsse an entscheidenden Punkten zu verwässern.“, kritisiert WWF-Klimaexpertin Lisa Plattner.

2. Entwaldung bis 2030 stoppen

Die Abholzung unserer Wälder ist einer der Hauptverursacher der menschenverursachten Erderhitzung. Eine diesbezügliche Ankündigung gleich zu Beginn der Weltklimakonferenz klingt auf den ersten Blick bahnbrechend: Über 100 Staaten – darunter auch waldreiche Schwergewichte wie Brasilien, China oder Indonesien – verpflichteten sich unter anderem dazu, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen. Zudem wurden mehrere Milliarden Dollar zugesagt, um Wälder zu schützen und aufzuforsten.

ABER: Indonesien ruderte am Tag nach der Ankündigung wieder zurück und relativiert die Ankündigung. Von einem kompletten Entwaldungsstopp bis 2030 zu reden sei „falsch und irreführend“. Ein weiteres ABER: Schon 2014 wurde mit der „New York Declaration on Forests“ beschlossen, die Entwaldung bis 2020 zu stoppen. Seitdem ist die Entwaldung allerdings jährlich gestiegen. Wieviel die Erklärung zur Entwaldung also wert ist, wird sich zeigen. Aus WWF-Sicht braucht es dringend konkrete Maßnahmen zur Umsetzung und nicht nur Worte.

Wald in Myanmar weicht der Landwirtschaft

Wald in Myanmar weicht der Landwirtschaft

3. Methanausstoß senken

Ein starkes Zeichen setzte eine Initiative zur Begrenzung des Methanausstoßes , der sich knapp über 100 Staaten anschlossen. Ziel ist, die Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 % im Vergleich zu 2020 zu senken. ABER: Einige wichtige Staaten wie Russland, Indien und China unterstützen die Initiative nicht.

Methan entsteht vor allem in der Öl- und Gasproduktion und in der Landwirtschaft. Eine wesentliche Quelle von Methan ist dabei die industrielle Tierhaltung. Methan ist ca. 30 mal klimaschädlicher als CO2, aber kurzlebiger. Eine rasche Verringerung der Methanemissionen ergänzt die Maßnahmen zur Bekämpfung von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen und gilt als die wirksamste Einzelstrategie, um das Ziel einer Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius in Reichweite zu halten.

4. Vereinbarung USA und China

Die beiden größten Kohlendioxid-Emittenten der Welt – China (für 28 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich) und die USA (für 14 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich) – überraschten auf der COP26 mit einer Erklärung, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen, die Klimaneutralität gemeinsam und jeder für sich voranzubringen und bis Ende des Jahrzehnts ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.

Für die Verhandlungen (und die Welt) war dies auf jeden Fall ein positives Signal, doch es gibt einige ABERS: US-Präsident Joe Biden – bekanntlich Demokrat – muss nun im eigenen Land hart dafür kämpfen, die Republikanische Partei für seine Klima-Vorhaben ins Boot zu holen. Dies dürfte keine einfache Aufgabe werden. Chinas Klimaschutzpläne sind eher schwach und noch weit entfernt von einem Paris-kompatiblen Pfad. Dem Vorhaben, den Methanausstoß bis 2030 um 30 % zu senken (Initiative der USA und EU) schloss sich China nicht an. Die Weltmacht will 2030 überhaupt erst damit anfangen, Emissionen zu senken. Bis Ende dieses Jahrzehnts wird in China vermutlich der Höhepunkt des CO2-Ausstoßes erreicht sein. Im Umkehrschluss bedeutet das: Bis Ende 2030 werden die CO2-Emissionen in China jährlich weiter steigen. Weiters sagt China seine Klima-Neutralität erst bis 2060 zu, will also erst in 39 Jahren klimaneutral sein.

5. Klimaneutralität in Indien bis 2070

Apropos Schwergewichte unter den Verursachern von Treibhausgasen (allerdings sicher nicht pro-Kopf): Indien, mit fünf 5 % der drittgrößte Emittent der Welt, hat sich auf der COP26 zum ersten Mal ein Datum zum Erreichen der Klimaneutralität gesetzt. 2070 soll es soweit sein und bis 2030 sollen 50 % des Energiebedarfs aus Erneuerbaren stammen. Ein wichtiges Zeichen, da Indien bislang als einer der wenigen Staaten kein konkretes Ziel für die Klimaneutralität genannt hatte.

Aufsteigender Rauch aus einem Auto

Aufsteigender Rauch aus einem Auto

6. Aus für Verbrennungsmotoren

Rund 30 Staaten und Unternehmen erklärten sich dazu bereit, das Ende des Verbrennungsmotors zu beschleunigen. In führenden Märkten soll 2035 Schluss sein, weltweit soll bis 2040 komplett auf emissionsfreie Autos umgestiegen werden. Neben Ländern wie Österreich, Dänemark oder Kanada unterstützen dies Auto-Produzenten wie Mercedes-Benz oder Volvo und Unternehmen wie Ikea. ABER: Branchenführende Staaten wie China, USA, Deutschland oder der deutsche Autobauer BMW, unterzeichneten die Erklärung nicht.

7. Die Natur schützen

Ohne eine intakte Natur können wir die globale Erwärmung auf (nur) 1,5°C nicht erreichen. Positiv zu bewerten ist darum die erstmalige Erwähnung der Bedeutung des Schutzes und der Wiederherstellung der Natur. Noch nie zuvor wurde in der Geschichte der COP die Rolle der Natur bei der Bewältigung der Klimakrise, festgehalten. Auch die wichtige Funktion intakter Ozeane wurde 2021 hervorgehoben. So wird ein Ozean-Klima-Dialog ein wesentlicher Bestandteil künftiger COPs sein. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nun müssen den Worten auch Taten folgen.

8. Mehr Geld für Klimagerechtigkeit

Zwischen den finanziellen Mitteln, die nötig wären um die ärmsten und am stärksten von der Erderhitzung betroffene Länder zu schützen, und dem, was gezahlt wird, liegen Welten. Das Versprechen der Industriestaaten (die für die Klimakrise hauptverantwortlich sind), bis 2020 jährlich 100 Milliarden Euro für die Klimafinanzierung bereitzustellen, wurde auch in Glasgow nicht eingehalten. „Der große Elefant im Raum ist jedoch die Frage, wie internationale Finanzmittel mobilisiert werden können, um Verlusten und Schäden nach Klimakatastrophen zu begegnen“, zeigt Lisa Plattner auf. Und weiter:

„Die beschlossenen Workshops für die nächsten zweieinhalb Jahre werden nicht verhindern, dass Menschen in besonders gefährdeten Gebieten unter Verlusten und Schäden, die jetzt auftreten, leiden müssen.“

Hinweis: Dieser Inhalt wurde zuletzt vor mehr als einem Jahr aktualisiert. Zahlen und Fakten könnten daher nicht mehr aktuell sein. Bitte benutzen Sie die Globale Suche um aktuellere Inhalte zum Thema auf wwf.at zu finden.

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