5 Mythen rund um Fleisch und Fasten
Weit verbreitet, aber falsch! Wer sich in und außerhalb der Fastenzeit pflanzlich ernährt, kommt an diesen Sprüchen nicht vorbei.
Märchen und Mythen haben die Angewohnheit, sich hartnäckig zu halten – und sind sie noch so falsch. Das gilt auch für Ernährungsweisheiten.
Ernähren Sie sich immer mehr plant-based oder versuchen weniger Fleisch zu essen? Dann haben Sie bestimmt schon zumindest einen (vermutlich aber alle) der folgenden 5 Sprüche gehört.
Keine dieser Aussagen ist wahr. Meist ist sogar das genaue Gegenteil der Fall!
Mythos 1) „Wer kein Fleisch isst, wird schwach und krank“
Stimmt nicht. Hülsenfrüchte sind besonders eiweißreich und eine perfekte Alternative zu Fleischprodukten. Linsen enthalten sogar mehr Eiweiß als Fleisch. Zum Thema Gesundheit: Mit 61 Kilogramm pro Kopf ist der Fleischkonsum in Österreich aktuell knapp drei Mal so groß, wie von den Gesundheitsbehörden empfohlen.
Ein Umstieg von tierischen zu pflanzlichen Proteinen hätte beträchtliche Vorteile für die menschliche Gesundheit – z.B. um Übergewicht oder Herz-Kreislauferkrankungen zu verringern. Denn Fleisch- und Wurstwaren sind oft sehr fett. Rund 40 % der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren in Österreich sind übergewichtig. Besonders alarmierend ist, dass Übergewicht und Fettleibigkeit immer häufiger auch in jungen Altersgruppen auftreten.
Unser ungesunder Ernährungsstil heizt darüber hinaus die Erderhitzung ordentlich an, was sich in Zukunft ebenfalls negativ auf unsere Gesundheit auswirken wird. Denn tierische Produkte wie Schnitzel, Wurst & Co verursachen besonders viele klimaschädliche Treibhausgase und sind für den Verlust der Artenvielfalt sowie die Abholzung seltener Naturräume verantwortlich.
WWF-Tipp: Darum empfiehlen wir, den Speißeplan durch gute pflanzliche Proteinquellen wie etwa Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, Getreide und Sprossen zu erweitern.
Mythos 2) „Mit deinem Tofu zerstörst du den Regenwald!“
Stimmt nicht. Das meiste Soja, das in österreichischen Produkten wie Tofu verwendet wird, stammt auch aus österreichischem Anbau. Der Regenwald wird hauptsächlich für Soja abgeholzt, das als Futtermittel für Tiere gebraucht wird.
Nur rund 15 % der globalen Soja-Ernte kommt als Lebensmittel in die Supermärkte. Weltweit landen 75 % aller Sojabohnen in Futtertrögen, vor allem in der Schweine- und Geflügelmast. Die übrigen 10 % werden in der Industrie oder als Brennstoff verwendet. Im Hinblick auf die Verteilung zwischen Futtermittel- und Lebensmittelproduktion ist die Verfütterung von Soja jedoch äußerst ineffizient: Aus jener Menge pflanzlicher Eiweißlieferanten, die nötig ist, um eine Portion Rindfleisch zu erzeugen, könnten aus Soja mindestens 14 Portionen Tofu hergestellt werden!
So gehen im Regenwald für endlose Sojaplantagen nicht nur wertvolle CO2-Emissionsgas-Speicher für die gesamte Weltbevölkerung verloren, auch die Ernährungssouveränität der lokalen Bevölkerung wird massiv gefährdet. Ihnen stehen immer weniger Flächen für die eigene Bewirtschaftung zur Verfügung.
WWF-Tipp „Soja und Gentechik“: Tofu und andere Sojaprodukte, die in Österreich zum direkten menschlichen Verzehr erhältlich sind, sind garantiert gentechnik-frei. Denn bei uns dürfen keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden. Viele Produkte auf Sojabasis werden übrigens auch direkt bei uns in Österreich angebaut und produziert.
Mythos 3) „Ich kann mir keine Bioprodukte leisten. Die sind zu teuer!“
Stimmt nicht. Gesunde Ernährung in Bio-Qualität, ohne Mehrkosten, kann funktionieren. Eine WWF-Studie aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass 70 % des gesamten Einkaufs in „Bio“ gekauft werden können, ohne dabei mehr Geld auszugeben. Wer den Empfehlungen der Ernährungspyramide folgt, kann 70 % des Einkaufs in biologischer Qualität kaufen, ohne draufzuzahlen. Das reduziert zugleich die Treibhausgasemissionen um fast 40 %.
Auf diese Weise landen weniger Fleisch, Softdrinks und Fertigprodukte im Einkaufskorb, dafür aber mehr Obst und Gemüse. Bei einem Umstieg auf 100 % Bio würden die Mehrkosten nur rund 10 % betragen.
WWF-Tipp: Welche Lebensmittel wir essen und wie wir diese produzieren, wirkt sich auf das Klima, die Verfügbarkeit von Süßwasser und auf die Artenvielfalt aus. Bei der Produktion von biologischen Lebensmitteln wird darauf Rücksicht genommen: Sie schonen Ressourcen, schützen unsere Umwelt und leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
Mythos 4) „Ich kaufe österreichisches Fleisch, also bin ich nicht für die Klimakrise verantwortlich“
Stimmt nicht. Für viele ist Regionalität das oberste Gebot und manch einer wägt sich in Sicherheit, solange das Schnitzel aus Österreich kommt. Leider ist das zu kurz gegriffen. Industriestaaten wie Österreich können ihren Ressourcenbedarf für den hohen Fleischkonsum nicht mehr mit der eigenen landwirtschaftlichen Fläche decken und nutzen daher indirekt große Flächen im Ausland. Denn die Produktion von Fleisch erfordert große Mengen an Futtermittel (siehe Mythos 2).
Gleichzeitig ist unser Fleischkonsum für fast die Hälfte aller ernährungsbedingten Treibhausgase verantwortlich. Das heißt, regional oder nicht – unsere fleischlastige Ernährung heizt die Klimakrise ordentlich ein.
WWF-Tipp: Wenn es Fleisch sein soll, dann bitte generell weniger und wenn dann aus biologischem Anbau. Dann darf es gerne auch aus der Region kommen.
Mythos 5) „Ich alleine kann mit meiner Ernährung doch eh nichts ändern“
Stimmt nicht. Tatsächlich ist die eigene Ernährung ein großer Faktor im Kampf gegen die Klimakrise. Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) kann eine vegetarische Ernährung im Vergleich zur durchschnittlichen österreichischen Ernährungsweise fast 50 % (konkret 47,7 %) der damit verbundenen klimaschädlichen Treibhausgase einsparen. Der komplette Verzicht auf tierische Lebensmittel brächte sogar eine Reduktion um 70,1 %.
Alleine durch 40 Tage Fleisch-Fasten können pro Kopf rund 77 Kilo CO2-Emissionen eingespart werden. Das entspricht in etwa den Emissionen des durchschnittlichen Stromverbrauchs eines Zwei-Personenhaushalts in dieser Zeit – bei einer veganen Ernährung sogar jenen eines Vier-Personenhaushaltes.
Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass auch Verhaltensänderungen einzelner Personen große Wirkung haben.
Lesen Sie hier zum Thema Ernährung, Fleisch und Fisch:
Eat4Change
WWF Fleischratgeber
WWF Fisch-Ratgeber
„Flossenabdruck-Rechner“
5 WWF-Ernährungstipps für den Planeten und das Klima