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2025: Entwicklungen im Österreichischen Wald

7. Juli 2025

Inhalt dieses Artikels:

Der österreichische Wald erfüllt wichtige ökologische Funktionen und ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Aktuelle Daten der Waldinventur und der Holzeinschlagsmeldung zeigen die Entwicklungen in der Waldbewirtschaftung und im Zustand des Waldes. Dazu zählen unter anderem Schadholzmengen, Holzvorrat oder Zuwachs. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über zentrale Kennzahlen und aktuelle Trends im österreichischen Wald.

Artikel verfasst von:


Mag.a Karin Enzenhofer
Expertin für Wald
WWF Österreich

1. Steigende Nutzung, Abnehmender Zuwachs

Die Nutzung im Ertragswald lag in der vergangenen Waldinventur-Periode (2018-2023) bei 27 253 000 Vfm pro Jahr und ist damit erneut leicht angestiegen: 2007-2009 waren es noch 25 888 000 Vfm und 2000-2002 sogar nur 18 797 000 Vfm (BFW, 2025).

Der Zuwachs hingegen ist im Vergleich zu 2000-2002 leicht gesunken und betrug 2018-2023 28 239 000 Vfm. Somit befinden sich Nutzung und Zuwachs derzeit auf etwa gleichem Niveau (BFW, 2025).

Sind Nutzung und Zuwachs gleich hoch, bedeutet das, dass es keinen Spielraum mehr für ungenutztes Holz gibt – etwa solches, das durch natürliche Mortalität im Wald verbleibt – ohne dass der Holzvorrat langfristig abnimmt.

Diagramm Nutzung und Zuwachs im Ertragswald

Abbildung: Holz-Nutzung und Zuwachs im Ertragswald in Österreich in den Waldinventur-Perioden 2000/02, 2007/09 und 2018/23.

Holzvorrat fast unverändert

Insgesamt beläuft sich der Holzvorrat in Österreichs Ertragswäldern derzeit auf etwa 1,2 Mrd. Vfm und hat sich im Vergleich zu 2007-2009 minimal erhöht (+ etwa 40 000 Vfm). Den größten Anteil am Holzvorrat hat in Österreich mit großem Abstand die Fichte, gefolgt von Rotbuche, Lärche, Weißkiefer, Tanne, Eiche, Esche und Ahorn (Abbildung). Die höchsten prozentualen Zunahmen im Vergleich zu 2007-2009 zeigten Douglasie, Hybridpappel und Ahorn, die höchsten Abnahmen verzeichneten Weißerle, Edelkastanie und Esche (BFW, 2025).

Holzvorrat im Ertragswald

Abbildung: Holz-Vorrat verschiedener Baumarten im Ertragswald in Österreich in den Waldinventur-Perioden 2007/09, 2016/21 und 2018/23.

3. Hohe Schadholzmengen

Mit insgesamt 9,02 Mio. Efm (entspricht Vfm) fiel 2023 um 24 % mehr Schadholz als im Vorjahr an, 17 % mehr als im zehnjährigen Durchschnitt. Ursache für fast die Hälfte der angefallenen Schadholzmenge ist der Borkenkäfer, die zweithäufigste Ursache sind Sturmschäden (BMLUK, 2024).

4. Kaum Veränderungen der Holznutzung

Der überwiegende Teil des Holzes wird als Sägerundholz genutzt (53%), 29 % des Einschlages entfiel 2023 auf Holz zur energetischen Nutzung (Brennholz, Waldhackgut) und 17 % war der Anteil des Industrieholzes (BMLUK, 2024). Diese Verhältnisse der Nutzungsarten bewegen sich seit 2010 etwa in denselben Größenordnungen (BMLUK, 2024).

5. Steigender Totholz-Vorrat

Der Totholz-Vorrat in Österreich ist seit 1992/96 kontinuierlich angestiegen und beträgt in der aktuellen Periode durchschnittlich 10,3 Vfm Totholz pro Hektar (3,1% des Vorrats) (BFW, 2025). Positive Auswirkungen auf Totholz-abhängige Arten werden auf Flächen mit mehr als 20 m³ (=Vfm) Totholz pro Hektar erwartet (WWF, 2021), wie viele Waldflächen in Österreich diesen Wert bereits überschreiten, ist aus den Waldinventur-Daten nicht abzuleiten.

Diagramm steigender Totholzvorrat

Abbildung: Totholz-Vorrat in Österreich in den Waldinventur-Perioden 1992/96 bis 2018/23.

Den höchsten durchschnittlichen Totholz-Vorrat haben Fichtenwälder, gefolgt von Fichten-Tannen-Buchenwäldern und Kiefernwäldern. Den geringsten Totholz-Vorrat zeigen Lärchen-Zirbenwälder (BFW, 2025).

Diagramm Totholzvorrat in unterschiedlichen Waldgesellschaften

Abbildung: Holz-Nutzung und Zuwachs im Ertragswald in Österreich in den Waldinventur-Perioden 2000/02, 2007/09 und 2018/23.

Auffällig ist der Unterschied im Totholz-Vorrat je nach Eigentumsart: während die Österreichischen Bundesforste mit 14,4 Vfm Totholz/ha vergleichsweise hohe Mengen aufweisen, kommen die Kleinwald-Eigentümer durchschnittlich nur auf 8,6 Vfm Totholz/ha. Die Forstbetriebe liegen mit 11,5 Vfm Totholz/ha im Mittelfeld (BFW 2025).

Totholzvorrat nach Eigentumsarten Diagramm

Abbildung: Durchschnittlicher Totholz-Vorrat nach Eigentumsarten in Österreich (Periode 2016/23)

Fazit

Die aktuellen Daten zur Entwicklung des österreichischen Waldes zeichnen ein gemischtes Bild: Während der Holzvorrat insgesamt stabil bleibt, nähert sich die Nutzung dem jährlichen Zuwachs stark an, wodurch der “Puffer” schrumpft. Diese Entwicklung hängt wahrscheinlich auch mit den gestiegenen Schadholzmengen zusammen – vor allem infolge von Borkenkäferbefall und Stürmen – und unterstreicht die zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel. Positiv ist der kontinuierliche Anstieg des Totholzvorrats zu bewerten. Allerdings liegt der Durchschnittswert noch unter dem Niveau, das für positive Effekte auf Totholz-abhängige Arten notwendig ist. Vor allem im Kleinwald besteht noch ein Defizit. 

Quellenangaben und Referenzen

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