Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Keine Zerstörung des "Flussheiligtums" Tiroler Lech durch ÖBB-Kraftwerk!

Innsbruck, am 17. November 2008 – Am 11. 11. fand in Innsbruck die naturschutzrechtliche Verhandlung über den geplanten Ausbau des Wasserkraftwerks Spullersee im Oberen Lechtal statt. Beinahe zehn Jahre nach dem Aus für das Lech-Kraftwerk am Streimbach und der Ausweisung des betroffenen Lech und seiner Seitentäler als Europaschutzgebiet Natura 2000 sollen nun die Bagger auffahren und dem letzten Wildfluss der Nordalpen an den Kragen gehen. Von diesem Ausbau betroffen wären nicht nur der Tiroler Lech und die einzigartigen Klostertaler Bergwälder Vorarlbergs mit ihren seltenen Greifvogel- und Eulenvorkommen, sondern auch das gesamte Wassersystem der Donau. Der WWF fordert Landeshauptmann Günther Platter auf, diesen Angriff auf das europäische Naturerbe zu verhindern.
"Wir verstehen, dass die Bahn Energie braucht und begrüßen die Optimierung bestehender Kraftwerke als gangbaren Weg zur Steigerung der Energieeffizienz – aber das ökologisch einzigartige Flusssystem des Lech ist dafür denkbar ungeeignet!“, erklärt Christoph Walder, Leiter des WWF-Alpenprogramms. „Wir werten diese geplanten Maßnahmen als Tabubruch. Gerade die umweltfreundliche Bahn sollte nach unserem Dafürhalten auf solch ein Signal verzichten!“
Auch Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer ist vehementer Gegner dieser neuen Kraftwerksnutzung, weil sie in keiner Relation zu den möglichen Folgewirkungen auf die beiden Natura 2000-Gebiete stehe: „Ich bin daran interessiert, Lösungen für eine Ressourcen schonende und nachhaltige Entwicklung des Landes zu unterstützen und suche daher stets den Dialog und naturverträgliche Varianten. Dennoch gibt es Projekte, wo eine unmissverständlliche Position für die Natur eingenommen werden muss. Der Tiroler Lech gehört für die Umweltanwaltschaft zu den naturkundlichen Hotspots Tirols, wo jegliche Einengung oder Verschlechterung abzulehnen ist.“
Drei Bäche des Lech-Einzugsgebietes im Vorarlberger/Tiroler Grenzraum würden in Rohre gezwängt und zum Kraftwerk Spullersee geleitet werden; ihre Wasser – 25 Millionen Kubikmeter jährlich – dem Lech und seinem Unterlauf somit fehlen. Statt das Donaueinzugsgebiet zu speisen, würde das Wasser zudem von Vorarlberg über den Rhein in die Nordsee fließen. „Wenn diese Vorgangsweise Schule macht, werden die Wasserabflussverhältnisse in Europa verändert – mit möglicherweise gravierenden Auswirkungen!“ warnen Kostenzer und Walder.
Der WWF behält sich vor, die Europäische Kommission über die Vorgänge in Kenntnis zu setzen, weil dadurch zwei Natura 2000-Gebiete in Mitleidenschaft gezogen würden. In diesen Schutzgebieten von gesamteuropäischer Bedeutung ist gemäß der EU-Richtlinien von jeder Verschlechterung des natürlichen Zustandes abzusehen.
Der Lech wurde von WWF und Lebensministerium 1989 gemeinsam zum Österreichischen „Flussheiligtum“, das für die Nachwelt erhalten werden soll, erklärt. Auch im Rahmen eines Memorandum of Understanding haben sich Lebensministerium und WWF 2007 zum Schutz und Erhalt der wertvollsten Flüsse und Bäche unserer Heimat verpflichtet.
Rückfragehinweis und Fotos des Lech:
Johannes Kostenzer, Landesumweltanwalt für Tirol, Tel: 0512/ 508 3490, E-Mail: johannes.kostenzer@tirol.gv.at
Christoph Walder, Leiter des WWF-Alpenprogramms, Tel. 0676/92 55 430
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 – 250.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf