Ein Uhu-Paar brütet derzeit in einem Weißenstorch-Horst im WWF-Auenreservat Marchegg. Die Uhus sind dort keine Unbekannten.
Neue Insektenart im Burgenland entdeckt

1.150 teils stark gefährdete Insektenarten, von denen über 100 erstmals im Burgenland, sechs erstmals in Österreich und eine zum ersten Mal überhaupt nachgewiesen werden konnten – das ist die stolze Bilanz einer Erhebung, die das Grazer Ökologieinstitut ÖKOTEAM im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Naturschutzorganisation WWF Österreich und Esterhazy in einem Waldgebiet der PANNATURA, einem Unternehmen von Esterhazy, durchgeführt hat. „Das Besondere an diesen Wäldern ist, dass dort trotz Bewirtschaftung ein sehr alter und außergewöhnlich dichter Totholzbestand vorhanden ist. Das macht es für viele Xylobionten, also Arten, die auf Totholz angewiesen sind, zum letzten Refugium in ganz Österreich“, erklärt Projektleiterin und WWF-Waldexpertin Karin Enzenhofer. „Unsere Untersuchung zeigt, dass Naturschutz und Bewirtschaftung Hand in Hand gehen können, wenn bei der Nutzung genügend alte Bäume und Totholz im Wald bleiben und damit vielen Arten als Nahrung und Lebensraum zur Verfügung stehen.“
Als wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität fordert der WWF deshalb die Erhöhung von Alt- und Totholzbeständen in Wirtschaftswäldern sowie Anreize für Waldbesitzer*innen, die sich auf diese Weise für den Biodiversitätsschutz engagieren. Einen Leitfaden für Alt- und Totholzstrukturen in Wirtschaftswäldern haben der WWF und Esterhazy bereits im September 2021 vorgelegt. „Das Projekt macht deutlich, dass erfolgreiches Wirtschaften im Einklang mit der Natur möglich ist. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Erhalt, sondern auch auf der Förderung der Artenvielfalt im Zusammenspiel mit aktiver forstlicher Bewirtschaftung. Die Ergebnisse der Erhebungen in unseren Wäldern sind eine weitere Bestätigung der jahrelangen produktiven Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich“, so DI Matthias Grün, Geschäftsführer der PANNATURA GmbH.
Alt- und Totholz: Turbo für die Biodiversität
Schätzungen zufolge sind bis zu ein Drittel aller Waldarten auf Alt- und Totholz angewiesen. „Abgestorbene Bäume oder auch große, herabgefallene Äste bieten verschiedenste Mikro- und Makrohabitate: Käfer bohren sich durch die Rinde, Wildbienen, Fledermäuse und Eulen finden Zuflucht in den löchrigen Stämmen, Pilze und Bakterien zersetzen das Holz und junge Bäume können darin aufkeimen“, erklärt Werner Holzinger, Leiter der Erhebung und Geschäftsführer des ÖKOTEAM. „Solche Strukturen sind aber inzwischen so selten, dass das Erhebungsgebiet schon nach der ersten Untersuchung zumindest das viertbedeutendste Xylobiontengebiet Österreichs ist – und das, obwohl es im Gegensatz zu den Plätzen eins bis drei kein langjähriges Schutzgebiet ist.” Die Zahl der gefundenen Spezies sei auch deshalb so erstaunlich, weil die Untersuchung lediglich auf xylobionte Käferarten abzielte. “Würde man die angewandten Methoden auf andere Insektenarten und -gruppen oder auch entlang der Nahrungskette erweitern, würde sich die Zahl mit Sicherheit vervielfachen“, so Holzinger.
Fotos und ein ausführliches Factsheet zur Erhebung finden Sie hier: https://bit.ly/3yXUcPH
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Landes Burgenland und der Europäischen Union durchgeführt.
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