Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
“Von Natur aus Wild” – WWF Österreich wird 60

Im Dezember diesen Jahres wird die Naturschutzorganisation WWF Österreich 60 Jahre alt. Nur zwei Jahre nach der Gründung des WWF in der Schweiz formierte sich auch hierzulande eine Gruppe engagierter Naturschützer:innen unter dem Dach des Pandas. Anlass war die drohende Zerstörung des Naturjuwels Lange Lacke im Burgenland. Heute ist das Gebiet Teil eines Nationalparks – eines von vielen Erfolgsprojekten, die der heimische “World Wide Fund For Nature” in sechs Jahrzehnten hervorgebracht hat. “Gerade im Naturschutz sind Erfolge niemals Selbstläufer, sondern erfordern eine gute Planung, viel Arbeit und vor allem einen langen Atem”, sagt WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides rückblickend. Nun ist diese spannende Geschichte auch in Buchform erschienen: “Von Natur aus wild” der Autorin Heidi List erzählt die kleinen Anekdoten und großen Zusammenhänge eines sechzigjährigen Kampfes für unsere Umwelt. “Die Arbeit des WWF macht deutlich: Mit gemeinsamen, zielgerichteten Anstrengungen können wir enorm viel Positives bewirken”, schreibt Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seinen Grußworten.
Die Geschichte des WWF Österreich begann mit einem wegweisenden Naturschutz-Erfolg: der Rettung der wertvollen Steppenflächen an der Langen Lacke im burgenländischen Seewinkel. Diese waren in den 1960er-Jahren bedroht, von Landwirt:innen umgeackert oder zu Weingärten umgewandelt zu werden. Um diese vor der Zerstörung zu bewahren, wurde der WWF Österreich gegründet. Zunächst konnte dieser die Fläche mit Spendengeldern pachten, 1993 wurde sie dann im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel dauerhaft unter Schutz gestellt – ein großer Erfolg für den WWF Österreich.
Von der Hainburger Au…
In den 1980er Jahren gab es einen weiteren wichtigen Kampf auszutragen: Ein Wasserkraftwerk drohte der Hainburger Au das Wasser abzuschneiden. Um den Jahreswechsel 1982/83 initiierte der WWF die Kampagne “Rettet die Au”. Außerdem schöpfte der WWF alle rechtlichen Möglichkeiten aus und leistete damit einen entscheidenden Beitrag zur Verhinderung des Kraftwerksbaus – eine Rolle, die der WWF auch bei anderen naturzerstörerischen Projekten in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erfolgreich eingenommen hat. Heute erstreckt sich dort, wo einst das Kraftwerk Hainburg geplant war, ein 9.300 Hektar großer Nationalpark, an dessen Errichtung 1996 der WWF ebenfalls beteiligt war.
…über das Auenreservat Marchegg…
Geschützte Gebiete zu etablieren, in denen sich die Natur entfalten kann, ist seit jeher ein Schwerpunkt des WWF und so war die Naturschutzorganisation in vielen Fällen als Geburtshelferin von Nationalparks und anderen Schutzgebieten in Österreich erfolgreich tätig. Ein besonderes Gebiet ist das WWF-Auenreservat in Marchegg: Auf mehr als 1.100 Hektar prägen Auwälder, Wiesen und Augewässer ein Naturschutzgebiet, das besonders für seine beachtliche Weißstorchkolonie bekannt ist und seit einigen Jahren von einer Herde halbwilder Konik-Pferde beweidet wird.
Der Schutz von Lebensräumen dient schließlich auch dem Erhalt der Artenvielfalt, die nicht nur weltweit, sondern auch in Österreich in großer Gefahr ist. Eine der größten WWF-Erfolgsgeschichten ist die Rückkehr des Seeadlers, der bis Ende des vergangenen Jahrhunderts hierzulande als ausgestorben galt. Dank intensiver Schutzmaßnahmen konnte der imposante Greifvogel mittlerweile nach Österreich zurückkehren. Und der Bestand entwickelt sich seit Jahren positiv: Aktuell sind 50 brütende Adlerpaare unterwegs. Mit seinem Forschungs- und Schutzprogramm konnte der WWF maßgeblich zum Comeback beitragen.
…bis zu den Flussdelfinen des Amazonas
Doch auch über die Grenzen des Landes hinaus engagiert sich der WWF Österreich für den Erhalt gefährdeter Tierarten. Von den majestätischen Tigern in Asien über die wegen ihres Elfenbeins gejagten Elefanten bis zu den selten gewordenen Flussdelfinen des Amazonas arbeitet die Naturschutzorganisation mit WWF-Organisationen vor Ort zusammen. Und obwohl Österreich ein Binnenland ist, engagiert sich der heimische WWF tatkräftig beim Schutz des Mittelmeers, das nicht nur unter der Erderhitzung, sondern auch unter Überfischung und Verschmutzung leidet.
Auch nach 60 Jahren geht dem WWF die Arbeit nicht aus: Der Kampf gegen die Klimakrise, das Einfordern einer naturverträglichen Energiewende oder der Stopp der Verbauung Österreichs werden die Umweltschutzorganisation auch in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen.
WWF-Jubiläumsbuch: “Von Natur aus wild”
Das Buch “Von Natur aus wild” erzählt, wie eine Gruppe von Sturköpfen und Visionär:innen aufgebrochen ist, um für unsere großartige Artenvielfalt zu kämpfen. Es zeigt wichtige Initiativen für den Schutz von Seeadler, Luchs oder Wolf und erzählt die Geschichte dieser Pionierbewegung: Von den ersten Aktionen rund um den Neusiedler See über die Besetzung der Hainburger Au oder den Kampf gegen das Kraftwerk im Tiroler Kaunertal bis hin zur Errichtung des Biosphärenparks Mur-Drau-Donau. Und es feiert jene Naturparadiese und Nationalparks, für die es sich einst gelohnt hat, Widerstand zu leisten.
„Von Natur aus wild“ ist im Molden Verlag erschienen und im Buchhandel sowie direkt beim WWF (bestellung@wwf.at) erhältlich. Mehr Infos hier.
Bildmaterial aus 60 Jahren WWF Österreich ist hier zum Download verfügbar.
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen