Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Weltbodentag: WWF fordert “Bodenschutz-Vertrag” von künftiger Bundesregierung

Anlässlich des Weltbodentages am 5. Dezember fordert die Umweltschutzorganisation WWF die Regierungsverhandler:innen aus ÖVP, SPÖ und NEOS auf, ein starkes Bodenschutz-Paket im künftigen Koalitionspakt zu verankern. Besonders wichtig seien eine verbindliche Obergrenze für den Bodenverbrauch, Reformen im Steuersystem und eine Naturschutz-Offensive. “In Österreich gehen pro Minute umgerechnet mehr als 80 Quadratmeter an kostbaren Böden verloren. Wer dieses Problem ignoriert oder schönfärbt, handelt schlicht fahrlässig. Denn die Folgekosten für die Gesellschaft sind enorm hoch”, warnt WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories: “Die künftige Bundesregierung sollte daher einen Bodenschutz-Vertrag vorlegen, der den übermäßigen Flächenfraß eindämmt.” In den vergangenen zehn Jahren wurden laut WWF-Bodenreport im Schnitt 12,1 Hektar pro Tag verbraucht und somit fast fünf Mal mehr als die bisher ausgerufene Maximalgrenze von 2,5 Hektar. Seit die Politik dieses “Nachhaltigkeitsziel” im Jahr 2002 versprochen hat, wird es konsequent verfehlt – insgesamt um eine Fläche von mehr als 100.000 Hektar bisher. Das entspricht umgerechnet der Fläche aller neun Landeshauptstädte.
Aktiver Bodenschutz werde zunehmend eine Frage der langfristigen Sicherheit des Landes: “Der verschwenderische Umgang mit fruchtbaren Böden erzeugt ein doppeltes Risiko: Einerseits für unsere eigenständige Lebensmittelversorgung, andererseits für die langfristige Krisensicherheit”, sagt Simon Pories vom WWF. Denn versiegelte Flächen verstärken auch die Folgen von Extremwetter-Ereignissen, die mit der Klimakrise häufiger und stärker werden. “Daher müssen sowohl die Renaturierung als auch der vorbeugende Naturschutz verstärkt werden – gut geplant und ausreichend finanziert”, sagt Pories.
Der WWF fordert von den Regierungsverhandler:innen neben verbindlichen Zielen einen Abbauplan für umweltschädliche Subventionen, Reformen im Finanzausgleich und den Stopp neuer Autobahn- und Schnellstraßenprojekte, weil Österreich bereits über ein extrem dichtes Straßennetz verfügt. “Die Politik sollte hier endlich auf die Wissenschaft hören, denn neue Straßen führen wieder nur zu mehr Verkehr und Transit”, warnt Simon Pories vom WWF. Darüber hinaus müssten die Potenziale bei Sanierungen und Leerstandsnutzungen stärker gehoben werden, während die Zugriffe auf die ‘grüne Wiese’ beendet werden. Begleitend empfiehlt der WWF eine Aufwertung der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK).
Anlässlich der Regierungsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS hat der WWF eine elf Punkte umfassende To-Do-Liste für den Bodenschutz erstellt, die online hier abrufbar ist.
Bildmaterial zum Thema Bodenverbrauch finden Sie hier zum Download.
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