Dotierung ökologisch höchst riskant – Umweltorganisation fordert stattdessen besseren Wasserrückhalt
WWF-Bericht: Mittelmeer durch Klimakrise am stärksten erhitzt
Welttag der Meere: Mittelmeer erhitzt sich 20 Prozent stärker als globaler Meeresdurchschnitt – Qualleninvasion droht, bis zu 90 Prozent Verlust an Weichtieren – WWF fordert entschlossenen Kampf gegen Klimakrise und 30 Prozent Meeresschutzgebiet

Rom/Wien, 07.06.2021 – Kein Meer der Welt erhitzt sich so stark wie das Mittelmeer, warnt die Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) anlässlich des Internationalen Tages der Meere am 8. Juni in einem neuen Bericht. Demnach steigen die Temperaturen im beliebten Urlaubsparadies um 20 Prozent schneller als im Durchschnitt aller Weltmeere. Die meist unumkehrbaren Auswirkungen der Klimakrise haben bereits jetzt dramatische Folgen: „Durch die Erhitzung droht eine Qualleninvasion. Knapp eintausend gebietsfremde Arten sind schon in wärmere Gewässer des Mittelmeers vorgedrungen – zulasten der gewohnten Tier- und Pflanzenwelt. Extremwetterereignisse vernichten sensible Korallen, Seegras und damit die Kinderstube von Fischen. Die Politik muss schleunigst handeln, um das Meeresjuwel zu retten“, fordert WWF-Meeresexpertin Simone Niedermüller auch Österreich dazu auf, seinen Beitrag im Klimaschutz zu leisten. Zudem spricht sich der WWF für 30 Prozent Meeresschutzgebiete aus, um wertvollen Erholungsraum für Fischpopulationen zu schaffen. Denn neben steigenden Wassertemperaturen setzt ihnen vor allem die Überfischung stark zu.
Das Mittelmeer ist die Heimat einer erstaunlich vielfältigen Tierwelt. Obwohl es weniger als ein Prozent der Weltmeere ausmacht, beherbergt es zehn Prozent aller bekannten Meeresarten. Mehr als ein Viertel davon kommt ausschließlich im Mittelmeer vor. „Trotzdem ist das Mittelmeer eine große ökologische Baustelle. Die Klimakrise einzudämmen ist ein Langzeitprojekt, das wir jetzt beginnen müssen. Zudem braucht es Maßnahmen gegen Überfischung, Massentourismus und Plastikverschmutzung“, erklärt Niedermüller. Der WWF Österreich setzt sich mit Partner-Organisationen im Mittelmeerraum in vielen Schutzprojekten für den einzigarten Lebensraum ein. Weist die Politik insgesamt 30 Prozent Meeresschutzgebiete aus, erholen sich Fischbestände dadurch schnell. Davon profitiert letztlich auch die Fischereiwirtschaft. Denn neben marinen Schätzen und dem Tourismus steht die Wirtschaft ingesamt auf dem Spiel, wenn Klimakrise und Überfischung im Mittelmeer nicht konsequenter bekämpft werden.
Sechs katastrophale Effekte der Klimakrise im Mittelmeer
Die steigenden Temperaturen und zunehmende Überfischung führen zu einem Mangel an Fressfeinden von Quallen – eine regelrechte Qualleninvasion droht. Darunter würden nicht nur Urlauber, sondern vor allem auch Fischer*innen leiden. Zu den schlimmsten Folgen der Erhitzung zählen laut dem WWF-Bericht die temperaturbedingten Wanderungen der Meeresbewohner: Heimische Weichtiere haben laut WWF in israelischen Gewässern dadurch um fast 90 Prozent abgenommen. Ein Massensterben der großen Steckmuschel – der größten mediterranen Muschelart – hat in manchen Regionen zu einem Rückgang von bis zu 100 Prozent geführt. Invasive Arten wie der Kaninchenfisch oder Rotfeuerfisch nahmen hingegen stark zu. Sensible Unterwasser Neptungras-Wiesen, die bis zu 42 Prozent der CO2-Emissionen aller Mittelmeerländer speichern, sind ebenso bedroht wie Gorgonien. 30 Prozent dieser weichen Korallenart wurden allein durch Extremwetterereignisse wie Stürme zerstört.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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