Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.
WWF bringt Beschwerde ein: Isel-System durch neues Kraftwerksprojekt am Kipp-Punkt
Stellungnahme gegen Naturverträglichkeitserklärung eingereicht – Neues Kraftwerksprojekt Haslach-Kalserbach hätte weitreichende Folgen für streng geschützte Arten in Osttirol – Tirol muss sich zum Naturschutz bekennen

Kals / Innsbruck. Mit dem Kraftwerk Haslach-Kalserbach droht ein weiteres Wasserkraftwerk das sensible Ökosystem der Isel zu belasten. Anlässlich der am Freitag endenden Eingabefrist hat der WWF Österreich eine umfassende Beschwerde gegen die „grob mangelhafte“ Naturverträglichkeitserklärung eingereicht. Die Naturschutzorganisation bewertet das geplante Kraftwerk als gefährlichen Kipp-Punkt für das gesamte Gletscherfluss-System. „Der Kalserbach ist einer der wichtigsten Zubringer für die Isel. Das europaweit einzigartige Gletscherfluss-System wird Schritt für Schritt zerschnitten und verbaut, während die Tiroler Landesregierung tatenlos dabei zusieht“, kritisiert WWF-Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch. „Die Isel ist ohne den Schutz ihrer Zubringerflüsse nicht überlebensfähig. Landeshauptmann Günther Platter muss sich zum Erhalt dieses Naturschatzes bekennen und dem unkontrollierten Kraftwerksbau einen Riegel vorschieben. Wozu gibt es sonst einen Kriterienkatalog für den Wasserkraftausbau in Tirol, wenn er regelmäßig ohne Zögern missachtet wird?“ Neben dem WWF haben sich noch sechs weitere Umweltorganisationen mit kritischen Stellungnahmen im aktuellen Verfahren eingebracht.
Das Kraftwerk Haslach-Kalserbach ist eines von gleich sieben Kraftwerksvorhaben, die im Isel-System vorangetrieben werden. Der WWF warnt seit längerem vor der schrittweisen Verbauung des Gletscherflusssystems, das neue Projekt bestätigt diese Befürchtungen: „Erst wurde das Kraftwerk Lesachbach trotz negativer behördlicher Gutachten mittels politischer Weisung bewilligt, dann folgte nach unzureichender Prüfung die Zustimmung zum Ausbau des Kraftwerks Schwarzach und nun droht am wildfließenden Kalserbach am Fuße des Großglockners die nächste Baustelle“, sagt Marianne Götsch. „Sollten alle Projekte dieser Kraftwerks-Welle durchgeboxt werden, bedeutet das eine Wasserableitung auf über 42 Flusskilometern aus dem Isel-System und damit eine grundlegende Veränderung des Wasserhaushaltes der gesamten Region.“
Im Verfahren zum Kraftwerk Haslach-Kalserbach kritisiert der WWF Österreich die abgegebene Naturverträglichkeitserklärung als unvollständig und widersprüchlich. „Nicht nur wird die Summenwirkung der vielen Wasserkraftprojekte in direkter Nachbarschaft zum Natura 2000-Gebiet ignoriert. Es fehlt auch eine Prüfung der Auswirkungen des Kraftwerks selbst auf alle betroffenen Schutzgüter“, sagt WWF-Expertin Götsch. „Direkt in der geplanten Ausleitungsstrecke finden sich die europaweit wichtigsten Vorkommen der vom Aussterben bedrohten deutschen Tamariske. Dazu kommen zahlreiche Brutplätze des gefährdeten Flussuferläufers. Der Bau der Anlage bedeutet den Verlust dieser wichtigen Kernhabitate.“
Manifest zum Schutz der Osttiroler Lebensadern
Aufgrund der akuten Bedrohung des Isel-Flusssystems durch mehrere Wasserkraftprojekte hat sich erstmals eine breite Umwelt-Allianz von über 40 österreichischen und internationalen Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Fischerei, Privatwirtschaft und Wildwassersport sowie zehn Vertreter*innen der Wissenschaft gebildet. In einem gemeinsamen Manifest fordern sie von der Politik einen Stopp des ungebremsten Kraftwerkbaus an den Osttiroler Gletscherflüssen sowie die Unterschutzstellung der Isel mitsamt ihren Zubringerflüssen.
Details: www.fluessevollerleben.at/manifest-zum-schutz-der-osttiroler-lebensadern
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Luchse in Österreich nach wie vor gefährdet
Nur maximal 35 Individuen in ganz Österreich – Lebensraumzerschneidung isoliert Bestände – WWF fordert bessere Raumplanung und Bekämpfung der Wildtierkriminalität
WWF: Neue Studie zeigt Leistbarkeit gesunder und biologischer Ernährung
Warenkorb-Untersuchung: Gesündere Ernährung und weniger Verschwendung ermöglichen Bio-Qualität ohne Mehrkosten – Vorteile für Umwelt, Gesundheit und Haushaltsbudget
Neue Studie: Pumpspeicher im Platzertal könnte “Milliardengrab” werden
Studie zu Kaunertal-Ausbau zeigt fehlende Wirtschaftlichkeit – Projekt wäre teuerstes Pumpspeicherkraftwerk Österreichs – WWF fordert Wirtschaftlichkeitsprüfung aller Alternativen
Wie Wale wandern: WWF veröffentlicht digitale Plattform zum Schutz “mariner Superhighways”
Schiffsverkehr, Lärm und Verschmutzung stören die Wanderrouten der Wale zunehmend – WWF veröffentlicht interaktives Online-Tool zum Schutz der Ozeanriesen
Bodenverbrauch: WWF sucht die “Schlimmste Bausünde Österreichs”
Naturschutzorganisation lässt online über sechs Negativbeispiele für hohen Bodenverbrauch abstimmen – “Kein Weiter-wie-bisher” im heimschen Bodenschutz gefordert
WWF: Zwei Seeadler besendert – Population im Aufwind
90 Seeadler-Paare in Österreich – Beringungen und Besenderungen liefern wichtige Erkenntnisse für Artenschutz – Zahlreiche Bedrohungen für heimische Population
Tag der Lebensmittelrettung: WWF legt Fünf-Punkte-Plan gegen Verschwendung vor
Tag der Lebensmittelrettung am 26. Mai – Allein in Österreich werden 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr nicht gegessen – WWF fordert verbindliches Maßnahmenpaket gegen Verschwendung
100.000 Unterschriften: Breite Allianz fordert Stopp von Ausbau Kraftwerk Kaunertal
100.000 Unterschriften für Projektstopp gesammelt – Über 35 Bürgerinitiativen, Vereine und Naturschutzorganisationen fordern Absage des Planungsfossils im Kaunertal