Neue Studie zeigt, wie die offiziellen Ernährungsempfehlungen neben Gesundheits- auch Umwelt-Aspekte berücksichtigen könnten – WWF fordert Ernährungswende von der Politik
WWF-Fischstäbchen-Fußabdruck zeigt: Pflanzen sind die besseren Fische

Eine Analyse des WWF untersucht die Ökobilanz von zehn Fischstäbchenprodukten* und sieben pflanzlichen Alternativen. Fischstäbchen werden hauptsächlich aus Alaska-Seelachs oder vereinzelt Kabeljau hergestellt, pflanzliche hingegen aus Soja und Weizen. Die Resultate sind eindeutig: Die Umweltbelastung von Fischstäbchen übersteigt die der pflanzlichen Alternativen um den Faktor 3,6. Auch wenn Nährwerte berücksichtigt werden, schneiden pflanzliche Stäbchen besser ab. „Der Ersatz von Fischstäbchen mit pflanzlichen Alternativen bringt Vorteile für die Umwelt und ist daher eine gute Möglichkeit, den Konsum von Fisch und Meeresfrüchten zu reduzieren und damit die weltweite Überfischung der Meere einzudämmen“, sagt Axel Hein, Meeresexperte beim WWF Österreich. Dies ist zwingend notwendig, um die wertvollen Meeres-Ökosysteme zu erhalten. Denn Überfischung ist die Hauptursache für den Verlust der biologischen Vielfalt im Meer. In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der überfischten Bestände weltweit von 10 auf 35 Prozent sogar mehr als verdreifacht. “Fisch und Meeresfrüchte gelten oft als klimafreundlichere, gesündere Alternative zu Fleisch. Doch die steigende Nachfrage hat ebenso gravierende Folgen für die Umwelt und das Klima”, sagt Hein.
Für die WWF-Studie wurden alle Prozesse von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Handel berücksichtigt. Dabei wurden Umweltfaktoren wie Wasserressourcen, Energieressourcen, Landnutzung, globale Erwärmung, Luftemissionen oder Wasserschadstoffe einbezogen. Die größten Umweltauswirkungen bei der Fischstäbchenproduktion entstehen neben der Überfischung durch Treibhausgasemissionen, die die Erderhitzung weiter antreiben. Die Emissionen stammen aus Fischereiaktivitäten, überwiegend aus der Dieselverbrennung der Fangschiffe. Zwar entstehen auch bei fischfreien, pflanzenbasierten Stäbchen Treibhausgase durch Anbau und Verarbeitung der Pflanzen. Bei konventionellen Produkten (nicht Bio) wirkt sich zusätzlich Wasserverschmutzung durch Düngung und Pestizideinsatz negativ auf die Ökobilanz aus. Dennoch schneiden Fischstäbchen in allen Kategorien deutlich schlechter ab als die pflanzlichen Alternativen und sind um ein Mehrfaches schädlicher für die Umwelt.
In der Analyse wurde auch der Nährwert berücksichtigt, der beim Vergleich von Fisch- und Pflanzenstäbchen keinen signifikanten Unterschied aufweist. Da Fischstäbchen aus magerem Fisch bestehen, sind sie außerdem kaum eine ausreichende Quelle für die gesundheitlich hoch gepriesenen Omega-3-Fettsäuren. Fazit: “Sowohl für das Klima und die Umwelt, als auch für unsere Gesundheit ist der Griff zu Ersatzprodukten eine wertvolle Alternative”, sagt Axel Hein.
In Österreich wurden 2021 durchschnittlich 8 kg Fisch und Meeresfrüchte pro Kopf konsumiert. Nach Lachs ist Alaska-Seelachs hierzulande der zweitbeliebteste Fisch. Weltweit ist er der zweitmeist gefangene Fisch. „Wir empfehlen, beim Konsum von Fisch generell auf heimischen Bio-Fisch zu setzen. In Österreich haben wir zudem genügend andere Proteinquellen. Wenn wir uns für pflanzliche Stäbchen statt für Fischstäbchen entscheiden, treffen wir für den Planeten jedenfalls die bessere Wahl“, sagt Hein. Für alle, die dennoch nicht auf Fisch verzichten wollen, bietet der WWF-Fischratgeber Orientierung.
*Die Analyse untersucht Schweizer Produkte, die Ergebnisse lassen sich jedoch auf Österreich übertragen, da sich die Produkte sehr ähnlich sind.
O-Töne zum Download hier
News
Aktuelle Beiträge
WWF Earth Hour am 25. März: 60 Minuten Zeit nehmen!
Am Samstag, den 25. März von 20:30 bis 21:30 Uhr findet zum 17. Mal die WWF Earth Hour statt! Millionen Haushalte, Gemeinden, internationale Wahrzeichen und Firmen auf der ganzen...
WWF zu Weltklima-Bericht: Schluss mit der Vogel-Strauß-Politik beim Klimaschutz
Letzter Teil der umfassenden IPCC-Berichte veröffentlicht – WWF fordert starkes Klimaschutzgesetz und Naturschutz-Programm: „Wir haben alle Mittel, aber die Zeit ist knapp”
Bodenverbrauchs-Tag: Österreichs „Boden-Budget“ für 2023 bereits morgen aufgebraucht
WWF-Aktion vor dem Parlament: Verbindliche Bodenstrategie muss Ende des Beton-Zeitalters einläuten
Tag des Waldes: WWF fordert Anpassung von Forstgesetz an Klimakrise
Klimakrise und Forstwirtschaft setzen Wälder unter Druck – Funktion als CO2-Senke nicht mehr sicher – Landwirtschaftsminister in der Pflicht
Renaturieren statt Betonieren:
Straßenaktion zur Earth Hour am 25. März 2023
Es braucht ein Time Out, um die Dringlichkeit von Natur- und Klimaschutz zu unterstreichen. Nehmen wir uns bewusst 60 Minuten unserer Zeit, in denen wir die Natur wieder zurückholen, uns politisch engagieren, eine Petition unterschreiben oder uns mit anderen Menschen über Natur- und Klimaschutz unterhalten.
Mit der gemeinsamen Aktion „Renaturieren statt Betonieren“ zur WWF Earth Hour können wir ein Zeichen setzen und eine politische Trendumkehr einfordern.
Neue Analyse empfiehlt zwölf Reformen für wirksamen Bodenschutz
Rechtsprofessor Daniel Ennöckl und WWF für stärkere Verankerung des Bodenschutzes im Rechtssystem: Verbindliche Obergrenze, grundlegende Reformen in der Raumordnung sowie im Förder- und Abgabensystem
WWF-Erfolg: Erstes Flussdelfin-Kalb des Jahres entdeckt
Ein kleiner Irawadi-Delfin im Mekong lässt unsere Herzen zurzeit höher schlagen: Das Kalb ist das erste, das Forscher*innen 2023 vor Ort gesichtet haben.
WWF-Bericht: Die Natur als Verbündete des Klimas
Klimakrise und Artensterben bedingen und verstärken einander – 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase durch Natur aufgenommen – Schutz der biologischen Vielfalt im Kampf gegen Klimakrise unverzichtbar