WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
WWF kritisiert Fischotter-Tötungsverordnung in Salzburg
Trotz negativer fachlicher und juristischer Gutachten verordnet jetzt das Land Salzburg die Tötung von 57 Fischottern. Als “europarechtswidrige und nicht zielführende Klientelpolitik” kritisiert die Naturschutzorganisation WWF Österreich das Vorgehen: „Das besorgniserregende Fischsterben ist menschengemacht. Eine sinnlose und grausame Jagd auf Otter wird daran nichts ändern. Fische leiden vor allem unter der Verbauung, Verschmutzung und Übernutzung von Gewässern. Deshalb muss Salzburg den Flussschutz mit Hochdruck vorantreiben statt den Artenschutz auszuhebeln“, fordert WWF-Fischotterexpertin Christina Wolf-Petre. Europäisches Naturschutzrecht sieht für Ausnahmen vom strengen Schutz der Meisterschwimmer eine Einzelfallprüfung sowie die Ausschöpfung gelinder und zielführender Mittel vor. Die Tötung eines willkürlichen Kontingents steht dazu im Widerspruch. Fischotter-Entnahmen in anderen Bundesländern zeigen zudem, dass sie zu keiner Erholung der Fischbestände führen. Der WWF fordert die ersatzlose Streichung der Verordnung sowie eine Sanierungsoffensive für Salzburgs Gewässer, um Fische und Otter besser zu schützen.
Trotz zaghafter Fortschritte in der Renaturierung von Salzburgs Flüssen setzen hunderte Wasserkraftwerke, Flussbegradigungen, Uferverbauungen, Querbauwerke, aber auch Wasserentnahmen den Fischen im Bundesland stark zu. Dazu kommen die Folgen fehlender Nahrung und der Klimakrise. Höhere Wassertemperaturen befördern die Ausbreitung von Krankheiten, verursachen Sauerstoffmangel und beeinträchtigen den Bruterfolg. Falsche Besatzpraktiken verstärken das Problem. Auch der viel zu hohe Eintrag von Schad- und Nährstoffen – Hormone, Antibiotika, Pestizide, Straßenabwasser – leistet einen signifikanten Beitrag zum Rückgang der Fischbestände, warnt der WWF. “Statt diese Missstände konsequent zu beseitigen, sollen Otter sogar an Flüssen mit gutem ökologischen Zustand und in Regionen getötet werden, in denen sie keinen “günstigen Erhaltungszustand” aufweisen”, sagt Christina Wolf-Petre. Hinzu komme, dass Beteiligungsrechte von Umweltorganisationen trotz entsprechender EU-Vertragsverletzungsverfahren und Pilotschreiben der Europäischen Kommission einfach ignoriert werden.
Drei-Punkte-Plan zum Schutz von Fischen und Ottern
Anstatt geschützte Tiere zu töten, braucht es eine umfassende Sanierungsoffensive für Salzburgs Gewässer. Der Fördertopf des Bundes sollte dafür deutlich stärker genutzt werden. Die Landesregierung muss geltendes Recht einhalten und zunächst das Schutzgebietsnetzwerk an das aktuelle Otter-Vorkommen anpassen. Das Schutzgebietsmanagement muss mit ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet werden – was derzeit bei weitem nicht der Fall ist – und an Lösungen zum Schutz von Fischen und Ottern arbeiten.
Fischotter: Wichtig für unsere Natur
Fischotter sind ein zentraler Bestandteil gesunder Ökosysteme. In ihrer Rolle als Top-Prädatoren gestalten sie deren Artenzusammensetzung wesentlich mit. Sie halten naturnahe Fischbestände fit, indem sie kranke, nicht heimische und leicht zu erbeutende Individuen zuerst fangen. Menschliche Eingriffe in naturnahe Ökosysteme und deren Übernutzung haben weitreichende Konsequenzen. Hingegen hält die Behauptung, dass Fischotter Hauptverursacher für die Gefährdung von Fischbeständen seien, keiner wissenschaftlichen Prüfung stand.
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