Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
WWF: Massive Kritik an geplantem Bau von Grazer Amazon-Lager ohne Umweltverträglichkeitsprüfung
Verbauung wertvoller Flächen muss strenger geprüft werden – Neue Zahlen: Steiermark verbaut täglich 3,3 Hektar Boden – WWF fordert UVP-Reform und Bodenschutz-Vertrag

Wien/Graz, am 27. Juli 2021. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich kritisiert die gestern publik gewordene Entscheidung des Landes Steiermark, bei einem 5,7 Hektar großen Logistikzentrum auf eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung zu verzichten. „Die Steiermark ist bereits jetzt mit 3,3 Hektar Flächenfraß pro Tag an der Spitze der Bundesländer. Wer so ein Mega-Projekt ohne UVP durchwinkt, hat die Dramatik unserer Situation noch immer nicht verstanden“, sagt Maria Schachinger, Bodenschutz-Sprecherin des WWF. „Die Erderhitzung wird immer akuter, der Flächenfraß gefährdet überlebenswichtige Bodenfunktionen und die biologische Vielfalt. Die Folgen der Verbauung und Übernutzung der Natur sind deutlich spürbar, trotzdem wird weiterhin nahezu ungebremst verbaut und versiegelt“ kritisiert Schachinger. Das geplante Projekt zerstört nicht nur eine riesige Fläche wertvollen Ackerlands, es befindet sich auch noch weit abseits des Güter-Schienennetzes und würde damit für ein massives zusätzliches Verkehrsaufkommen sorgen.
„Mit solchen Entscheidungen macht man es den Versieglern besonders leicht. Statt Mega-Projekte leichtfertig durchzuwinken, braucht es in Österreich endlich einen umfassenden Klima- und Bodencheck, der die Auswirkungen auf Menschen, Boden, Klima, Landwirtschaft, Natur und andere Schutzgüter umfassend prüft. Hier ist die Politik in der Pflicht“, sagt Schachinger. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung wäre bei einem Projekt mit derartigem Flächenverbrauch notwendig gewesen. Entscheidend wäre außerdem die Suche nach alternativen Standorten auf vorhandenen leerstehenden Industrieflächen – insbesondere dort, wo bereits eine Anbindung an den Güterschienenverkehr besteht. Allerdings wird derzeit von keiner landes- oder bundesweiten Stelle systematisch erfasst, wie viel und welche Art von Leerstand in der Steiermark oder in Graz zur Verfügung steht – obwohl dadurch viel wertvoller Boden geschützt werden könnte.
Aktuelle Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen: In den letzten 15 Jahren haben die Behörden in Österreich in der überwiegenden Mehrheit gegen eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung von Bauprojekten entschieden. In nur 15 Prozent der Fälle seit 2005 wurde eine UVP angeordnet. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich fordert einen Bodenschutz-Vertrag, der den Flächenfraß verbindlich stoppt, parallel dazu braucht es eine Reform des Umweltrechts mit einer Senkung der Schwellenwerte für Umweltverträglichkeitsprüfungen, eine breite Naturschutz-Offensive und die Ökologisierung des Steuersystems und der Raumordnung.
Rückfragehinweis:
Mag. Nikolai Moser
Leiter Kommunikation WWF Österreich
+43 664 883 92 489
nikolai.moser@wwf.at
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