WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
WWF-Report: 18 Millionen tote Haie jährlich in der EU
Mehr als die Hälfte aller Haiarten im Mittelmeer ist gefährdet, ein Drittel akut – 100 Millionen tote Haie pro Jahr weltweit – WWF fordert besseres Fischerei-Management und verpflichtenden Einsatz von Bordkameras
Wien/Lissabon, 08.04.2021 – Laut einem Bericht der Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) sind Haie und Rochen in Europas Meeren zunehmend bedroht. Mehr als die Hälfte aller Hai- und Rochenarten im Mittelmeer ist gefährdet, ein Drittel akut. Eine Fallstudie in Portugals Gewässern identifiziert massive Überfischung und ungewollten Beifang von Haien als Hauptgründe dafür. „Obwohl sie Schlüsselrollen in marinen Ökosystemen spielen, werden jährlich etwa 100 Millionen Haie und Rochen getötet – 18 Millionen davon in den Gewässern der EU. Das Mittelmeer ist überhaupt der weltweit gefährlichste Lebensraum für Haie“, warnt Simone Niedermüller, Meeresexpertin des WWF Österreich. Es brauche stärkere Maßnahmen zur Eindämmung von Beifang, also dem ungewollten Fang von Haien bei der Jagd auf andere Fischarten. „Bordkameras zur lückenlosen Dokumentation der Fänge müssen endlich verpflichtend eingesetzt werden“, fordert Niedermüller. Auch das Management für kommerzielle, nicht gefährdete Arten müsse nachhaltiger werden.
„Fangflotten jagen Haie entweder gezielt oder nehmen ihren Tod als Kollateralschaden der Fischerei bewusst in Kauf. Es braucht dringend Transparenz und stärkere Kontrollen, damit Haie auch in Zukunft zu gesunden Ozeanen beitragen können“, sagt WWF-Expertin Niedermüller. Noch immer werden auch vom Aussterben bedrohte Arten ohne jegliches Management in der EU gefangen und vermarktet. Alleine in Portugal sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Haie und Rochen durch die kommerzielle Fischerei. Nur in Spanien und Frankreich sind es mehr. Ein Viertel der gelandeten Fänge in Portugal betreffen bedrohte und geschützte Hai- und Rochenarten. Gemeinsam sind alle EU-Fischereistaaten für 18 Prozent der weltweit getöteten Haie und Rochen verantwortlich. Europa ist global der wichtigste Markt für Haifleisch. Spanien, Italien, Portugal und Frankreich zählen zu den zehn größten Importeuren der Welt.
Zwar verabschiedete die Europäische Union vor über zehn Jahren einen Aktionsplan zum Schutz und besseren Management von Haien und Rochen. „Die transparente Meldung von Fängen und Beifängen sowie die nachhaltige Bewirtschaftung der Populationen bleiben aber ein ungelöstes Problem. Ohne die Beseitigung von Schlupflöchern wird sich das nicht ändern“, erklärt WWF-Expertin Niedermüller. Schritte in die richtige Richtung setzte kürzlich das Europäische Parlament. Die Notwendigkeit einer verpflichtenden Datenerfassung aller Beifänge in den Fischerei-Logbüchern wurde bekräftigt und eine transparente Veröffentlichung der Fangdaten durch alle Mitgliedsstaaten eingefordert. Dass der Einsatz elektronischer Fernüberwachung durch Bordkameras jedoch nicht verpflichtend wird, untergräbt die Wirksamkeit der Logbucherfassung, kritisiert der WWF.
Hintergrund und Konsum-Tipps
Weltweit gibt es mehr als 1.200 bekannte Arten von Haien und Rochen. Die Hai-Populationen sind in den letzten 50 Jahren jedoch um 70 Prozent eingebrochen. Überfischung, Beifang sowie illegale Fischerei sind hauptverantwortlich dafür, dass mittlerweile 36 Prozent aller weltweiten Haiarten bedroht sind. Im Mittelmeer ist die Situation noch dramatischer – mehr als die Hälfte aller Hai- und Rochenarten gilt als gefährdet.
Konsument*innen empfiehlt der WWF, Meeresfisch als Delikatesse, also selten zu essen. Das entlastet Fischbestände und Hai-Populationen. „Bio-Fisch aus Österreich sollte daher immer erste Wahl sein. Heimischer Fisch hilft überfischten Meeren und schont das Klima durch kurze Tarnsportwege, ist also in der Öko-Bilanz unschlagbar“, sagt WWF-Meeresbiologin Niedermüller.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren
WWF: Biber ist Schlüsselart in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur