Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF-Report: 40 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel werden verschwendet
Neue Zahlen zeigen: Lebensmittelverschwendung deutlich größer als bisher gedacht, massive Belastung für Klima und Umwelt – WWF fordert Aktionsplan zur Halbierung von Lebensmittelverlusten bis 2030
![Lebensmittelverschwendung © elen11/thinkstockphotos Lebensmittelverschwendung © elen11/thinkstockphotos](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/wwf-at_lebensmittelverschwendung_celen11_thinkstockphotos.jpg)
Ein neuer Report der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) zeigt das enorme Ausmaß an Verlusten wertvoller Lebensmittel: Statt der bisher geschätzten 33 Prozent, werden laut WWF-Report 40 Prozent der produzierten Nahrungsmittel nie gegessen. Grund für den Anstieg sind neue Zahlen aus der Landwirtschaft. Allein vor, bei und nach der Ernte gehen demnach jährlich geschätzte 1,2 Milliarden Tonnen genießbarer Nahrungsmittel verloren. Zusätzlich zu den rund 931 Millionen Tonnen (FAO, 2021) entlang der Lieferkette und rund 400 Millionen im Bereich des Konsums sind das insgesamt 2,5 Milliarden Tonnen an Lebensmittelabfällen, die eigentlich zum Verzehr gedacht wären. Beladen auf LKWs wäre das eine Kolonne, die zwei Mal zum Mond und zurück reicht. „Diese enormen Verluste zeigen die besondere Bedeutung des bisher – auch in Österreich – vernachlässigten Landwirtschaftssektors. Wir müssen alle Bereiche vom Feld bis zum Teller einbinden. Nur so können wir die sinnlose Verschwendung wertvoller Ressourcen stoppen und das Klima besser schützen“, sagt Olivia Herzog, Expertin für Lebensmittelverschwendung beim WWF Österreich und verweist auf die enormen Auswirkungen der Verluste: Rund viereinhalb Millionen Quadratkilometer, also die Fläche der gesamten Europäischen Union, werden weltweit unnötig beansprucht, während der Druck auf das Klima und die Natur steigt. Laut Report ist die Lebensmittelverschwendung für rund zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich – knapp zweimal so viel wie der jährliche Ausstoß des Autoverkehrs in der EU und den USA zusammen.
Der WWF Österreich fordert daher einen umfassenden Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung mit verbindlichen Reduktionszielen und zumindest einer Halbierung der Lebensmittelabfälle und -verluste bis 2030. Neben einer soliden Datenbasis für Österreich müssen Marktbeschränkungen für Produkte wie Obst und Gemüse angepasst werden. Landwirtinnen und Landwirte brauchen faire Handelsbedingungen sowie Möglichkeiten, Ware spontan und lokal abzusetzen, bevor sie droht zu verderben.
Lebensmittelverschwendung befeuert Klimakrise
Obst und Gemüse, Rüben, Knollengewächse und Ölsaaten sowie Getreide und Hülsenfrüchte landen am häufigsten im Müll. Aber werden tierische Produkte, wie Fleisch oder Milch weggeworfen, setzt das dem Klima besonders zu – 40 Prozent der Klimagase durch die weltweiten Verluste in der Landwirtschaft sind auf Produkte tierischen Ursprungs zurückzuführen. „Gerade bei ressourcenintensiven Produkten wie Fleisch ist es wichtig, dass diese nicht im Müll landen. Ein respektvoller Umgang mit Lebensmitteln kann einen wichtigen Beitrag zu Klima- und Artenschutz leisten“, sagt Herzog.
Verantwortung für die Verluste in der Landwirtschaft tragen freilich in erster Linie nicht die Landwirtinnen und Landwirte: Vor allem die Politik ist laut WWF gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Lebensmittel retten. Auch Konsumentinnen und Konsumenten können dazu beitragen, indem Sie Ernährungsgewohnheiten anpassen. „Lebensmittel mit Makeln nicht zu verschmähen, eine verstärkte pflanzliche Ernährung und hohe Produktionsstandards tragen zu einem nachhaltigen Ernährungssystem bei. Es braucht ein Umdenken, nämlich zugunsten von unserem Planeten und dem Klima – diese Verantwortung muss die Politik ernst nehmen“, fordert WWF-Expertin Olivia Herzog.
Rückfragehinweis:
Alexa Lutteri, MA BSc
Pressesprecherin WWF Österreich
+43 676 834 88 240
alexa.lutteri@wwf.at
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