Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
WWF-Report: Nur echter Systemwandel schützt vor neuen Pandemien
Fehlgeleitetes Ernährungssystem, massive Entwaldung und hochriskanter Wildtierhandel erhöhen Wahrscheinlichkeit für neue Pandemien – WWF fordert globalen Naturschutzpakt, um Gesundheit und Lebensgrundlage besser zu schützen

Wien, 17.06.2020 – Laut einem neuen Report der Umweltschutzorganisation WWF begünstigt der weltweite Raubbau an der Natur den Ausbruch von Infektionskrankheiten wie COVID-19. Das fehlgeleitete Ernährungssystem als Treiber von Lebensraumzerstörung, die massive Entwaldung und der hochriskante Wildtierhandel schaffen gefährliche Schnittstellen für die Krankheitsübertragung von Tieren auf den Menschen. „Die Coronakrise ist das Symptom eines kranken Planeten. Ohne einen tiefgreifenden Systemwandel steuern wir sehenden Auges in die nächste Pandemie“, warnt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich. Daher fordert der WWF einen globalen Naturschutzpakt, eine Ernährungswende sowie scharfe Gesetze gegen die Entwaldung und den illegalen Wildtierhandel. „Wir müssen an die Wurzeln der Probleme gehen, um unsere Natur und damit unsere Gesundheit langfristig besser zu schützen. Dazu gehört auch ein klimafreundlicher Neustart nach der Coronakrise“, sagt Scattolin.
Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, ist maßgeblich für die Vernichtung natürlicher Lebensräume verantwortlich und zum Gesundheitsrisiko geworden. Seit 1990 wurden weltweit 178 Millionen Hektar Wald gerodet. Das entspricht 21 Mal der Fläche Österreichs. Immer noch gehen jährlich rund 10 Millionen Hektar Wald verloren – vor allem für neue Landwirtschaftsflächen. „Jährlich wird mehr als die Fläche Österreichs gerodet. In erster Linie für den Anbau von Futtermitteln, um unseren Hunger nach Fleisch zu stillen. Die Waldvernichtung befeuert die Klimakrise, verschärft das Artensterben und erhöht zugleich das Risiko für die Übertragung von Krankheitserregern, weil Tiere in die Nähe des Menschen gedrängt werden“, erklärt der WWF-Experte.
Viele der jüngsten Ausbrüche neuartiger Zoonosen – also von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten – haben ihren Ursprung auf Märkten, auf denen wilde und domestizierte, lebende und tote Säugetiere, Vögel und Reptilien auf engstem Raum gehalten und verkauft werden. Insbesondere der illegale Handel ist ein gewaltiges Problem. „Hochrisikomärkte für wildlebende Tiere müssen weltweit schließen. Dem illegalen Wildtierhandel ist ein für alle Mal das Handwerk zu legen. Gerade hier braucht es mehr Unterstützung für Entwicklungs- und Schwellenländer“, fordert Georg Scattolin.
WWF fordert „New Deal for Nature and People“
Der im September stattfindende UN-Biodiversitätsgipfel wird laut WWF ein entscheidender Moment, um die Weichen für einen weltweit verbindlichen „New Deal for Nature and People“ zu stellen. "Wir müssen unsere Beziehung zur Natur wieder ins Lot bringen und so die Gefahrenabwehr vor künftigen Pandemien stärken. Unsere Lebensgrundlage ist nur dann nachhaltig gesichert, wenn die Staats- und Regierungschefs die richtigen Lehren aus der Krise ziehen und den Planeten wieder auf Erholungskurs bringen“, sagt Georg Scattolin vom WWF Österreich.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen