Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF warnt: Bergsturz in der Silvretta ähnlich auch im Kaunertal möglich?
Auftauender Permafrost wird als Ursache des massiven Bergsturzes am Fluchthorn in der Silvretta vermutet. Eine ähnliche Gefahr sieht die Naturschutzorganisation WWF Österreich im Kaunertal: Denn auch um den dort befindlichen Gepatschspeicher gibt es Permafrostböden; Warnungen vor Instabilität der Hänge um den Speichersee wurden bereits in mehreren Gutachten dokumentiert. Dennoch soll das Kraftwerk Kaunertal allen Warnungen zum Trotz massiv ausgebaut werden. “In der Klimakrise werden alpine Berghänge instabiler. Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würde die Instabilität um den Gepatschspeicher weiter erhöhen. Vor dem Hintergrund des aktuellen massiven Bergsturzes muss Landeshauptmann Anton Mattle sich endlich mit den akuten Sicherheitsbedenken beschäftigen, anstatt den von der Tiwag gewünschten Ausbau des Kraftwerks stur durchzuboxen. Diese Frage kann nicht im Rahmen eines Bewilligungsverfahrens behandelt werden, das muss vorher geklärt werden”, fordert WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek.
Der WWF und der Verein „Lebenswertes Kaunertal” fordern daher seit Monaten den Tiroler Landeshauptmann auf, das Bauprojekt zu stoppen und eine unabhängige Fach-Kommission mit der umfassenden Überprüfung der Gefahrenlage im Kaunertal zu beauftragen. Diese muss neben der Geologie auch die Klimakrise und die auftauenden Permafrostböden berücksichtigen.
„Wenn beim Bau des Speicherkraftwerks oder beim täglichen Umpumpen zwischen den Speicherseen etwas schiefgeht, dann sind es unsere Existenzen, die auf dem Spiel stehen”, warnt Anita Hofmann, Obfrau des Vereins „Lebenswertes Kaunertal”. „Es ist völlig inakzeptabel, die Bevölkerung einem so großen Risiko auszusetzen. Der aktuelle Bergsturz zeigt, wie schnell so etwas gehen kann.”
Alpen von Klimakrise besonders stark betroffen
Die Erderhitzung lässt die Temperaturen in den Alpen deutlich stärker steigen als im globalen Durchschnitt: Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ist mit einem Anstieg um rund 3 °C bis 2050 und um bis zu 5 °C bis Ende des 21. Jahrhunderts zu rechnen. Dadurch steigt auch die Häufigkeit von Naturkatastrophen, da die auftauenden Permafrostböden und die schmelzenden Gletscher das Gestein nicht mehr im selben Maß stabilisieren. Auch das klimakrisenbedingt vermehrte Auftreten von Wetterextremen wie Starkregenereignissen kann zu verstärkter Bodenerosion und häufigeren Muren führen. Damit stellen sich insbesondere in den Alpen drängende Sicherheitsfragen für alle bestehenden und geplanten Infrastrukturen. Daher fordert der WWF bessere rechtliche Rahmenbedingungen für Sicherheitsfragen im alpinen Raum.
Das WWF-Factsheet zum Kraftwerksausbau Kaunertal finden Sie hier.
Fotos vom Gepatschspeicher im Kaunertal finden Sie hier.
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