Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF kritisiert Onlinebefragung zu Österreichs Energie- und Klimapolitik
Presseaussendung
Wien, 6. Juli 2016 – Heute startet die öffentliche Onlinebefragung zur künftigen Energie- und Klimapolitik Österreichs. Dabei geht es darum, wie Österreich nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 seine Energiewende gestalten und damit seinen Teil zur Begrenzung der globalen Erwärmung beitragen wird. Ein Grünbuch dazu wurde bereits vorgelegt. Es enthält eine ausführliche Analyse der österreichischen Energiesituation und am Ende eine Fragensammlung. Diese werden jetzt der Bevölkerung vorgelegt. Der WWF kritisiert dabei die Form der Befragung. „Der Onlinefragebogen enthält 60 hochkomplizierte Fragen. Ohne ein technisches Fachstudium ist der Fragebogen kaum auszufüllen. Hier wird nicht auf die Bürger eingegangen, was zu viel Unmut in der Bevölkerung führen kann“, warnt Karl Schellmann, Leiter des Energie- und Klimabereiches im WWF. Die Umweltorganisation zeigt auf, dass die zukünftige Energie- und Klimapolitik gerade für die Privathaushalte relevant ist, denn sie könnten bei den Energiekosten viel Geld sparen, wenn die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden.
In der Befragung soll die Öffentlichkeit im Auftrag der Bundesregierung eine umfangreiche Analyse beurteilen und 60 komplizierte Fachfragen beantworten. Der WWF kritisiert, dass die beteiligten Ministerien offensichtlich nicht gewillt oder nicht in der Lage sind die Bevölkerung in einer verständlichen Sprache einzubinden. „Das ist eine inakzeptable Hürde für eine echte Beteiligung der Bevölkerung. Wir haben auf diese Probleme in der gestrigen Startveranstaltung hingewiesen. Das wurde aber nicht ernst genommen“, so Schellmann weiter.
Dem WWF fehlt auch ein klarer Auftrag für die neue Strategie. Obwohl unser Parlament das Klimaschutzabkommen von Paris ratifiziert, hat scheinbar kein Politiker den Mut die dort enthaltenen Ziele auch als Vorgabe für die Strategie auszusprechen. Denn ernsthafter Klimaschutz in Österreich heißt, dass der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 auf fast Null reduziert werden muss. Faktisch besteht dafür rascher Handlungsbedarf, so der WWF. Ideen, wirksame Konzepte und saubere Technologien sind bereits vorhanden, aber es muss jetzt rasch gehandelt werden um teure Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Die Analyse der deutschen Fachinstitute – der Kern des vorliegenden Grünbuches – zeigt ein deutliches Bild und weist auf viele Verbesserungsmöglichkeiten in den wichtigsten Energieverbrauchssektoren Österreichs hin. Seit Jahren besteht der konstant höchste Energieverbrauch im Verkehrssektor und gleichzeitig haben wir gemeinsam mit Luxemburg die billigsten Treibstoffpreise in Europa. Die Investitionen müssen vom Straßenverkehr in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie in den Schienengüterverkehr und in saubere Antriebssysteme, wie etwa Elektroautos, umgelenkt werden.
Die durchschnittliche Energieintensität der Wirtschaft in Österreich liegt über der in der EU, die Energiepreise für die Wirtschaft sind insgesamt deutlich darunter, sogar unter den USA. Das ist ein großer Standortvorteil, der für Innovationen und die Entwicklung neuer Produkte und Märkte genutzt werden muss. Auch sollte dieser Vorteil für den Ausbau der Energieeffizienz und die Verwendung erneuerbarer Energien in der Wirtschaft genutzt werden.
Der dritte große Energieverbraucher sind die Gebäude der privaten Haushalte, des Dienstleistungssektors und der öffentlichen Hand, also Heizung, Kühlung und Warmwasser. Der durchschnittliche Heizwärmebedarf eines unsanierten Einfamilienhauses beträgt etwa 175 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Mit guter Wärmedämmung kann jedoch der Heizwärmebedarf auf 50 Kilowattstunden und oft auch weniger gesenkt werden. „Wir verschwenden derzeit in diesem Sektor mehr als 70 Prozent Energie. Die Haushalte könnten mit umfassenden thermischen Sanierungen somit 70 Prozent der Heizkosten sparen“, so Schellmann abschließend.
Weitere Informationen:
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF, Tel. 01-48817-216; E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren