Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
140-Kilo-Stör vor Wilderei gerettet und in Donau freigelassen
Illegal gefangener Beluga-Stör sollte auf Schwarzmarkt verkauft werden, Polizei rettet ihn vor sicherem Tod – Astronomische Kaviar-Preise befeuern Überfischung der meistbedrohten Artengruppe der Welt – Von WWF ausgebildete Behörden sind wachsam

Wien/Tulcea, 22.03.2021 – Ein 140 Kilo schwerer und zweieinhalb Meter langer Beluga-Stör wurde vor Wilderern in der Donau gerettet, berichtet die Naturschutzorganisation WWF Österreich. Die rumänische Grenzpolizei erwischte zwei Männer in flagranti, als sie das frisch gefangene Riesenexemplar mit einer Pferde-Pritsche abtransportieren und zum Schwarzmarktverkauf anbieten wollten. „Dank der schnellen Reaktion der Polizei konnte der Stör vor dem sicheren Tod gerettet und wieder in der Donau freigelassen werden. Da Störe akut gefährdet sind, zählt das Überleben jedes einzelnen Tieres“, reagiert WWF-Artenschutzexpertin Jutta Jahrl erleichtert. Störe sind die meistbedrohte Artengruppe der Welt. Die Donau ist innerhalb der Europäischen Union der letzte verbliebene Fluss mit sich natürlich fortpflanzenden Populationen.

„Störe haben die Dinosaurier überlebt, aber nun bringt menschliches Profitstreben diese uralte Tierart an den Rand des Aussterbens. Illegale Fischerei ist die größte Gefahr, die durch astronomische Preise im Handel mit Kaviar befeuert wird“, warnt Jutta Jahrl. Die größten Störvorkommen gibt es noch an der unteren Donau bis zur Mündung in das Schwarze Meer. Früher waren sie in vielen europäischen Flüssen heimisch – auch in der österreichischen Donau und ihren Zuflüssen. Heute sind sieben der acht Störarten in Europa massiv bedroht. Eine Art ist bereits ausgestorben. Der Fang wildlebender Störe ist verboten und wird mit hohen Strafen geahndet. Wilderei ist dennoch ein massives Problem.

Die Kooperation mit Berufsfischer*innen ist für das Überleben der Donau-Störe von entscheidender Bedeutung. In Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine arbeiten „WWF-Störanwälte“ gemeinsam mit Fischer*innen an der Entwicklung von alternativen Einnahmequellen zur Störfischerei. In Zeiten der Pandemie macht die krisenbedingt stark steigende Arbeitslosigkeit den Schutz der Störe zu einer besonderen Herausforderung. Mit Trainingskursen unterstützt der WWF lokale Behörden, um Fischerei-Inspektionen, Grenzpolizei und Zoll mit Fachwissen im Kampf gegen den illegalen Störfang und Kaviarhandel auszustatten.
Konsum-Tipp: Nur Störprodukte mit CITES-Etikett kaufen
Konsument*innen empfiehlt der WWF, beim Kauf und Import von Störkaviar genau auf die gesetzlichen Bestimmungen zu achten. Jede Kaviardose muss verpflichtend mit einem CITES*-Etikett versehen sein, dessen Code Auskunft über die Herkunft gibt. Pro Person dürfen bis zu 125 Gramm Kaviar ohne Genehmigung für den eigenen Gebrauch eingeführt werden. Die Dose muss legal erworben und im persönlichen Gepäck mitgeführt werden. Gute Alternativen zu Störkaviar sind MSC-zertifizierte Eier anderer Fischarten wie Lachs oder Seehase.
* Die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES) ist eine internationale Konvention, die den nachhaltigen, internationalen Handel mit den in ihren Anhängen gelisteten Tieren und Pflanzen gewährleisten soll.
Mehr Informationen zum Stör-Schutzprojekt: https://danube-sturgeons.org
WWF-Broschüre ‚Störe und Kaviar – Grundlagen für den legalen Kaviarhandel‘: https://cutt.ly/4rAc80I
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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