Ein Jahr vor EU-Deadline sind zentrale Fragen immer noch offen – Lücken und Defizite bei Finanzierung und Einbindung der Öffentlichkeit
Marchfeld-Schnellstraße S8 ist staatlich verordnete Geldvernichtung

Wien, Freitag, 2. Juli 2010 – Als staatlich verordnete und sinnlose Geldvernichtung bezeichnet der WWF die geplante Marchfeld-Schnellstraße S8. Die neue Straße, die insgesamt 34 Kilometer lang ist, soll Wien mit Bratislava verbinden und würde rund 600 Millionen Euro kosten. Trotz einer negativen Rentabilität von 415 Millionen Euro und der schon bestehenden Autobahnverbindung (A6) in nur 20 Kilometer Entfernung hält Bundesministerin Doris Bures am Straßenbau fest. Kostengünstigere und umweltverträglichere Alternativen wie Umfahrungen oder der Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln werden weitgehend ignoriert. „Die S8 würde wie ein Messer durch die wertvollen Natura-2000-Gebiete schneiden und einen zukünftigen Nationalpark March-Thaya-Auen gefährden. Wir erwarten uns hier einen verantwortungsvolleren Umgang von Verkehrsministerin Doris Bures mit Österreichs östlichstem Naturschatz und wünschen uns den starken Einspruch von Umweltminister Niki Berlakovich gegen das Projekt“, so Gerhard Egger, Naturschutzexperte des WWF.
„Bereits 2011 soll der Spatenstich zur neuen S8-Marchfeld-Schnellstraße erfolgen. Angesichts des horrenden Schuldenbergs der ASFINAG und der allgemeinen Budgetsituation, stellt man sich als Steuerzahler die Frage, warum ein solch überdimensioniertes und teures Projekt überhaupt zur Einreichung kommen kann“, wundert sich Egger. Nicht nur gilt die S8 als eine der unrentabelsten Autobahnen Österreichs, sondern es existiert bereits eine Autobahnverbindung Wien-Bratislava in nur 20 Kilometer Entfernung. Und würde man kostengünstigere Varianten nehmen wie Ortsumfahrungen oder den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, könnte man mit der veranschlagten Summe die Region besser fördern und tatsächlich zu einer Verkehrsentlastung der Gemeinden beitragen.
Nicht nur finanziell ist die S8 ein Reinfall. Auch in ihren Auswirkungen auf den Klima- und Naturschutz zieht die Schnellstraße eine negative Bilanz. Die strategische Umweltprüfung ergab, dass die Schnellstraße insgesamt zusätzlichen Verkehr in die Region bringt und die Ortsdurchfahrten nicht effizient entlasten kann. „Anstatt den Verkehr zur Erreichung der Kyoto-Klimaziele Österreichs zu bremsen wird hier buchstäblich noch mehr Öl ins Klimafeuer gegossen“, warnt Egger.
Nicht nur die geplante Straße allein, auch die damit verbundene Infrastruktur wie Straßenanschlussstellen und Raststätten würden die Region der March-Thaya-Auen beeinträchtigen. Durch das Straßenprojekt betroffen wäre die Vielfalt des Lebens von mehr als 500 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Die March-Thaya-Auen und ihre unmittelbare Umgebung sind ein Hort der biologischen Vielfalt von europäischer Bedeutung. „Wir dürfen nicht zulassen, dass aus kurzsichtigen politischen Gründen Projekte umgesetzt werden, die Österreich viel Geld kosten und kaum einen Mehrwert bringen. Vielmehr sollten die vorliegenden umweltfreundlichen Verkehrskonzepte als Alternative zur Schnellstraße ernsthaft erwogen werden“, fordert Egger. Der WWF schlägt insbesondere die Schaffung eines Nationalparks oder Biosphärenparks in den March-Thaya-Auen als nachhaltige Entwicklungsoption für die Region vor.
Weitere Informationen:
Franko Petri, WWF-Pressesprecher, Tel. +43-1-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at, Website: www.wwf.at, www.die-au.at.
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