Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Forderung nach wolfsfreien Zonen in den Alpen ist fachlicher Nonsens

Presseaussendung
Wien, am 1. 9. 2017 –Der WWF lehnt die Forderung nach wolfsfreien Zonen in den Alpen, wie sie gestern vom Tiroler Bauernbunddirektor Peter Raggl erhoben wurden, entschieden ab. „Der Abschuss von Wölfen schützt Nutztiere nicht! Ganz im Gegenteil – getötete Wölfe führen oft sogar zu einem Ansteigen an Nutztierrissen“, stellt Christian Pichler, WWF -Wolfsexperte, einmal mehr klar. „Wenn man eine populistische Forderung immer wieder wiederholt, wird sie deswegen nicht wahrer. Die einzige wirksame Methode zum Schutz von Schafen ist der Herdenschutz. Wer solche Erkenntnisse ignoriert und stattdessen auf Abschuss als Lösung setzt, verkauft die Almbauern für dumm“, so Pichler.
„Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden greift zu kurz und ist oft sogar kontraproduktiv“, fasst Pichler die Ergebnisse von Untersuchungen aus den USA und Europa zusammen, „solche Eingriffe bringen die soziale Struktur in Wolfsrudeln durcheinander. Der Abschuss eines Elterntieres kann beispielsweise dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und die jüngeren, unerfahreneren Wölfe dann auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen." Das Herausschießen von Wölfen sorgt also dafür, dass die Anzahl der Risse in Folge sogar steigen würde. Wolfsfreie Zonen blieben außerdem nicht lange wolfsfrei: Wölfe können bis zu tausend Kilometer weit wandern, weshalb immer wieder wandernde Einzeltiere aus umliegenden Regionen diese Gebiete besuchen würden.
Abgesehen von diesen wildökologischen Tatsachen, widersprechen solche Zonen geltendem EU-Naturschutzrecht, denn dieses verlangt von jedem Mitgliedsstaat, für seine geschützten Arten zu sorgen, damit diese wieder einen „günstigen Erhaltungszustand“ erreichen. Davon kann derzeit noch keine Rede sein: Im Tiroler Fulpmes wurde im April und Mail zuletzt ein Wolf nachgewiesen. In Südtirol gibt es seit dem Vorjahr ein Wolfspaar in Deutschnonsberg. Und in Bayern leben zwei bis drei Wölfe am Gruppenübungsplatz Grafenwöhr sowie ein Rudel im Bayerischen Wald.
Der Wolf ist deshalb streng geschützt und darf – mit Ausnahme weniger Populationen in einigen EU-Ländern – nicht bejagt werden. Wer illegal einen Wolf schießt, begeht eine Straftat, die mit bis zu zwei Jahren Freiheitsentzug geahndet werden kann.
Der WWF ist sich bewusst, dass die wirtschaftliche Situation der Almbauern schwierig ist bzw. zunehmend schwieriger wird. Der Wolf hat daran aber einen geringen Anteil und kann deshalb auch nicht zum Sündenbock gemacht werden. Gerade aus Naturschutzsicht ist die extensive Beweidung zu unterstützen, weshalb es dem WWF ein großes Anliegen ist, gemeinsam an konstruktiven Lösungen für Konflikte, die im Zusammenleben mit Beutegreifern wie dem Wolf auftreten, zu arbeiten. Der Fokus ist aus Sicht des WWF eindeutig auf der Verbesserung des Herdenschutzes zu legen.
Für die Generationen vor den heutigen Almbauern war es noch selbstverständlich, den gesamten Sommer über bei den Tieren im Gebirge zu sein. Die Beweidung hat sich erst seit wenigen Jahrzehnten entwickelt. Die Haltungsform der Freiweide ohne Aufsicht und Weideführung ist auch ohne Wolfsanwesenheit dringend zu hinterfragen, weil sie in Bezug auf Tierwohl und Beweidungsregime grobe Nachteile aufweist. Herdenschutz sorgt also nicht nur für weniger Nutztierrisse, sondern hat auch positive Tierschutz-Aspekte.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.
Tag des Thunfischs: Rückkehr des Blauflossen-Thunfischs als wichtiger Artenschutz-Erfolg
Artenschutz zeigt Wirkung: Bestände des Blauflossen-Thunfischs nach über 30 Jahren endlich stabil – WWF fordert mehr Einsatz für nachhaltige Fischerei
WWF und Land Tirol setzen Maßnahmen für gefährdete Vogelarten am Inn
Seltene Vögel zur Brutzeit an den Inn zurückgekehrt – Land Tirol unterstützt Artenschutz-Projekt INNsieme connect – Aufruf zur Rücksichtnahme auf Kiesbänken