Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Laichplatz statt Staumauer. WWF-Schutzkauf an der Enns hilft bedrohtem Donaulachs

Wien / Steyr, am 27. April 2020. Um das letzte freifließende Stück der oberösterreichischen Enns zu erhalten, erwarb die Umweltschutzorganisation WWF Österreich im Jahr 2012 ein Stück der Rederinsel in Steyr. Es war eine Aktion in letzter Sekunde, um die naturzerstörerischen Kraftwerkspläne der Ennskraft AG zu durchkreuzen. Wie sich heute zeigt, machte sich der Schutzkauf bezahlt: An der Stelle des einst geplanten Kraftwerks ist die Enns zum Lebensraum für stark bedrohte Arten geworden. Ein kürzlich dem WWF zugesandtes Video eines Spaziergängers zeigt, wie sich ein seltenes Huchen-Paar hier ihren Laichplatz einrichtet. „Der Donaulachs ist vom Aussterben bedroht, daher ist jeder noch intakte Flusskilometer überlebensnotwendig. Dass dieses Huchen-Pärchen ausgerechnet im WWF-Gebiet laicht, ist eine schöne Bestätigung für unser Engagement im Gewässerschutz“, sagt Gerhard Egger, Flussexperte des WWF Österreich. Das eindrucksvolle Laichschauspiel des Huchens, bei dem die Weibchen Schotter für ihre Laichgruben ausheben, wird jedoch immer seltener. Denn der Lebensraum der in Österreich stark bedrohten Art hat sich enorm verkleinert. Alleine über 5.200 Wasserkraftwerke durchschneiden Österreichs Gewässer. Dabei verfehlen acht von zehn Anlagen die ökologischen Mindeststandards. „Damit der Huchen nicht gänzlich aus Österreichs Flüssen verschwindet, muss die Politik die letzten freifließenden Flüsse vor der Verbauung schützen und schärfere Kriterien bei der Subventionsvergabe verankern“, fordert WWF-Experte Egger.
Der Huchen ist mit bis zu 1,5 Metern und 50 Kilogramm der größte lachsartige Fisch Europas und in Österreich eine stark gefährdete Art. Rund 80 Prozent der ursprünglichen Laichplätze des Huchens sind heute nicht mehr vorhanden. „Leider werden ökologische Bedenken im Zusammenhang mit Wasserkraftprojekten viel zu oft ignoriert und im Verfahren kleingeredet. Auch beim Ennskraftwerk in Steyr mussten erst neue Eigentumsverhältnisse geschaffen werden, um den Schutz dieses wichtigen Lebensraums zu sichern“, erinnert WWF-Experte Gerhard Egger. Mehrere Umweltschutzorganisationen sowie die Bürgerinitiative „Rettet die fließende Enns“ machten jahrelang gegen die umweltschädlichen Kraftwerkspläne in Steyr mobil. Es war schließlich der Ankauf der Insel durch den WWF Österreich, der den Erhalt der vier Kilometer langen Enns-Strecke mitsamt ihren wertvollen Ufer- und Auwäldern sicherte.

„Wir freuen uns ganz besonders, dass nach den erfolgreichen Schutzbemühungen nun auch die Früchte dieser Arbeit eingeholt werden können. Denn das Laichgeschehen, das hier dokumentiert wurde, fand haargenau an dem Platz statt, wo die Staumauer des verhinderten Kraftwerks Rederbrücke stünde und wäre nach Finalisierung des unsinnigen Projektes nicht möglich gewesen“, sagt Peter Prack von der Bürgerinitiative Rettet die fließende Enns und fordert: „Die Bemühungen für den Erhalt des geretteten Flussabschnitts müssen weitergehen. Nur zwei Kilometer oberhalb der einmündenden Steyr wird dem Fluss Geschiebe entnommen. Wir fordern daher die Entwicklung eines umfassenden Plans, um der Enns dieses Material wieder zurückzugeben. Das könnte die letzte freie Fließstrecke weiter aufwerten und ihre wichtige, durch den Huchen eindrucksvoll belegte Funktion als Lebensraum weiter stärken“, so Prack.
WWF warnt vor neuen Bedrohungen
Stabile Huchen-Populationen sind nur noch auf etwa 250 Flusskilometern zu finden. Bevorzugte Laichplätze findet der Fisch vor allem in den Donauzuflüssen. Während das Ennskraftwerk in Steyr 2012 durch den WWF-Schutzkauf der Rederinsel verhindert werden konnte, bedrohen neue Kraftwerksprojekte, wie an der Ybbs oder der Oberen Mur, überlebenswichtige Zufluchtsorte des Huchens. Der WWF Österreich fordert daher von der Bundesregierung konkrete Naturschutzkriterien bei der Subventionsvergabe für den Kraftwerksbau und setzt sich für den Abbau veralteter Flussverbauungen ein.

Rückfragen und Kontakt
Vincent Sufiyan
Pressesprecher WWF Österreich
Tel.: 0676 834 88 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Gerhard Egger
Gewässerschutzexperte WWF Österreich
Tel.: 0676 834 88 272
E-Mail: gerhard.egger@wwf.at
Peter Prack
Bürgerinitiative „Rettet die fließende Enns“,
Tel.: 0699 119 89 540
E-Mail: peter_prack@hotmail.com
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch