Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.
Alarmglocken für den Ozean

Wien, 16.09.2015 – Die biologische Vielfalt der Meere nimmt ab, warnt der WWF in seinem heute veröffentlichten „Living Blue Planet Report“. Im Schnitt haben sich Populationszahlen von Meeressäugern, Seevögeln, Reptilien und Fischen innerhalb von 40 Jahren halbiert. Wirtschaftlich wichtige Fischbestände etwa von Makrelen, Thunfischen und Bonitos* brachen sogar um 74 Prozent ein. Heute gilt jede vierte Hai- oder Rochenart als vom Aussterben bedroht. Hauptursache für diesen Exodus ist die weltweite Überfischung. Besonders hart trifft der Rückgang der Fischbestände Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern. „Überfischung beeinträchtigt nicht nur die Balance des Lebens in den Meeren, sondern auch von Küstengemeinden, wo soziale und wirtschaftliche Strukturen oft direkt vom Fisch abhängen. Ein Kollaps der marinen Ökosysteme verschlimmert Armut und Hunger und verursacht eine wirtschaftliche Talfahrt“, warnt Axel Hein, Meeresexperte des WWF. Für drei Milliarden Menschen weltweit ist Fisch die wichtigste Eiweißquelle. Weltweit ist Fisch eines der am intensivsten gehandelten Güter mit einem jährlichen Handelsvolumen von 144 Milliarden US-Dollar. Laut einer WWF Studie stellen die Weltmeere Güter und Dienstleistungen im Wert von 2,5 Billionen US-Dollar pro Jahr zur Verfügung und wären damit die siebtgrößte Volkswirtschaft.
Raubbau durch den Menschen ist laut WWF die Hauptursache für den Einbruch der marinen Artenvielfalt, hinzu kommt die Zerstörung von wichtigen Lebensräumen wie Korallenriffen, Seegraswiesen und Mangrovenwäldern. Drei Viertel der weltweiten Korallenriffe gelten derzeit als bedroht und ein Fünftel der Mangrovenwälder sind zwischen 1980 und 2005 der Errichtung von Aquakulturanlagen, touristischer Infrastruktur oder landwirtschaftlicher Nutzung zum Opfer gefallen. Pläne für Rohstoffabbau nehmen selbst schwer zugängliche Lebensräume wie Tiefsee und Polarmeere ins Visier, die ein empfindliches Gefüge hochangepasster Arten beherbergen. Überfischung, Verschmutzung und Habitatverlust werden letztendlich durch den fortschreitenden Klimawandel verstärkt, obwohl rund 30 Prozent des weltweit produzierten Kohlendioxids von den Meeren absorbiert wird. Die Versauerung und Erwärmung der Ozeane gehen derzeit schneller voran als in Millionen Jahren zuvor.
„Wir haben den Bogen extrem überspannt. Unsere Meere brauchen dringend Erholung, um nicht vor unseren Augen zu kollabieren. Der Ozean als dynamisches System mit unzähligen Verflechtungen hätte prinzipiell ein gutes Erholungspotenzial. Dafür müssen wir den Raubbau in den Griff bekommen“, sagt Axel Hein. Meeresschutzgebiete ohne menschliche Nutzungen, nachhaltige Fischerei und Maßnahmen zum Klimaschutz seien unverzichtbare Instrumente für den Kurswechsel. Der WWF fordert, in den neuen „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen Ende September ambitionierte Ziele zum Schutz der Ozeane festzulegen. Bis 2020 müssten mindestens 10 Prozent der wertvollen marinen Lebensräume in Küstennähe und auf Hoher See als Meeresschutzgebiete ausgewiesen und mit entsprechendem Management versehen werden. Den gleichen Zeitraum setzte sich die Weltgemeinschaft, um für sämtliche globalen Fischbestände ein nachhaltiges Management einzusetzen, das die Überfischung vermeidet, Wiederaufbaupläne einsetzt und die marine Umwelt vor Schäden durch die Fischerei bewahrt. Auch eine wirksame internationale Vereinbarung zum Stopp der Klimaerwärmung hat laut WWF eine enorme Bedeutung für den Schutz der Meere.
Fish Forward – WWF Projekt zu nachhaltigem Fischkonsum in elf europäischen Ländern:
Die EU-kofinanzierte Informationskampagne „Fish Forward“ soll zwischen Nordsee und Adria das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Europas Fischkonsum und den ökologischen Auswirkungen auf die Weltmeere sowie die Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungsländern schärfen. Die Kampagne startet diesen Herbst, im Europäischen Jahr für Entwicklung 2015.
Hintergrund Living Blue Planet Report:
Die Analyse des marinen Living Planet Index umfasst 5.829 marine Populationen von 1.2334 Arten, darunter Säugetiere Seevögel, Reptilien und Fischarten.
*wissenschaftlich zusammengefasst in einer Familie der „Makrelenartigen“ (Scombridae)
Weitere Informationen:
Florian Kozák, Pressesprecher Fish Forward Projekt WWF, Tel: +43 676 83 488 276, florian.kozak@wwf.at
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF, Tel: +43 01 488 17 – 216, theresa.gral@wwf.at
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