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Diese Auswirkungen hat die Klimakrise auf Österreich

Die größten Risiken – und was wir dagegen tun können

17. Juni 2025

Schon jetzt spüren wir die Konsequenzen der Klimakrise deutlich: Unwetter, Überschwemmungen und Murenabgänge prägen zunehmend den Alltag vieler Gemeinden. Doch wie drastisch werden sich die Folgen der Klimakrise in Zukunft noch verschärfen – und welche Maßnahmen können wir dagegen ergreifen?

Der „Zweite Österreichischer Sachstandsbericht zum Klimawandel“ beantwortet diese Fragen. Der umfassende und interdisziplinäre Bericht wurde von mehr als 200 Wissenschaftler:innen geschrieben. Er ist damit die wissenschaftliche Basis jeder Klimadiskussion. Und trotz der bedrohlichen Zukunftsszenarien gibt es auch gute Nachrichten: Es ist noch nicht zu spät, um wirksam zu handeln!

Hitze bedroht unsere Gesundheit – gerade in Österreich

Fakt ist: In Österreich ist bereits jetzt ein starker Anstieg der Temperaturen feststellbar. Dieser hat sich besonders seit den 1980er Jahren rasant beschleunigt. Die Prognosen zeigen zumindest bis Mitte des Jahrhunderts einen weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur. In Österreich ist die Lage besonders ernst: Hierzulande müssen wir uns auf einen stärkeren Temperaturanstieg als im globalen Mittel gefasst machen. Das liegt vor allem an der zentralen Lage Österreichs in Europa, denn Landflächen erwärmen sich schneller als Ozeane.

Steigende Temperaturen führen vor allem in Städten zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko. Besonders gefährdet sind ältere oder kranke Menschen, Kleinkinder, armutsgefährdete Personen und all jene, die ihre Arbeit im Freien verrichten. Zunehmende Hitzewellen werden den Prognosen nach zu mehr hitzebedingten Todesfällen und Krankheiten führen. Und häufigere Tropennächte in Österreich sorgen für schlechteren Schlaf und generell eine schlechtere Lebensqualität.

Besonders wichtige Maßnahmen, um sich der Klimakrise anzupassen, sind deshalb die Ausweitung von Grünflächen, die Entsiegelung von betonierten, asphaltierten und gepflasterten Flächen, eine hitzebeständigere Baustruktur und die Anpassung der Arbeitszeiten.

Parkplatz

Schwere Schäden durch Brände, Hochwasser, Dürren und Muren

In Österreich wird sich die Klimakrise laut des Berichts zunehmend durch extreme Wetterereignisse zeigen: Langanhaltende Dürren, heftige Überschwemmungen, verheerende Murenabgänge und Steinschläge, vermehrte Sturmschäden an Gebäuden und Wäldern und gefährliche Waldbrände kommen vermehrt auf uns zu.

Das Risiko von Dürren und starker Trockenheit wird vermutlich besonders im Osten Österreichs zunehmen. In der Landwirtschaft wird wohl die Produktivität sinken und der Bewässerungsbedarf steigen, was auch die Wasserversorgung für Haushalte beeinträchtigen kann. Trockenheitstolerante Pflanzen, eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung und der Ausbau von Wasserversorgungsnetzen müssen deshalb priorisiert werden.

Gleichzeitig erhöht sich durch Starkregen- und Flusshochwasser die Wahrscheinlichkeit für Überschwemmungen, heißt es im Bericht. Vor allem in Gebieten mit stark versiegelten Böden kann das verheerend sein. Der WWF kämpft daher intensiv gegen den Flächenfraß und die Verbauung in Österreich und für die Renaturierung von Mooren, Wäldern und Flüssen – denn diese können im gesunden Zustand bei Starkregen die extremen Wassermassen besser zurückhalten.

Auch Murenabgänge, Lawinen und Steinschläge werden in österreichischen Gebirgstälern voraussichtlich zunehmen. Das kann die Straßen, Stromleitungen, Seilbahnen und Staudämme beschädigen und ganze Gemeinden von der Außenwelt abschneiden, für Menschen lebensgefährlich sein, aber auch zu hohen Reparaturkosten und wirtschaftlichen Verlusten führen.

Auch in Österreich ist prognostizierte, dass das  Waldbrandrisiko steigt, das unter anderem durch Hitzewellen und veränderte Niederschläge ausgelöst wird. Deshalb ist die Umsetzung eines integralen Brandmanagementkonzeptes wichtig.

Österreichische Biodiversität am Limit

Das Ergebnis des Klimasachstandberichts ist eindeutig. Die Natur ist immer stärker unter Druck, Lebensräume werden zerstört, Tier- und Pflanzenarten werden verstärkt aussterben. Sensible Ökosysteme wie etwa Naturwälder und Moore können wichtige Funktionen (Ökosystemdienstleistungen) nicht mehr übernehmen – etwa die Speicherung von Kohlenstoff. Der Verlust der genetischen Vielfalt und das Aussterben von Arten erfordern eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und intensive Schutzbemühungen.

Der unnatürlich schnelle Temperaturanstieg gefährdet laut des Berichts die biologische Vielfalt in den österreichischen Alpen. Und leider wird die Klimakrise wohl auch verheerende Auswirkungen auf unsere Wälder haben: Steigende Temperaturen und lange Dürreperioden verlangsamen das Wachstum und werden die Baumarten und die Zusammensetzung der Wälder verändern müssen.

Durch Trockenheit und Hitze wird die Gesundheit der Bäume geschwächt. Dadurch verringert sich auch die Schutzwirkung ganzer Wälder für Gemeinden und Infrastrukturen in Tälern, unter anderem vor Schneelawinen und Murenabgängen. Die Erhaltung vielfältiger und resilienter Wälder mit einer natürlichen Verjüngung und hohem Totholzanteil ist deshalb eine wichtige Maßnahme. Der WWF hat hier noch weitere natürliche Schutzmaßnahmen wie Renaturierung von Flussufern und Auen oder mehr natürliches Grün in Städten vorgeschlagen.

Auf dem Bild ist eine Zimtwanze zu sehen, die gerade auf einer Pflanze mit lila Blüten sitzt und aus dem Bild hinaus blickt.

Hohe Kosten für Wirtschaft und Infrastruktur drohen

Die Klimakrise bedroht auch die Energiesicherheit in Österreich. Zu den möglichen Auswirkungen gehören Einschränkungen bei der Versorgung von Haushalten und Industrie sowie Schäden an der Infrastruktur. Das Risiko für Stromengpässe durch komplexe Wetterereignisse wie Kälteeinbrüche, langanhaltende Trockenheit oder starken Kühlungsbedarf während Hitzewellen wird laut des Berichts steigen. Umso wichtiger ist eine widerstandsfähige Infrastruktur, die bessere Vernetzung des europäischen Energiesystems und eine klimaangepasste Netzplanung. Auch höhere dezentrale Reservekapazitäten sind notwendig, um wirtschaftliche Verluste zu begrenzen und die Stabilität der Stromnetze möglichst zu erhalten.

Auch die Entwicklung der österreichischen Tourismusindustrie ist durch die Klimakrise in Gefahr. Weniger Schneefälle und seltener werdende Tage mit geschlossener Schneedecke bedrohen schon jetzt den Schnee- und Eissporttourismus in Österreich – einige hochalpine Regionen werden aufgrund des auftauenden Permafrosts für den Sommertourismus nicht mehr sicher erreichbar sein.

Die Klimakrise wirkt sich deutlich auf die Wirtschaft aus. Neben den direkten Risiken für Mensch und Natur in Österreich verursacht die Klimakrise auch hohe finanzielle Schäden: Die klimabedingten Schäden in Österreich betragen derzeit durchschnittlich 2 Milliarden Euro pro Jahr. Bis 2030 müssen wir mit 2,5 bis 5,2 Milliarden und bis 2050 mit 4,3 bis 10,8 Milliarden Euro rechnen. Bedacht werden muss auch, dass steigende Temperaturen zudem die Arbeitsproduktivität der Menschen einschränken. Entschlossenes und wirksames Handeln zur Eindämmung der Klimakrise und zur Anpassung von Lebensräumen ist deutlich billiger als Nicht-Handeln und daher auch das rentablere Investment. Wie sich Unternehmen auf wissenschaftlicher Basis in Richtung Klimaneutralität entwickeln können zeigen wir hier.

Gemeinsam können wir viel verändern!

Die Beobachtungen und Erkenntnisse der Klimawissenschaft sind alarmierend – eine Weiterentwicklung zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft ist unumgänglich. Ein sparsamer und effizienter Umgang mit Energie, Rohstoffen und der Natur sind lebenswichtig. Nur dadurch können wir unsere Lebensqualität erhalten und in einigen Bereichen weiterentwickeln. Doch die Zeit zu handeln ist jetzt! Um die Klimaneutralität in den nächsten 15 Jahren zu erreichen, wie es die Österreichische Bundesregierung laut Regierungsprogramm vorhat, braucht es sofortige und weitreichende Maßnahmen in allen Sektoren.

Helfen Sie uns im Kampf gegen die Klimakrise!

Mit engagierten Menschen aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und Zivilgesellschaft stellt sich der WWF der Herausforderung, die Erderhitzung zu stoppen. Wir arbeiten weltweit, in der EU und in Österreich mit Unternehmen und Finanzinstituten zusammen, um Märkte und Branchen nachhaltig zu verändern. Mit Initiativen wie dem „Appell der Wirtschaft“ haben wir notwendige politische Maßnahmen vorangetrieben. Mit gezielten Aktionen wie dem „Stromanbieter-Check“ unterstützen wir Endverbraucher:innen dabei, etwas im Klimaschutz zu bewegen.

Helfen auch Sie uns mit Ihrer Spende im Kampf gegen die Klimakrise! Mit einer Patenschaft für die Natur in Österreich können Sie ebenso unsere Arbeit unterstützen. Denn die heimische Natur zu erhalten ist eine wichtige Basis für wirksamen Klimaschutz.

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