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© Franko Petri

Wieso gibt es immer mehr Überschwemmungen?

24. Juli 2024

Reißende Wassermassen in den Straßen, verängstigte Menschen auf Dächern und zerstörte Existenzen – solche Bilder sind immer häufiger zu sehen. Wissenschaftler:innen warnen schon lange davor, dass extreme Regenfälle zukünftig weiter zunehmen werden.

Überschwemmungen an sich sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufs: Starker Regen oder schmelzender Schnee führen zu mehr Wasser, das sich in Flüssen sammelt und abfließt.

Doch durch die immer extremeren Niederschläge steigen viele Bäche und Flüsse in kürzester Zeit um mehrere Meter in ihrem Wasserstand an. Durch starke Verbauung fehlen oft die natürlichen Retentionsräume, die das Wasser aufnehmen, wenn Flüsse das viele Wasser nicht mehr abtransportieren können. Extreme Hochwasserereignisse sind die Folge. Gerade im dicht besiedelten Mitteleuropa können diese besonders zerstörerisch sein.

Die Auslöser für die sich häufenden Starkregenereignisse und Hochwasserschäden sind zum Großteil menschengemacht. Wir erklären, was die wichtigsten Ursachen sind und was der WWF dagegen unternimmt.

Ursache 1: Klimakrise

Studien zeigen, dass häufigere extreme Starkregenereignisse auch durch die Klimakrise verursacht werden. Aufgrund der globalen Erhitzung kann die immer wärmere Luft viel mehr Wasser aufnehmen. Somit sind auch die Niederschlagsmengen größer.

Zudem beeinflusst die Klimakrise die atmosphärische Zirkulation, also die Luftbewegungen in der Atmosphäre. Regenwolken bewegen sich langsamer und es fällt mehr Regen auf kleinere Gebiete.

Mit engagierten Menschen aus der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und Zivilgesellschaft stellt sich der WWF der Herausforderung, die Erderhitzung zu stoppen. Dafür ist es am Wichtigsten, so schnell wie möglich aus Öl und Gas auszusteigen, um den weiteren Anstieg der CO2-Emissionen zu stoppen. Wir arbeiten mit Unternehmen und Finanzinstituten zusammen, um Märkte und Branchen nachhaltig zu verändern. Mit Initiativen wie dem Appell der Wirtschaft treiben wir notwendige politische Maßnahmen voran. Mit gezielten Aktionen wie dem Stromanbieter-Check unterstützen wir Endverbraucher:innen dabei, etwas im Klimaschutz zu bewegen.

Dürre

Ursache 2: Massiver Bodenverbrauch

Intakter Boden speichert Regenwasser. Wie ein Schwamm saugt er das Wasser auf und schützt somit vor Überschwemmungen. Laut Umweltbundesamt kann ein Quadratmeter gesunder, unversiegelter Boden bis zu 200 Liter Wasser speichern und damit auch extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Starkregenereignisse abmildern. Ist der Boden zubetoniert oder asphaltiert, verliert er diese Funktion. Die Wassermassen können auf Beton und Asphalt nicht versickern, sondern müssen an der Oberfläche abfließen.

Österreich geht extrem verschwenderisch mit wertvollen Böden um. Täglich werden rund 12 Hektar an wertvollen Böden verbraucht. Rund die Hälfte des verbrauchten Bodens wird auch mit Beton oder Asphalt versiegelt.

Der WWF setzt sich gegen den Flächenfraß ein und veröffentlicht Studien, Analysen und den WWF-Bodenreport. Auch Sie können uns dabei unterstützen und unsere Petition unterschreiben.

Überflutung in den March Thaya Auen

Ursache 3: Begradigte Flüsse und fehlende natürliche Überschwemmungsräume

In den letzten 100 Jahren wurden die meisten Flüsse begradigt, verbaut oder aufgestaut. Durch diese Regulierungen und Verbauungen wurde den Flüssen viel Platz weggenommen. Damit wird im Hochwasserfall das Wasser nicht nur schneller, sondern tritt auch rascher über die Ufer. Das trägt auch zur Erhöhung der Hochwassergefahren bei. Denn die natürlichen Flächen entlang der Flüsse, wie etwa Auen, fehlen heute vielerorts. Oder aber sie können ihre Funktion als Wasserspeicher und sogenannten Retentionsraum, der das Wasser für einige Zeit zurückhalten kann, nicht mehr erfüllen.

Denn viele natürliche Lebensräume wie Auen, Moore und Feuchtgebiete sind auf regelmäßige Überschwemmungen angewiesen, damit die Ökosysteme funktionieren. Sie sind natürliche Puffer und Retentionsräume gegen Hochwasserschäden. Bis heute werden Siedlungen und Gewerbegebiete zu eng an die Ufer gebaut, zu großflächig wurden und werden Auen und Feuchtgebiete trockengelegt.

Ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit des WWF ist die Durchführung von Renaturierungen an Flüssen. So setzt der WWF etwa Maßnahmen um, damit die Flüsse wieder mehr Platz bekommen und besser mit ihren Auen verbunden werden. Ein Beispiel dafür ist die March. Bei Starkregenereignissen kann sich das Wasser in der Au ausbreiten und fließt langsamer ab, was Schäden abmildern oder sogar vermeiden kann.

Ursache 4: Fehlende natürliche Wasserspeicher

Häufig fehlen wegen der massiven Verbauung natürliche Wasserspeicher. Dazu zählen etwa Feuchtgebiete, naturnahe Wälder und Moore.

Naturnahe Wälder speichern besonders viel Wasser. In abgestorbenen am Boden liegenden Bäumen (Totholz), im Waldboden selbst und in der Streu (also abgestrobenem pflanzlichen Material wie Blätter oder Zweige) werden 18 Prozent des Regenwassers zwischengespeichert. Deshalb spielen Streuschicht und Totholz für die Speicherung von Wasser im Wald eine bedeutende Rolle. Totholz speichert mit fortschreitendem Zerfallsstadium viel Wasser und gibt es danach langsam wieder ab.

62 Prozent des Regenwassers gelangen schließlich in den Boden. Einen Großteil davon – insgesamt 40 Prozent – nehmen Gräser und Sträucher mit ihren Wurzeln in den oberen Schichten auf. Nur ein kleiner Teil des Niederschlags – nämlich 22 Prozent – erreicht dann tatsächlich den tieferen Untergrund. Dieser steht den Wurzeln vieler Bäume zur Verfügung und trägt zur Neubildung von Grundwasser bei. Die neue Forschung zeigt, dass der Speichereffekt der Streuschicht auf den Wasserhaushalt von Wäldern in der Vergangenheit generell unterschätzt wurde.

Naturnahe Wälder müssen deshalb gestärkt, besser geschützt, wiederhergestellt und ins Wassermanagement integriert werden. Der WWF arbeitet daran, natürliche und naturnahe Ökosysteme zu erhalten und wiederherzustellen. Bei Naturwälder bedeutet das, diese einerseits langfristig zu erhalten und zu schützen. Andererseits müssen Wälder, die durch intensive Forstwirtschaft degradiert wurden, renaturiert werden.

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