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© WWF Malaysia/ Lau Ching Fong

Schlingfallen-Krise in Südostasien

Die grausame Jagdmethode fegt Südostasiens Wälder leer

Sie sind einfach. Billig herzustellen. Weit verbreitet. Und extrem grausam. Mehr als 12 Millionen Schlingfallen liegen nach aktuellen Berechnungen des WWF in Südostasiens Wäldern. Sie töten wahllos jedes Tier, das sich über den Waldboden bewegt, ob Wildschwein, Schuppentier, Muntjak-Hirsch oder Elefant. Besonders gefährlich sind Schlingfallen auch für Großkatzen wie Leoparden oder Tiger. Schlingfallen sind somit – neben der Zerstörung von Lebensraum – die größte Bedrohung für die Tierwelt Südostasiens und mitverantwortlich für den dramatischen Rückgang der Wildtierbestände in den letzten Jahren.

So einfach und so tödlich

Schlingfallen sind billig in der Herstellung und lassen sich leicht in großer Zahl im Wald auslegen. Oft sind sie „hausgemacht“ und bestehen aus einem einfachen Stück Draht, Kabel oder Nylonschnur. Im Wald werden die Fallen mit Blättern verdeckt, so dass sie schwer zu entdecken sind.

Das tückische an Schlingfallen ist: Sind die Tiere einmal in der Schlinge gefangen, zieht sich diese bei jedem Befreiungsversuch fester zu. Sie schneidet tief ins Fleisch und hinterlässt böse Wunden. Die gefangenen Tiere schmachten tage- oder wochenlang in der Falle und sterben am Ende qualvoll: An Hunger, Durst oder einer Wund-Infektion. Selbst in den seltenen Fällen, wo Tiere es schaffen sich zu befreien, sind die Überlebenschancen gering. Denn von der Falle verstümmelt ist ihre Fähigkeit zu gehen oder Nahrung zu finden sehr eingeschränkt.

Schlingfallen-Jagd für den illegalen Wildtierhandel

Schlingfallen werden in der Wilderei häufig genutzt. Sie sollen den illegalen Wildtierhandel mit Buschfleisch, Pelzen und Knochen versorgen. Die Nachfrage nach Wildtierprodukten ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Bevölkerung Südostasiens hat sich seit 1980 auf fast 668 Millionen Menschen verdoppelt. Mit dem gestiegenen Wohlstand in den schnell wachsenden Städten wuchs auch der Hunger auf Fleisch: Wildtier-Fleisch. Außerdem ermöglicht das seither ausgebaute Straßennetz einen einfacheren Zugang zu den einst entlegenen Waldgebieten – und den schnellen Transport von Wildtieren zurück in die städtischen Gebiete. Darüber hinaus gibt es Lücken in der Gesetzgebung zum Schutz von Wildtieren und die bestehenden Gesetze zum Schutz von Wildtieren werden oft nur halbherzig umgesetzt.

Bedrohung nicht nur für die Zielarten

Besonders tragisch ist, dass die Schlingfallen wahllos töten. Sie töten die Ziel-Tierarten für die sie eigentlich aufgestellt wurden ebenso, wie alle anderen Tierarten, die sich über den Waldboden bewegen. Insgesamt sind mehr als 700 Säugetierarten in Südostasien von Schlingfallen betroffen, darunter auch seltene und charismatische Tiere wie der Asiatische Elefant, das Sumatra-Nashorn, Saola und Banteng. Schlingfallen sind heute auch die größte Bedrohung für das langfristige Vorkommen von Tigern in Südostasien.

So können wir die Schlingfallen-Krise lösen

Lösung 1: Mehr Ranger Patrouillen

Ranger-Patrouillen bzw. Anti-Wilderei Einheiten aus den ansässigen Gemeinden sind eine wichtige Maßnahme zur Bekämpfung der Schlingfallen-Jagd. Diese Patrouillen wandern regelmäßig durch die Schutzgebiete, um die Schlingfallen zu entfernen. Dabei sind Schlingfallen alles andere als leicht zu finden. Sie sind meist klein, versteckt und sind über weite, abgelegene Gebiete verteilt. Daher haben selbst gut ausgebildete und motivierte Ranger-Patrouillen Schwierigkeiten, alle Schlingfallen zu finden und zu entfernen.

Regelmäßige Patrouillen können die Häufigkeit von Schlingfallen um bis zu ein Drittel reduzieren, insbesondere wenn sie in Gebieten durchgeführt werden, in denen zuvor noch nicht patrouilliert wurde. Das zeigen Erfahrungen aus Vietnam und Malaysia nachdem dort Patrouillen zur Schlingfallen-Entfernung gegründet wurden. Es wurde jedoch auch beobachtet, dass diese Patrouillen nur eine bestimmte Gruppe von Wilderern von abhalten Fallen zu stellen. Das bedeutet, dass Patrouillen alleine das Problem nicht lösen können, sondern auch andere Maßnahmen von Nöten sind.

Lösung 2: Strengere Gesetze und bessere Strafverfolgung

Die Regierungen der südostasiatischen Länder müssen einerseits mehr Ressourcen für Ranger und die Sicherung ihrer Naturschutzgebiete bereitstellen. Andererseits ist es erforderlich strenge Gesetze zum Schutz von Wildtieren zu erlassen. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Gesetze auch exekutiert werden, sprich dass ertappte Wilderer mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, die gesetzlich vorgeschriebene Strafe erhalten.

Darüber hinaus muss auch die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden gestärkt werden. Die ländliche Bevölkerung braucht alternative Einnahmequellen, um nicht durch Wilderei das Familieneinkommen sichern zu müssen. Hier muss auch Europas Entwicklungszusammenarbeit ansetzen.

Lösung 3: Eindämmung der Nachfrage

Die Wurzel des Problems ist die hohe Nachfrage nach Wildtier-Produkten in der städtischen Mittel- und Oberschicht. Die Senkung der Nachfrage nach Wildtier-Produkten ist also ein weiterer zentraler Hebel zur Lösung der Schlingfallen-Krise. Der WWF informiert in groß angelegten Bewusstseinsbildungskampagnen darüber, woher Wildtier-Produkte stammen, wie sie produziert wurden und dass die Produkte wirkungslos sind.

Darüber hinaus ist es ein wichtiges Signal Wildtiermärkte zu schließen. Besonders Hochrisikomärkte mit mangelhafter Hygiene, auf denen Wildtiere auch zubereitet und verzehrt werden, sind eine großes Risiko für den Ausbruch von Zoonose-Krankheiten dar. Die chinesische Regierung hat nach dem Ausbruch von COVID-19- ein Verbot des Verzehrs von Wildtieren erlassen. Jetzt sind andere Länder gefordert schnell ähnliche Verbote und Vorschriften zu erlassen.

Auch Sie können helfen. Mit Ihrer Patenschaft geben Sie uns den langen Atem gegen die Wilderei anzukämpfen.

 

WWF Info-Material

Die gesamte WWF-Studie „The Snaring Crisis“ (2020) und den Report „Snaring of Big Cats in Mainland Asia“ (2022) können Sie hier nachlesen

Daten & Fakten

  • Mehr als 12 Millionen Schlingfallen liegen geschätzt in Südostasiens Wäldern.
  • 371.856 Schlingfallen konnten Ranger zwischen 2005 und 2019 aus 11 Schutzgebieten in fünf südostasiatischen Ländern (Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Vietnam) entfernen.
  • Laos, Vietnam und Kambodscha sind besonders heftig von der Schlingfallen Krise betroffen.
  • Mehr als 700 Säugetierarten in der Region von Schlingfallen betroffen.
  • Zumindest 387 Großkatzen verfingen sich von 2012-2021 in den tückischen Schlingen. Zumeist Leoparden und Tiger, die sich außerhalb von Schutzgebieten aufhielten.

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