Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
Massive Lawinenabgänge im Osttiroler Isel-Gebiet
Geplante Kraftwerksstandorte Tauernbach und Kalserbach betroffen - WWF fordert Unterschutzstellung des Isel-Systems

Innsbruck/Lienz, am 24. März 2021 – Im Bereich zweier Kraftwerksprojekte im Osttiroler Isel-Einzugsgebiet haben sich in den letzten Wochen massive Lawinenabgänge ereignet. Am Kalserbach sowie am Tauernbach verschütten die Schneemassen just jene Stellen, an welchen die Wehranlagen der Kraftwerke geplant sind. „Drohende Naturgefahren erhöhen das Risiko für unkalkulierbare Folgekosten des Kraftwerkbaus zu Lasten von Mensch und Natur im sensiblen Flusssystem der Isel“ warnt WWF-Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch. „Lawinen sind dort keine Seltenheit, im Gegenteil. Die Kraftwerke sind genau im Gebiet eines Lawinenstrichs geplant. Sie stellen damit nicht nur eine enorm große ökologische Gefahr dar, sondern sind auch wirtschaftlich hoch riskant.“
Kein Einzelfall: Gefährliche Kraftwerksprojekte in sensiblen Gebieten
Erst vergangenen Herbst beschädigte Hochwasser und ein Murenabgang ein bereits realisiertes Kraftwerk in unmittelbarer Nähe. Die Anlage am Lesachbach, einem weiteren Zubringer der Isel, war von Beginn an höchst umstritten: Im landeseigenen Kriterienkatalog für Wasserkraftprojekte war das Bauwerk negativ bewertet worden. Der zuständige Landesrat Josef Geisler setzte sich darüber hinweg und sorgte mit einer persönlichen Weisung für die Genehmigung der Anlage. Nach nur zwei Jahren Betrieb ist das Kraftwerk heute ein Sanierungsfall und muss mit hohen Kosten repariert werden. „Schon das hätte ein Weckruf für die Politik sein müssen. Kraftwerksprojekte in derart sensiblen Gebieten sind abzulehnen, sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht“, sagt WWF-Expertin Götsch. Auch der Österreichische Rechnungshof hat die fehlende Voraussicht bei der Planung solcher Vorhaben in sensiblen Gebieten jüngst kritisiert.
Warnungen müssen ernst genommen werden
Der WWF warnte im unlängst veröffentlichten WWF-Report „Tatort Isel“ vor der Gefahr durch Naturereignisse. Auch ein Gutachten hat bereits im Jänner 2011 eine latente Gefährdung durch Lawinenabgänge für die geplante Kraftwerksanlage Haslach-Kalserbach festgestellt. Aus Sicht des WWFs könne dies zu unkalkulierbaren Folgekosten führen, die womöglich die Allgemeinheit teuer zu stehen kommen könnten. „Die Lawinenabgänge sind ein Weckruf an die Politik, den Kraftwerksbau im Isel-Einzugsgebiet endlich zu beenden. Das gesamte, hoch-sensible Gletscherflusssystem muss unter Schutz gestellt werden“, bekräftigt Gewässerschutz-Expertin Götsch.
Hintergrund: „Fluss mit nationaler Bedeutung“ droht Zerstörung
Im Jahr 1998 sind die gesamte Isel, der Kalserbach und die Schwarzach von Umweltministerium, Landwirtschaftsministerium und dem WWF als Flussheiligtümer ausgewiesen worden. Insgesamt wurden nur 74 österreichische Gewässer wie die Donau, die Mur oder der Lech als „Flüsse mit nationaler Bedeutung“ definiert. Sie sollten unangetastet bleiben. Die Isel und ihre Zubringer bilden das letzte weitgehend naturbelassene Gletscherflusssystem Österreichs. Götsch: „Die Isel ist ein einmaliger Schatz für uns und für die nächsten Generationen. Wenn aber die Zubringer beschnitten werden, droht dem sensiblen Flussökosystem der Kollaps.“
Aufgrund der akuten Bedrohung für dieses Flussheiligtum mit internationaler Bedeutung hat sich eine breite Allianz von über 40 österreichischen und internationalen Organisationen aus den Bereichen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, Fischerei, Wildwassersport und Privatwirtschaft sowie Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft gebildet. Gemeinsam mit dem WWF und dem Verein Erholungslandschaft Osttirol wurde das Isel-Manifest veröffentlicht. Darin fordert die Allianz von der Politik einen Stopp des ungebremsten Kraftwerksbaus im gesamten Gebiet der Osttiroler Gletscherflüsse, sowie die Unterschutzstellung der Isel mitsamt ihrer Zubringerflüsse.
Rückfragehinweis:
DIin Marianne Götsch
Gewässerschutzsprecherin WWF Österreich
Tel. 0676 83 488 309
E-Mail: marianne.goetsch@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung