Wildtierkameras in Georgien haben einen ganz besonderen Persischen Leoparden gefilmt: Mit nur drei Beinen legt „Aren“ rund tausend Kilometer durch den Kaukasus zurück. Es ist erst der dritte Nachweis dieser Art in zwei Jahrzehnten.
Erste Flussuferläufer zurück am Inn – WWF und BirdLife schützen Brutplätze
Seit Anfang Mai bekommt man mit etwas Glück einen der seltenen Flussuferläufer am Tiroler Inn zu Gesicht. Nach ihrem langen Rückflug aus Afrika beginnt für die Vögel nun die schwierige Suche nach geeigneten Brutplätzen: Locker bewachsene Kies- und Sandufer oder Schotterinseln. „Aufgrund der starken Flussverbauung finden die seltenen Flussuferläufer jedoch immer weniger geeignete Plätze. Deshalb bitten wir die Bevölkerung, während der Brutzeit große Schotterbänke und Inseln nicht zu betreten und die ausgewiesenen Schutzzonen zu respektieren“, sagt Evelyn Seppi, Artenschutzexpertin beim WWF Österreich. Um auf die bedrohten Vögel aufmerksam zu machen und den Störungsdruck möglichst zu verringern, hat der WWF Hinweistafeln an mehreren Standorten in Tirol und Deutschland aufgestellt.
Der Flussuferläufer ist in Mitteleuropa nur noch lückenhaft verbreitet. In Österreich gilt er als stark gefährdet und ist im Vogelschutz mit höchster Priorität eingestuft. 2020 konnten Expert*innen von WWF und BirdLife im Zuge des Projekts INNsieme nur noch elf Brutpaare am Tiroler Inn feststellen. „Jedes einzelne Brutpaar ist für das Überleben der Art von essentieller Bedeutung“, sagt Katharina Bergmüller, Leiterin der BirdLife Landesstelle Tirol. Tirol beherbergt die größte Population des Flussuferläufers in Österreich. Doch der Bruterfolg am Inn ist begrenzt, wie Bergmüller erläutert: „Von 27 geeigneten Schotterbänken waren 2020 nur zehn besiedelt – und nur sieben Brutpaare konnten erfolgreich Nachwuchs aufziehen.“ Das liegt einerseits an der generellen Zerstörung des Lebensraumes der Vögel durch Uferverbauungen und den veränderten Wasserabfluss (Schwall/Sunk) durch Wasserkraft und andererseits an dessen starker Nutzung durch den Menschen: Baden, Wassersport, Angeln, Grillen und Campieren bringen regen Betrieb an die wenigen verbliebenen naturnahen Inn-Ufer. Das führt dazu, dass manche Vögel ihre Nester stressbedingt verlassen oder sie gar nicht erst anlegen.
Bevölkerung kann – und will – mithelfen
Die scheuen Flussuferläufer brauchen in den ersten Wochen ungestörte Bereiche für ihre Nester und die Betreuung der flugunfähigen Jungvögel. Deshalb können Menschen vor allem helfen, indem sie die Betretungsregeln in ausgewiesenen Schutzgebieten einhalten und während der Brutzeit Schotterbänke und Inseln meiden. Im Artenschutzprojekt INNsieme identifizierten Expert*innen von WWF und BirdLife weitere sensible Bereiche. Auf Basis der Daten sollen 2022 gemeinsam mit Gemeinden und Anrainern Schutzmaßnahmen festgesetzt werden. Ziel der Bemühungen ist die Bewahrung störungsarmer Rückzugsgebiete in der sensiblen Brutzeit von Mai bis Anfang Juli. „Bewusstseinsbildende Maßnahmen und geeignete Lenkungskonzepte sind hier besonders wichtig, damit ein Miteinander von Mensch und Natur funktioniert“, betont Bergmüller. Die aktive Mithilfe aus der Bevölkerung ist jedoch nur eine von vielen notwendigen Schutzmaßnahmen. „Um den Fortbestand des Flussuferläufers langfristig zu sichern, braucht es wieder mehr natürliche Uferstrukturen. Nur so haben sowohl gefährdete Tierarten, als auch Anrainer genug Platz“, bekräftigt WWF-Expertin Evelyn Seppi.
Wie erste Ergebnisse einer derzeit noch laufenden Umfrage zeigen, ist ein sehr großer Teil der Befragten bereit, entsprechende Maßnahmen mitzutragen, also etwa Schotterbänke während der Brutzeit nicht zu betreten. „Allerdings wünschen sich die meisten mehr Informationen, vor allem über Tafeln, die nicht nur informieren, sondern auch ein klares Betretungs-Verbot darstellen“, erklärt Seppi. „Einige würden es sogar bevorzugen, wenn einzelne Schotterbänke komplett abgesperrt werden – sofern sie andere Schotterbänke dafür uneingeschränkt nutzen dürfen.“
INNsieme: Gemeinsames Engagement für einen lebendigen Inn
Im EU-Interreg-Projekt INNsieme hat sich der WWF Österreich mit Partnern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen, um den Inn als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Zu den Partnern gehört unter anderen die Organisation BirdLife, die sich mit dem WWF für den Schutz des Flussuferläufers engagiert.
Weitere Informationen finden Sie unter www.innsieme.org
News
Aktuelle Beiträge
Laichzeit der Fische beginnt – Kies aufgelockert für neues Leben im Bach
INNsieme connect stellt bedeutende Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wieder her – Erste Bachforelle nahm neuen Laichplatz zur Fortpflanzung sofort an
Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz: WWF und ÖKOBÜRO fordern grundlegende Überarbeitung
Entwurf zum EABG weist erhebliche Mängel auf – Umweltorganisationen verlangen Naturverträglichkeit, Beteiligung und Rechtsschutz der Öffentlichkeit und ausreichend Ressourcen
WWF-Erfolg: Neugeborene Wisente in den rumänischen Karpaten
Im Țarcu-Gebirge wurden erstmals wieder neugeborene Wisentkälber gesichtet. Die Rückkehr der mächtigen „Architekten des Waldes“ zeigt, wie erfolgreich jahrzehntelange Renaturierungsarbeit sein kann!
WWF und GLOBAL2000 zeigen Weg zu naturverträglicher Energiewende
Österreich kann bis 2040 klimaneutral und bis 2050 zum grünen Netto-Stromexporteur werden – „Weichen müssen jetzt gestellt werden”, sagen WWF und GLOBAL2000
Tiroler Naturschutzgesetz: WWF fordert „Nein” zur Demontage
Geplantes Gesetzespaket der Landesregierung hebelt Naturschutz aus und begünstigt Konzerne – WWF fordert eine grundlegende Überarbeitung des Entwurfs
Umweltkontrollbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Politik unternimmt viel zu wenig für Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität – Renaturierung und Bodenschutz Gebot der Stunde für erfolgreiches und krisensicheres Österreich
Klimastreik am 10. Oktober 2025
Die Politik muss endlich handeln! Am 10. Oktober findet wieder der Klimastreik in Wien und Linz statt.
EU-Abstimmung: WWF kritisiert Veggie-Namensdebatte als Augenauswischerei
EU plant Namensverbot für pflanzliche Produkte wie “Burger”, “Schnitzel” oder “Würstel” – WWF fordert stattdessen wirksame Anreize für pflanzenbasierte Ernährung










