Großes Abenteuer für Luchsin Luna: Sie wurde im Rahmen des „ULyCA“-Projektes in den Wäldern bei Tarvis nahe der österreichischen Grenze freigelassen. Besonders einer wartet schon sehnsüchtig auf sie: Luchsmännchen Flori.
INNsieme-Projekt: Ungewöhnliche Partnerschaft für den Inn bringt großen Erfolg
Uferrückbauten, Renaturierungen, Schutzmaßnahmen für seltene Arten, Wiederansiedlungsprojekte – die Bilanz des INNsieme-Projekts kann sich sehen lassen. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich bewertet die länder- und sektorenübergreifende Initiative als wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem lebendigeren Inn: „Im Zuge von INNsieme konnten wir gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wichtige Maßnahmen zum Schutz des Inns und seiner Biodiversität setzen – von Revitalisierungen bis zur Umweltbildung“, erklärt Projektleiter Gerhard Egger vom WWF.
Das Herzstück des Projekts bildet der Aktionsplan Artenschutz, der federführend von der Universität Innsbruck erarbeitet wurde. „Der Aktionsplan basiert auf einer umfangreichen Analyse der Flusslandschaft und enthält rund 350 konkrete Maßnahmen für einen besseren Schutz von Arten und Lebensräumen entlang der gesamten Innstrecke – von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung in die Donau“, sagt Leopold Füreder vom Institut für Ökologie an der Universität Innsbruck. „Jetzt gilt es, den Aktionsplan zügig umzusetzen und in einem gemeinsamen Monitoring sicherzustellen, dass die Arten und Ökosysteme am Inn auch tatsächlich von unserer Arbeit profitieren.“
Beliebte und belastete Lebensader
Der Inn ist der größte Fluss der Alpen und ein bedeutender Kultur- und Naturraum. Allerdings ist er aufgrund von historischen Regulierungen und Unterbrechungen durch Kraftwerke und Schutzbauten stark belastet. „Nur noch acht Prozent der Gewässerstrecke des Inns gelten als naturnah und nur noch 30 Prozent der Seitenbäche sind ohne jegliche Unterbrechung mit dem Inn verbunden“, mahnt Gerhard Egger vom WWF. „Dank des INNsieme-Projekts gibt es für gefährdete Arten wieder Hoffnung auf Erholung, etwa für Äsche, Flussuferläufer oder Deutsche Tamariske.“ Um auch für gefährdete Arten wieder eine Lebensgrundlage am Inn zu schaffen, müssen die Belastungen sukzessive reduziert und dem Inn wieder mehr Raum gegeben werden. „Durch Schutzmaßnahmen, die Renaturierung von intakten Abschnitten und die Reduktion der Belastungen – vor allem im Umfeld von Wasserkraftnutzung und Schutzbauten – kann die Artenfülle wieder an den Inn zurückkehren“, erklärt Leopold Füreder von der Uni Innsbruck.
„Mit dem grenzüberschreitenden INNsieme-Projekt und weiteren Initiativen wie „der.inn – lebendig und sicher“ haben wir in den vergangenen Jahren viele konkrete Projekte entlang des Inns und an seinen Zuläufen bereits umsetzen können. Der ausgearbeitete Aktionsplan ist nun die Grundlage für die nächsten Schritte, um dem Inn seine Natürlichkeit zurückzugeben“, sagt die Naturschutzlandesrätin von Tirol, Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe. „INNsieme beweist, dass im Zusammenspiel zwischen Naturschutzorganisationen, Kraftwerksbetreibern, Wissenschaft und der öffentlichen Verwaltung als gemeinsame Projektpartner – also „insieme“ – konkreter Naturschutz umgesetzt werden kann.“
Auch die Bevölkerung unterstützt die Maßnahmen: „Die Menschen im Einzugsgebiet des Inns messen dem Fluss eine sehr hohe Bedeutung bei und sehen ihn vorrangig als Erholungs- und als Naturraum“, sagt Felipe. „Wie eine im Rahmen des INNsieme-Projekts durchgeführte Umfrage gezeigt hat, sprechen sich 93 Prozent der Befragten für den Schutz und die Renaturierung des Inns aus. Die Bewahrung und Wiederherstellung eines artenreichen, lebendigen und funktionsfähigen Inns ist deshalb eine zentrale Aufgabe, die wir auch in Zukunft konsequent verfolgen sollten.“
„INNsieme zeigt uns, dass verschiedene Projektpartner über Grenzen hinweg zusammenarbeiten können, mit dem Ziel, den Inn in seiner Vielfalt zu erhalten und in vielen Bereichen zu verbessern“, sagt Karl Heinz Gruber von der VERBUND Wasserkraft. „Nutzungsinteressen zum Wohle der Allgemeinheit und Naturschutz gehen dabei Hand in Hand. Wir nutzen Potenziale und bemühen uns um Ausgleich, damit Positives erhalten bleibt und Neues entstehen kann. Die heimische Wasserkraft, die schon seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Strom beiträgt, steht in einem besonderen Spannungsfeld. Umso mehr ist es erfreulich, dass der VERBUND zahlreiche konkrete Naturschutzmaßnahmen einbringen konnte, die zu einer sichtbaren Aufwertung des Naturraums führen.“
Drei Jahre INNsieme-Projekt:
Von 2019 bis 2022 erarbeiteten die vier Hauptpartner und 17 Unterstützer und Netzwerkpartner des EU-Interreg-Projekts INNsieme ein Gesamtkonzept für die Bewahrung und Wiederherstellung der Artenvielfalt am Inn mit rund 350 konkreten Maßnahmenvorschlägen, etwa für Aufweitungen, Trittsteine und eine bessere Durchgängigkeit des Flusses und seiner Zubringer. Erste Maßnahmen konnten bereits umgesetzt werden, darunter der Rückbau von 600 Metern Ufer an der Mattig, die Revitalisierung eines Feuchtgebiets in Neuötting, die Renaturierung des Schlitterer Gießen, ein Modellversuch zur Konfliktlösung mit dem Biber am Völser Gießen, Maßnahmen zum Schutz des Flussuferläufers und ein erfolgreiches Pilotprojekt zur Wiederansiedlung des Zwergrohrkolbens mit fast 900 Stecklingen an zwei verschiedenen Standorten.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts lag in der Information der Bevölkerung: „In drei Jahren haben wir 15 große und kleine Flusserlebnistage, mehrere Inndialoge und rund 100 Schulstunden zum Thema Inn durchgeführt sowie eine Kurzfilmreihe produziert“, sagt Gerhard Egger vom WWF. „Gemeinsam mit dem Verein natopia konnten wir mit dieser Umweltbildungsarbeit wichtige Grundlagen für umweltfreundliches Handeln legen.“
Weitere Informationen finden Sie unter www.innsieme.org
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