Studie zu Kaunertal-Ausbau zeigt fehlende Wirtschaftlichkeit – Projekt wäre teuerstes Pumpspeicherkraftwerk Österreichs – WWF fordert Wirtschaftlichkeitsprüfung aller Alternativen
Kaunertal-Petition: Bereits 20.000 Unterschriften für intakte Natur

Bereits mehr als 20.000 Menschen haben die von WWF Österreich gemeinsam mit Österreichischem Alpenverein, Deutschem Alpenverein, WET (Wildwasser Erhalten Tirol), “lebenswertes kaunertal” und anderen initiierte Petition “Stopp Ausbau Kraftwerk Kaunertal” unterschrieben. “Das ist mehr als die Einwohnerzahl Kufsteins, Tirols zweitgrößter Stadt”, sagt WWF-Gewässerschutz-Expertin Bettina Urbanek. “Die breite Unterstützung zeigt klar, wie wichtig der Bevölkerung eine naturverträgliche Energiewende und der Schutz der alpinen Lebensräume sind.” Der von der Tiwag geplante Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks zur Kraftwerksgruppe bedroht intakte Naturjuwele ebenso wie die Wasserversorgung des Ötztals. Außerdem erhöht sich durch das Projekt die Gefahr von Hangrutschungen und Steinschlägen rund um den Gepatsch-Stausee im Kaunertal. “Anstatt Milliarden in den naturzerstörerischen Ausbau eines Kraftwerks zu stopfen, das wohl vor 2040 keine einzige Kilowattstunde liefern wird, müssen Landesregierung und Tiwag den Fokus auf die sofortige Reduktion des Energieverbrauchs und auf naturverträgliche Alternativen legen. Dazu zählt etwa der Ausbau der in Tirol noch kaum genutzten Photovoltaik auf Dächern, Fassaden und bereits versiegelten Flächen”, kritisiert Urbanek. Mit der Unterstützung von mehr als 20.000 Personen fordert der WWF daher von der Tiroler Landesregierung den sofortigen Stopp des naturzerstörerischen Bauprojekts, den umfassenden Schutz der letzten ökologisch intakten Alpenflüsse, den Erhalt alpiner Naturlandschaften sowie eine naturverträgliche Energiewende.
Zerstörung unberührter Moore
Für den geplanten Ausbau will die Tiwag im Platzertal, einem bisher weitgehend unberührten Hochtal, einen 120 Meter hohen Staudamm errichten und das dahinterliegende Tal fluten. “Das Platzertal beherbergt eine einzigartige Moor-und Feuchtgebietslandschaft”, erklärt Bettina Urbanek. Mit einer Gesamtfläche von über 20 Hektar, einem mäandrierenden Bachlauf und einer einzigartigen Mischung aus Nieder- und Übergangsmooren bietet es seltenen Arten wie dem Hochmoorbläuling und dem Hochmoorgelbling einen ihrer letzten Rückzugsorte. “Für den Kraftwerksbau würde der größte unberührte Moor-Feuchtgebietskomplex der Österreichischen Hochalpen zerstört.”
Massiver Wasserentzug
Die Ötztaler Alpen bergen mit ihren ausgedehnten Gletschern den letzten großen Wasserschatz der Ostalpen. Für den Betrieb des Kraftwerks sollen ausgerechnet von den ökologisch hochwertigen Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache bis zu 80 Prozent des Wassers ausgeleitet werden. “Dieser massive Wasserentzug würde die Wasserversorgung für das ganze Ötztal massiv beeinträchtigen”, sagt Bettina Urbanek vom WWF. “Das ist gerade in Zeiten der Klimakrise völlig widersinnig.”
Erhöhte Naturgefahren im Kaunertal
Mehrere Gutachten warnen eindringlich vor den steigenden Naturgefahren im Gebiet rund um den Gepatsch-Speicher. “Allein die durch die Klimakrise ausgelösten Temperaturanstiege und Extremwetterereignisse werden zur unkalkulierbaren Gefahr für die Sicherheit des Gepatsch-Stausees”, sagt WWF-Expertin Urbanek. “Ein zusätzlicher Pumpbetrieb und die massive Vergrößerung des Einzugsgebiets könnten die Risiken noch wesentlich erhöhen.” Der WWF fordert daher die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innen-Kommission, die die zunehmenden Gefahren durch die Klimakrise untersucht, bevor ein weiterer Ausbau in einem UVP-Verfahren verhandelt wird.
Die fragwürdigen Vorgänge rund um das Kraftwerk Kaunertal sowie die von Skandalen durchzogene Geschichte der Tiwag hat der WWF in der Serie “Tatort Kaunertal” aufgearbeitet.
Hier geht’s zu weiterführenden Informationen und zur Petition “Stopp Ausbau Kraftwerk Kaunertal”: www.wwf.at/kaunertal
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