Welt-Bibertag: heimische Nager helfen bei Renaturierung und erhöhen Artenvielfalt – Umweltschutzorganisation fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Meinungsumfrage: Drei Viertel der ÖsterreicherInnen heißen den Wolf willkommen
Wolfsfreundliche Einstellung auch bei ländlicher Bevölkerung und Jägern: WWF fordert baldigen Wolfs-Gipfel
Wien, am 22. September 2017 – 74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher stehen der natürlichen Rückkehr des Wolfes „sehr positiv“ oder „eher positiv“ gegenüber. Die kleine Gruppe der Jäger unter den Befragten schließt sich dieser positiven Stimmung an. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zum Thema „Wolf in freier Wildbahn“, die vom Linzer market-Institut im Auftrag des WWF durchgeführt wurde. „Angesichts der zahlreichen negativen Wortmeldungen einzelner Vertreter der Jagd und der Landwirtschaft in letzter Zeit wollten wir wissen, wie Österreich wirklich denkt“, erläutert WWF-Wolfsexperte Christian Pichler und stellt fest: „Der Wolf ist Österreichs jüngster Quereinsteiger mit den besten Umfragewerten. Eine solche Zustimmung kann sich wohl jeder Politiker nur wünschen.“
Aus Naturschutzsicht lassen diese Zahlen nur eine Interpretation zu: Die große Mehrheit der Österreicher will keine wolfsfreien Zonen und Abschüsse der streng geschützten Tiere, sondern erwartet von der Politik Maßnahmen für ein konfliktfreies Miteinander. „Was es jetzt so rasch wie möglich braucht, ist ein Wolfs-Gipfel unter Führung des Umweltministeriums mit Einbindung aller Interessensgruppen“, erklärt Pichler. Dort sollen die wichtigsten Umsetzungsschritte mit den Beteiligten diskutiert und zeitnah beschlossen werden, so Pichler. Der WWF fordert endlich Lösungen, die für alle funktionieren – und keine Stimmungsmache gegen den Wolf an der Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher vorbei.
Österreichweit halten 84 Prozent der Menschen den Wolf für einen wesentlichen Bestandteil unserer Natur (stimme „auf jeden Fall“, bzw. „auch noch“ zu). Beinah ebenso viele (82 Prozent) sind der Meinung, dass ein friedliches Zusammenleben grundsätzlich möglich ist. Im direkt betroffenen Bundesland Niederösterreich, wo sich das erste und bislang einzige heimische Wolfsrudel gebildet hat, liegt die Zustimmung sogar deutlich höher als im Westen, wo der Wolf nur als Durchzügler auftritt.
Koexistenz mit Wolf ist möglich, wenn Rahmenbedingungen stimmen
Als Trugschluss erwiesen hat sich die Annahme manch eines politisch Verantwortlichen, dass nur Städter dem Wolf wohlgesonnen sein würden. Österreicher, die in Orten unter 5.000 Einwohnern und somit quasi „mitten in der Natur“ wohnen, sehen zu 76 Prozent (stimme „auf jeden Fall“, bzw. „auch noch“ zu) die Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens. Allerdings ist die Sorge um negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft bzw. Viehhaltung in dieser Gruppe stärker ausgeprägt als unter den Bewohnern großer Städte.
Die Forderung nach unbürokratischer Hilfe für Weidetierhalter, die Herdenschutz anwenden wollen, unterstützen 88 Prozent aller Befragten – sowohl auf dem Land als auch in der Stadt. „Ein klarer Auftrag an die Politik, hier endlich einheitliche Regelungen für ganz Österreich zu schaffen und für eine sichere Finanzierung zu sorgen“ , so Pichler.
Ob Jäger oder nicht: Ähnlich positive Grundstimmung
Unter den 1000 Befragten befand sich auch eine kleine Gruppe an Jägern, die sich der Einstellung der Gesamtbevölkerung tendenziell angeschlossen hat. Dazu sagt der Zoologe und Leiter der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau Prof. Dr. Kurt Kotrschal: „Die Umfrage zeigt, dass die negativen Stimmen gegen den Wolf eine Minderheitenposition darstellen. Der Wolf als Mitbürger ist vielmehr in den Köpfen der Leute angekommen. Dieses Ergebnis ist ein Arbeitsauftrag für Politik, Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd, gemeinsam an einem nachhaltigen Zusammenleben zu arbeiten.
Wolfsgraben, Wolfsberg, Wolfsthal: Der Wolf ist in Österreich fest verankert
91 Prozent der Bevölkerung hat „Respekt“ vor frei lebenden Wölfen, auf 76 Prozent üben sie „Faszination“ aus und 64 Prozent verbinden mit ihnen „Sympathie“. Bedrohlich wirkt der Wolf auf durchschnittlich 34 Prozent der Österreicher, wobei unter den jungen Menschen nur jeder Elfte im Zusammenhang mit Wölfen ängstliche Gefühle hat.
Die Ergebnisse beruhen auf einer repräsentativen Meinungsumfrage unter der Österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren (1000 Befragte, zur Hälfte face-to-face und online) im Juli und August 2017 in allen Bundesländern.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christian Pichler, WWF-Wolfsexperte, Tel. 0676/83 488 202, E-Mail: christian.pichler@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
LH-Konferenz: WWF fordert Bundesländer-Ja zum EU-Renaturierungsgesetz
Umweltschutzorganisation: Ablehnung der Länder beruht auf einem inhaltlich längst überholten Verhandlungsstand – Blockade einer europaweiten Weichenstellung durch Österreich sachlich nicht mehr zu rechtfertigen
Schulterschluss gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal: Umweltschutzorganisationen appellieren mit Mitmach-Aktion an Tirols Landeshauptmann
WWF und GLOBAL 2000 starten E-Mail-Aktion mit öffentlichem Protest im Kühtai: Naturverträgliche Energiewende gefordert – LH Mattle muss Ausbau Kraftwerk Kaunertal stoppen und einzigartiges Platzertal retten
WWF: Brutfloß soll Überleben der Flussseeschwalbe sichern
Letzte Brutkolonie der Flussseeschwalbe im Osten Österreichs durch Flussregulierungen vom Aussterben bedroht – künstliches Brutfloß als sicherer Nistplatz – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierungen an der March
WWF-Erfolg: Ein Brutfloß für Flussseeschwalben
Ein Making-Of-Video zeigt unseren jüngsten Erfolg: Wir haben an der March ein Brutfloß für Flussseeschwalben gebaut! Die Zugvögel sind hierzulande akut vom Aussterben bedroht.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Natürliche Schutzmaßnahmen: WWF, Österreichische Bundesforste und viadonau stellen gemeinsame Projekte vor
Umweltschutzorganisation und Unternehmen zeigen gemeinsam Vorteile natürlicher Schutzmaßnahmen – für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
WWF-Umfrage zur EU-Wahl: Drei von fünf Parteien wollen starken Green Deal
WWF-Check zeigt Unterstützung für Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Maßnahmen – Große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF: Dringend Alternativstandorte für Krankenhaus Gols prüfen
Negative Folgen für Wasserhaushalt und geschützte Arten – Naturverträglichere Alternativen in unmittelbarer Nähe vorhanden – WWF fordert bessere Standortprüfung