Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal. Österreichs Alpenschutzverbände fordern sofortigen Projektstopp
Alpenverein, Naturfreunde und WWF machen sich stark für den Erhalt alpiner Freiräume – Verbauung unberührter Tiroler Gletscher zugunsten des Massentourismus muss gestoppt werden.
![Pressekonferenz zur Gletschererschließung Pitztal Ötztal](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/5d10ac1e6dd35.jpg)
Innsbruck, 24. Juni 2019. Die Allianz für die Seele der Alpen, bestehend aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF Österreich, fordert den Stopp für das geplante Mega-Projekt „Schigebietserweiterung und -zusammenschluss Pitztal-Ötztal“. Im Rahmen einer Pressekonferenz in Innsbruck kritisieren die heimischen Alpen- und Naturschutzverbände die ökologische Kurzsichtigkeit der Projektpläne. Mit dem Linken Fernerkogel und den Gletschern Karlesferner, Hängender Ferner und Mittelbergferner würde zugunsten des Massentourismus eine gänzlich ursprüngliche und intakte Hochgebirgslandschaft endgültig zerstört werden. Daher fordert die Allianzden umgehendenStopp des Projektes und stattdessen die Integration des Linken Fernerkogels in das angrenzende Ruhegebiet „Ötztaler Alpen“.
Nur mehr sieben Prozent der österreichischen Staatsfläche sind heute weitgehend naturbelassen und unerschlossen. Doch der Nutzungs- und Erschließungsdruck auf diese besonders wertvollen, letzten alpinen Freiräume ist größer denn je. „Die Verbauung unberührter Gletscherwildnis mit energiefressender Infrastruktur ist sinnbildlich für die verfehlte Klima- und Umweltpolitik Österreichs: Anstatt die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimakrise, Biodiversitätskrise und Flächenfraß – ganzheitlich zu betrachten und auf allen Ebenen zu bekämpfen, herrscht eine fahrlässige Kurzsichtigkeit seitens der Entscheidungsträger“, kritisiert Josef Schrank, Alpenschutzexperte vom WWF Österreich. „Für Prestigeprojekte wie die Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal wird kostbare Landschaft für immer zerstört. Stattdessen müsste die Tourismuswirtschaft längst auf naturverträgliche Modelle setzen“, so WWF-Experte Schrank.
Das Ausbaggern und Asphaltieren eines Speicherteiches, der Bau von Gebäuden, Seilbahnen, Wegen und Pisten würden zwangsläufig den Totalverlust wertvollster alpiner Lebensräume bedeuten. Für den Bau der Bergstation würde gar ein Gipfel abgetragen werden. Wasserableitungen für technische Beschneiung, Querungen und Verlegungen drohen den Zustand der natürlichen Gewässer zu verschlechtern. Aufgrund der extremen Höhenlage ist eine vollständige Regeneration derartiger Lebensräume von den geplanten Eingriffen nicht möglich. Robert Renzler, Generalsekretär Österreichischer Alpenverein: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum eine derartige Zerstörung in Kauf genommen wird. Die Gletscher schmelzen uns unter den Füßen weg. Gleichzeitig werden unberührte Fließgewässer zur Beschneiung von Gletscherskigebieten genutzt und Speicherteiche errichtet. Ohne umfassende Klimaschutzmaßnahmen und bei weiter zunehmender Klimaerwärmung könnten sämtliche Gletscher in den Alpen bis 2100 weitgehend verschwunden sein. Daher brauchen wir anstatt neuer touristischer Infrastruktur vielmehr einen umfassenderen Schutz für alpine Regionen.“
Die Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal sieht vor, dass eine Fläche von rund 90 Fußballfeldern (64 Hektar) an wild zerklüfteter Gletscherlandschaft zu Schipisten eingeebnet und planiert wird. Für die Errichtung neuer Gebäude sollen zwei Fußballfelder (1,6 Hektar) an Gletschereis abgetragen werden. „Wir müssen diesen alpinen Flächenfraß stoppen: Gletscher spielen eine essenzielle Rolle im Wasserhaushalt alpiner Regionen, sind Wasserspeicher und einzigartige Naturschätze“, erklärt Leopold Füreder, Vorsitzender Naturfreunde Tirol. „Die heute noch unerschlossenen Gletscher müssen bundesweit und ausnahmslos vor belastender Erschließung und Nutzung geschützt werden. Der Natur- und Wasserschatz Gletscher gehört der Allgemeinheit und nicht einigen wenigen finanzstarken Investoren. Die Umsetzung des geplanten Projekts hätte auch schwerwiegende Auswirkungen auf das charakteristische Landschaftsbild. Verbauung und Schigebietsbetrieb würden den Erholungswert und das sommertouristische Potenzial des Gebiets erheblich beeinträchtigen.“
Rückfragehinweis:
Peter Emrich, Pressestelle Naturfreunde, 01 892 35 34 26,
peter.emrich@naturfreunde.at
Peter Neuner, Pressestelle Alpenverein, 0512 59547-39,
presse@alpenverein.at
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, 0676 834 88 308
vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...