Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.
Neuentdeckungen: Klonende Eidechsen und Stupsnasen-Affen

Wien, am 12. Dezember 2011 – Innerhalb eines Jahres wurden nach einem aktuellen Bericht des WWF in der Mekong-Region über 200 bisher unbekannte Spezies entdeckt. Darunter sind skurril anmutende Arten wie eine sich selbst klonende Eidechse (Leiolepis ngovantrii), eine weiß-orange blühende Orchidee (Dendrobium daklakense) und ein in psychedelisch anmutenden Mustern gefärbter Gecko (Cnemaspis psychedelica). Die größte Sensation ist die wissenschaftliche Erstbeschreibung einer neuen Primatenart. Die so genannten burmesischen Stupsnasen-Affen (Rhinopithecus strykeri) kommen nur in einer entlegenen Bergwaldregion Myanmars vor. Diese Affen würde man vor allem bei Regenwetter hören, berichteten Einheimische den Forschern. Durch die nach oben geöffneten Nasenlöcher gelangt nämlich immer wieder Wasser in das Riechorgan der Affen und zwingt sie zu niesen. Aufgrund einer charakteristischen Haarlocke erhielten diese Affen, von denen bisher nur Zeichnungen existieren, den Spitznamen „Elvis-Affen“. Der Gesamtbestand liegt vermutlich nur bei 260 bis 330 Individuen. Zudem ist im Verbreitungsgebiet der Stupsnasen-Affen die Jagd allgegenwärtig. Die Art gilt daher bereits jetzt als vom Aussterben bedroht.

„Die Artenvielfalt des Mekong ist fast so gewaltig wie die des Amazonas. Durchschnittlich werden drei neue Arten pro Woche entdeckt. Wir können nur erahnen wie viele Tiere und Pflanzen noch darauf warten, entdeckt zu werden. Doch wir laufen Gefahr, dass zahlreiche Arten verschwinden, bevor sie überhaupt beschrieben werden”, sagt WWF-Artenschutzexperte Georg Scattolin. Nicht nur die Stupsnasen-Affen sondern auch viele weitere, nur in der Mekong-Region vorkommende Tiere und Pflanzen sind durch den Bau von Straßen, Dämmen und schnell wachsenden Städten bedroht. Bereits heute befinden sich 70 Prozent der endemischen Säugetierarten aus der Region auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN, darunter der Indochinesische Tiger oder der Asiatische Elefant. Die Festlandpopulation des Java-Nashorns gilt in Vietnam seit 2011 gar als ausgestorben.

Auch die 209 Neuentdeckungen könnten schon bald für immer verschwinden. So mussten nach WWF-Angaben in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel den Monokulturen riesiger Plantagen weichen, in denen Kakao, Kaffee, Tee, Cashew-Nüsse oder Kautschuk angebaut werden. Außerdem sollen rund 150 neue Wasserkraftwerke am Mekong entstehen. „Dammbau-Projekte stellen eine der größten Gefahren für den Mekong dar, dessen Fischreichtum die Ernährungs- und Lebensgrundlage von 60 Millionen Menschen ist“, erklärt Scattolin. Der WWF setzt sich daher für ein generelles, zehnjähriges Bau-Moratorium für Staudämme am Mekong ein, bis die unvermeidlichen Auswirkungen der elf geplanten Dammbau-Projekte auf die Fischerei oder den Sedimenthaushalt genau untersucht sind. Viele der geplanten Mega-Staudämme bedrohen nicht nur die Artenvielfalt, sondern gefährden ganz unmittelbar die Ernährungssicherheit in Laos, Kambodscha und Vietnam. Die einmalige Mekong-Region müsse mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft grenzüberschreitend und dauerhaft geschützt werden, fordert der WWF.

Der aktuelle WWF-Bericht „Wild Mekong“ ist der vierte WWF-Report zu neu entdeckten Arten seit 2008. Insgesamt wurden seit 1999 über 1.500 neue Tier- und Pflanzenarten in der „Greater Mekong“-Region erstmalig wissenschaftlich beschrieben. Neu hinzugekommen sind in der Bilanz nun 145 Pflanzen, 28 Reptilien, 25 Fische, sieben Amphibien, zwei Säugetiere und eine Vogelart.
Weitere Informationen:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. + 43 1 488 17-250,
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Lisa Simon, WWF-Pressesprecherin, Tel. +43 1 488 17-215,
E-Mail: lisa.simon@wwf.at
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