Rechnungshof-Bericht zeigt große Defizite und massiven Handlungsbedarf – WWF fordert rasche Umsetzung aller Empfehlungen und Maßnahmen gegen Flächenfraß – Zuständiger Landesrat Achleitner gefordert
Offener Brief: Wirtschafts- und Umweltfachleute warnen vor der Verschrottungsprämie
Ökonom*innen warnen gemeinsam mit GLOBAL 2000, WWF und VCÖ vor hohen Folgekosten: Neue Autokaufprämie setzt falsche Anreize, bremst Mobilitätswende und schadet dem Klimaschutz

Wien, am 29. Mai 2020 – Die vom heimischen Autohandel geforderte Verschrottungsprämie „ist ökonomisch ineffizient, setzt falsche industriepolitische Anreize und schadet dem Klimaschutz, weil die überfällige Mobilitätswende verzögert wird“. Mit diesen Worten warnen anerkannte Ökonom*innen und Umweltschutzorganisationen die Bundesregierung davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Anstatt den Verkauf veralteter Technologien zu subventionieren, brauche es nachhaltige Zukunftsinvestitionen und eine öko-soziale Steuerreform, um langfristig Arbeitsplätze zu schaffen und Österreich auf Klimakurs zu bringen, so der offene Brief. „Eine Prämie, die den Kauf weiterer Diesel- und Benzin-Autos forciert, widerspricht diametral den Klimaschutz-Verpflichtungen der Republik. Damit würde auch das Verfehlen der EU-Klimaziele 2030 nochmals wahrscheinlicher, was wiederum zu Ausgleichszahlungen in Milliardenhöhe führen könnte“, schreiben GLOBAL-2000-Chefin Agnes Zauner, VCÖ-Geschäftsführer Willi Nowak und WWF-Österreich-Geschäftsführerin Andrea Johanides im Gleichklang mit WU-Ökonomin Sigrid Stagl, Karl Aiginger von der Querdenkerplattform Wien-Europa und Gernot Wagner, Klimaökonom an der New York University.
Schon die Vermarktung der Autokauf-Förderung als „Ökoprämie“ ist laut den Fachleuten irreführend: Die Herstellung eines Fahrzeugs verursacht in etwa so viele Treibhausgas-Emissionen wie 30.000 gefahrene Kilometer – oder 50 Mal die Strecke von Wien nach Bregenz. Zudem sind die CO2-Emissionen von Neuwagen in den vergangenen Jahren nur auf dem Papier gesunken, nicht aber in der Praxis. Die diskutierte Kaufprämie für Autos mit Verbrennungsmotor würde einen zusätzlichen falschen Anreiz schaffen, der den bereits laufenden Strukturwandel der Automobilindustrie weg von Verbrennern hin zu emissionsfreien Fahrzeugen bremsen würde. Selbst wenn die Verschrottungsprämie nur auf emissionsfreie Fahrzeuge begrenzt würde, wäre dies eine teure Doppelförderung: Denn der Kauf von Elektro-Autos wird bereits gefördert, weiters erhalten sie zahlreiche Steuerbegünstigungen.
Umsteuern und klimaverträglich investieren
Anstatt einer „ökonomisch und ökologisch kontraproduktiven“ Verschrottungsprämie empfehlen die Wirtschafts- und Umweltfachleute einen Mix aus strukturellen Reformen und klimaverträglichen Investitionen, die langfristig sichere Arbeitsplätze bringen: Zentral dafür sei eine öko-soziale Steuerreform, die den Faktor Arbeit entlastet, umwelt- und gesundheitsschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg abschafft und den Strukturwandel durch eine faire CO2-Bepreisung mit Lenkungseffekt und sozialem Ausgleich unterstützt. Darüber hinaus brauche es „vorausschauende öffentliche Investitionen, die einen klima- und naturverträglichen Neustart der Wirtschaft unterstützen“. Im Bereich der Mobilität seien dies vor allem der Ausbau und die Verdichtung öffentlicher Verkehrsmittel, Investitionen in eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, der Ausbau der Infrastruktur für Gehen und Radfahren sowie die Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität durch Schaffung von Begegnungszonen, Begrünung und Belebung von Ortskernen.
Mit diesem Maßnahmenbündel könne die Bundesregierung „sowohl die Konjunktur als auch den Arbeitsmarkt nachhaltig stärken sowie Österreichs Wirtschaft insgesamt widerstandsfähiger gegen künftige Krisen ausrichten“, empfehlen die Unterzeichner*innen des Offenen Briefs an die Regierungsspitze sowie die zuständigen Fachressorts Finanzen, Wirtschaft und Klimaschutz.
Rückfragehinweis:
Volker Hollenstein, Leiter Politik & Kommunikation WWF Österreich, +43 664 501 31 58, volker.hollenstein@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Fünf WWF-Tipps für umweltschonenden Christbaumkauf
Großteil der Österreicher:innen setzt auf echte Bäume zu Weihnachten – Naturschutzorganisation liefert Entscheidungshilfe für umweltschonende Baumwahl
WWF warnt vor Scheitern der COP28: Auslaufen fossiler Energien als Knackpunkt
Fossile Energien entscheiden über Erfolg und Misserfolg der Klimakonferenz – WWF fordert Verknüpfung mit Ausbau der Erneuerbaren – Fonds für Klimaschäden ist positiver Grundstein für mehr Klimagerechtigkeit
Weltbodentag: WWF kritisiert Ausreden und Schönfärberei der Politik
Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
WWF-Erfolg: Seltenes Sumatra-Nashorn geboren
In Indonesien gibt es Nachwuchs bei den extrem seltenen Sumatra-Nashörnern! Die Geburt des männlichen Kalbs ist ein wichtiger Erfolg der Sumatra-Nashorn Allianz, zu der auch der WWF gehört. Denn laut Schätzungen gibt es weltweit nur mehr 80 Tiere dieser Art.
WWF: Bodenversiegelung deutlich höher als angenommen
Neue offizielle Zahlen bestätigen hohen Bodenverbrauch in Österreich – Versiegelte Fläche ist sogar um über 20 Prozent höher als bisher berechnet – WWF fordert Bodenschutz-Paket
Stromanbieter-Check 2023: Jede fünfte Kilowattstunde Strom aus fossilen Energien
21 Prozent des österreichischen Stroms aus Gas und Kohle – Vier Atomstrom-Konzerne direkt am heimischen Strommarkt aktiv – Stromanbieterwechsel ist kinderleicht, kostenlos und geht schnell
Neue Erdgasförderung wäre klimapolitisches Harakiri-Projekt
Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
Kein Regenwald, kein Jaguar: WWF fordert Entwaldungs-Stopp im Amazonas
Tag des Jaguars am 29. November – WWF im Einsatz zum Schutz der Großkatzen durch Regenwaldschutz und Aufklärungsarbeit