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Die Mekong Region
Große Vielfalt am großen Fluss

Lebensader Südostasiens

Der Mekong gilt als die Lebensader Südostasiens und ist eines der größten Flusssysteme der Welt. Die Artenvielfalt in der Region ist beeindruckend groß und wird nur noch vom Amazonas-Gebiet übertroffen. Über fast 5.000 km schlängelt sich der Mekong von China über Myanmar, Laos, Thailand und Kambodscha, bis er in Vietnam ins südchinesische Meer mündet. Das Einzugsgebiet des Mekong ist extrem vielfältig. Es umfasst sowohl Tropenwälder im Annamiten-Gebirge, als auch flache, überschwemmte Wälder, Feuchtgebiete und Savannen.

Hotspot der Artenvielfalt

Die Mekong Region ist ein Hotspot der Artenvielfalt. Hier haben Tiger oder Asiatische Elefanten ihre letzten Rückzugsgebiete gefunden. Zusammen mit tausenden anderen Arten, die weniger bekannt, aber ähnlich bedroht sind, bilden sie ein komplexes Netz des Lebens, das unbedingt erhalten werden muss. Die Mekong Region beherbergt vielfältige Lebensräume: Die Kombination aus Gebirgen, Trockenwäldern, Feuchtgebieten und Mangroven sowie starken Regenfällen, in einem feuchtheißen Klima ist einzigartig. Deshalb lassen sich auch viele der in der Mekong Region ansässigen Arten nirgendwo sonst finden. Über 2.500 neue Tier- und Pflanzenarten wurden in den letzten Jahren überhaupt erst entdeckt.

Zerstörerische Eingriffe

Bis in die 1970er Jahre war der Großteil der Mekong Region dicht bewaldet. Heutzutage sind die meisten natürlichen Wälder der Region entweder komplett verschwunden oder stark degradiert, also stark verändert und nicht mehr natürlich. Sie mussten Plantagen, Straßen, Siedlungen oder Bergwerken weichen. Oft zerschneidet menschliche Infrastruktur die einst durchgängigen Waldflächen. Darüber hinaus sind riesige Staudämme und hunderte Wasserkraftanlagen geplant. Diese rapide Zerstörung gefährdet nicht nur die Biodiversität und Ökosysteme, sondern auch Millionen von Menschen in der Region, für die der Mekong ihre Lebensgrundlage ist.

Der WWF arbeitet in der Mekong Region, damit besonders wertvolle Gebiete dauerhaft und grenzübergreifend geschützt werden. Außerdem wollen wir dazu beitragen, die rasante wirtschaftliche Entwicklung der Anrainerstaaten Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam mit einer nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen in Einklang zu bringen.

Geografische Verortung

China, Myanmar, Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam

Z

Zahlen & Fakten

  • Im 800.000 großen Einzugsgebiet des Mekongs haben sich verschiedene wertvolle Waldtypen, Überschwemmungslandschaften sowie Mangroven auf engstem Raum entwickelt
  • Zwischen 1997 und 2017 wurden hier über 2.500 neue Arten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben
  • Mit über 1.300 Fischarten ist der Mekong-Fluss die produktivste Binnenfischerei der Welt
  • Diese Fischerei bietet 60 Millionen Menschen eine Lebensgrundlage, macht bis zu 25 % des weltweiten Binnenfangs aus und liefert bis zu 80 % des gesamten tierischen Proteins für die Menschen im Mekong-Einzugsgebiet

Tierwelt

Bedrohungen

Das bedroht die Mekong Region

Bedrohung 1: Ausbeutung natürlicher Ressourcen

Die Wälder in der Mekong Region sind reich an natürlichen Ressourcen, die in den meisten anderen Teilen der Welt bereits verloren gegangen sind. Dies macht sie besonders für jene Regierungen attraktiv, die die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Länder schnell vorantreiben wollen. Aber auch für Industrien, die auf natürlichen Ressourcen wie Holz basieren und die wachsende Marktnachfrage befriedigen wollen. Die Investitionen sind jedoch oft kurzfristig und ausbeuterisch gedacht. Sie hinterlassen zersplitterte und geschädigte Wälder und Wassereinzugsgebiete. Diese zunehmende Fragmentierung der Waldlandschaften und Flusssysteme beeinträchtigt nicht nur die bunte Tierwelt der Region. Sie sorgt auch dafür, dass die verbleibenden intakten Gebiete immer kleiner werden und immer mehr von Gebieten umschlossen werden, die sich stark verändert haben.

Verbrannter Wald für landwirtschaftliche Produktion (c) Minzayar Oo / WWF-Myanmar

Bedrohung 2: Entwicklung großer Staudämme

Auch große Staudämme stellen eine Bedrohung in der Mekong Region dar. Diese so genannten Megadämme haben ernsthafte negative Auswirkungen auf die lokale Tierwelt. Denn die durch die Stauung herbeigeführten Überflutungen führen zum Zusammenbruch funktionierender Ökosysteme. Der Bau großer Staudämme ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und soll den erhöhten Strombedarf der gewachsenen Bevölkerung der Region decken. Natürlich ist das Streben Millionen Menschen, die noch ohne Strom sind, mit Elektrizität zu versorgen, legitim. Dennoch ist es erforderlich, die potenziellen Auswirkungen der in Planung befindlichen Dämme auf die Umwelt, die Fischerei und die Lebensgrundlagen der Menschen verstärkt mitzudenken. Dann hat Wasserkraft das Potenzial zur Energiesicherheit beizutragen.

Bau der Drei-Schluchten-Talsperre im Jangtse

Bedrohung 3: Wilderei und der illegale Wildtierhandel

Die Wilderei und der illegale Wildtierhandel in Asien erreichen erschreckende Rekordzahlen. Dies liegt mitunter am wachsenden Wohlstand in der städtischen Mittelschicht der Region und im benachbarten China. Dadurch nimmt die Nachfrage nach Produkten ikonischer Wildtierarten wie Tiger, Elefant oder Schuppentier zu. Aus der hohen Nachfrage ist ein hochprofitabler Schwarzmarkt entstanden, der weit weniger riskant ist als der für Drogen- und Menschenhandel. Der illegale Handel mit Wildtieren findet aber nicht nur in den großen Städten wie Bangkok oder Hanoi, sondern in der gesamten Region, selbst in den entlegenen Winkeln Myanmars und Laos statt. Ein Hotspot des illegalen Wildtierhandels liegt im Goldenen Dreieck, wo Thailand, Myanmar, Laos und China aufeinandertreffen. Hier verkaufen Casino-Resorts, Hotels, Restaurants und Märkte offen und relativ ungestraft illegale Wildtierprodukte.

Das Goldene Dreieck des illegalen Wildtierhandels

Lösungen

So können wir die Mekong Region schützen

Lösung 1: Wilderei eindämmen und Wildtiermärkte schließen

Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den illegalen Handel ist die Schließung von Wildtiermärkten, insbesondere von Hochrisiko-Wildtiermärkten. Das sind Märkte, die ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Pandemien durch Zoonosen (auf den Menschen übertragbare Krankheitserreger) tragen. Das würde die Gefahr reduzieren, dass Viren wie zuletzt das Corona-Virus von Wildtieren auf Menschen überspringen. Dafür sind auch Verbesserungen im legalen Wildtierhandel, etwa höhere hygienische Standards und eine laufende Marktüberwachung dringend notwendig. Nur so kann sichergestellt werden, dass die unregulierten Märkte für Wildtiere geschlossen werden und sich der illegale Handel nicht in den Untergrund verlagert. Um dies gewährleisten zu können, benötigen gerade die Entwicklungs- und Schwellenländer mehr Unterstützung. Zudem muss die nationale Gesetzgebung einzelner Staaten in Afrika und Asien zum Schutz von Wildtieren gestärkt werden. Um langfristig erfolgreich im Kampf gegen Wilderei und den illegalen Handel sein zu können, muss auch die Nachfrage nach Wildtierprodukten reduziert werden. Deshalb ist es besonders wichtig die Menschen über die medizinischen Mythen, die hinter dem Konsum von Nashorn-, Tiger- und Schuppentierprodukten stehen, aufzuklären.

SCHUPPENTIERE FALLEN JEDES JAHR DEM ILLEGALEN HANDEL ZUM OPFER

Lösung 2: Wälder erhalten – für Mensch und Natur

Gesunde Wälder sind für alle Aspekte des modernen Lebens notwendig. Sie erbringen eine ganze Reihe ökologischer Dienstleitungen: Sie speichern Kohlenstoff, schützen vor den Auswirkungen von Dürren und Sturzfluten, liefern sauberes Wasser, Nahrung, und Baustoffe. Daher gilt es die Zerstörung der Wälder aufzuhalten. Dafür ist eine koordinierte internationale Herangehensweise, die Staaten, Unternehmen aber auch die lokale Bevölkerung und uns Konsument*innen einbezieht, besonders wichtig. Es braucht es einerseits eine kluge Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Andererseits entwaldungsfreie Lieferketten, die sicherstellen, dass innerhalb einer definierten Region keine Wälder für den Anbau eines Rohstoffs zerstört oder ausgebeutet werden. Bei den Verbraucher*innen in der ganzen Welt braucht Informationen darüber, welche Auswirkungen der Konsum eines Produktes auf die Wälder und die Umwelt hat. Gemeinsam ist eine nachhaltige und faire Produktion, aber auch ein nachhaltigerer Konsum möglich.

 

 

 

WWF-Experte Georg Scattolin warnt vor den Folgen der Entwaldung

Lösung 3: Die Integrität des Flusses erhalten

Das Einzugsgebiet des Mekong ist die „Reisschüssel“ Asiens. Sie ist eine Schlüsselregion für die Ernährungssicherheit vieler Menschen. Der Mekong verfügt über die größte Binnenfischerei der Welt: Bis zu 25 % aller Süßwasserfische der Welt werden hier gefangen. Das macht den Mekong zur Lebensgrundlage für mindestens 60 Millionen Menschen. Der Mekong ist auch Heimat der zweitgrößten Vielfalt an Süßwasserfischen. Nur im Amazonas ist die Fischvielfalt noch größer. Tausende Süßwasserarten schwimmen in den Gewässern des Mekong, darunter die letzten verbliebenen Bestände des Irrawaddy-Delfins, die riesigen Süßwasser-Stechrochen und der Mekong-Riesenwels. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, die Natur und biologische Vielfalt als unersetzbare Lebensgrundlage der dort lebenden Bevölkerung zu erhalten und langfristig zu sichern.

FISCHARTEN LEBEN IM MEKONG-FLUSS. SOMIT BILDET DER FLUSS DIE BASIS FÜR DIE WELTWEIT GRÖSSTE BINNENFISCHEREI.

MENSCHEN BIETET DIE FISCHEREI EINE LEBENSGRUNDLAGE

Die beispiellose soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern am Mekong macht die Naturschutzarbeit hier besonders dringend und wichtig.

Georg Scattolin

Leiter des internationalen Programms, WWF Österreich

Projekte

So schützt der WWF die Mekong Region – eine Auswahl an Projekten

Nachhaltige Nutzung der Wälder – innovative Ansätze auf Gemeindeebene

In der Mekong-Region gibt es viele innovative Ansätze zur Erhaltung der Wälder auf Gemeindeebene. Hier einige Beispiele: Kleinbauern in der vietnamesischen Provinz Hue haben ihr Einkommen aus dem Verkauf von FSC-zertifiziertem Akazienholz mehr als verdoppelt.
In Kambodschas Eastern Plains Landscape wurden Gemeinschaftsschutzgebiete (Community Protected Area, CPA) eingerichtet. Die Mitglieder der lokalen Dörfer schützen die Wälder vor Wilddiebstahl und illegalen Holzfällern und pflanzen neu Hartholzbäume. Ihr Einkommen erzielen sie aus dem Sammeln von Honig, Harz und Pilzen.
In Laos haben Gemeindemitglieder in einem WWF-Projekt als erste im Land, eine FSC-Zertifizierung für ihr Rattan erhalten. Ein Bauer hat sein Einkommen mehr als verdreifacht, seit er von der Landwirtschaft und Fischerei auf die Rattanproduktion umgestellt hat. Darüber hinaus hat die Zahl der Wildtiere zugenommen und die Konflikte zwischen Mensch und Tier haben abgenommen.
Im thailändischen Kui Buri-Nationalpark hat eine innovative Partnerschaft zwischen Plantagenarbeitern, Parkmitarbeitern, lokalen Unternehmen und dem WWF dazu geführt, dass die Eingriffe in den Park zurückgegangen sind, die Zahl der toten Elefanten dramatisch zurückgegangen ist und Hightech-Instrumente zum Schutz der Wildtiere eingeführt wurden.

Beendigung der Schlingfallenjagd

Schlingfallen sind häufig genutzte Fallen in der Wilderei. Sie sollen den illegalen Wildtierhandel mit Buschfleisch, Pelzen und Knochen versorgen und verursachen in den Wäldern des Mekonggebietes eine großflächige Abnahme von Wildtieren. Sie sind gleich zweifach grausam. Einerseits fangen sie – einmal im Wald ausgelegt – wahllos Tiere, auch wenn die Fallen gar nicht für sie gedacht waren. So hat zum Beispiel der asiatische Wildhund und eines der seltensten Raubtiere Asiens, keinen kommerziellen Wert, wird aber mit alarmierender Geschwindigkeit gefangen. Andererseits verstümmeln sie die Tiere, wenn sie nicht durch die Fallen umkommen. Denn versuchen sich die gefangenen Tiere aus Schlingfallen zu befreien, ziehen sie sich immer fester zu und hinterlassen tiefe Fleischwunden.
Das macht Schlingfallen so unglaublich schädlich. Weit über 12 Millionen illegale Fallen gefährden bedrohte Arten in Südostasien. Deshalb ist es ein wichtiger Teil unserer Projekte Schlingfallen aus den Wäldern zu entfernen. Im Jahr 2019 wurden allein in vier Schutzgebieten fast 15.000 Schlingen gefunden und entschärft. Neben der Entfernung von Fallen, setzen wir uns auch für eine stärkere Bekämpfung des Wildtierhandels und Schließung von Wildtiermärkten ein.

Erhalt der freifließenden Flussstrecken

Der WWF ist die einzige Organisation, die am Mekong von der Quelle bis zum Meer arbeitet. Zum Schutz des Flusses entwickeln wir Instrumente, mit deren Hilfe beurteilt werden kann, welche Nebenflüsse des Mekong für die Wasserkraft erschlossen werden können, ohne die ökologische Integrität des unteren Mekong-Beckens zu gefährden. Ein Schlüsselprojekt, an dem wir arbeiten, ist die Kartierung des gesamten Flusssystems, damit wir Entscheidungsträger beraten können, wo kein Damm gebaut werden sollte. Ein schlecht platzierter Damm hat viele negative Auswirkungen auf die Fischwanderung und das Laichen der Fische sowie auf die Ablagerung von Sedimenten. Das beeinträchtigt wiederum die Ernährungssicherheit in der Region.

Darüber hinaus fordern wir in einem Moratorium, dass 10 Jahre lang keine neuen Megadämme am Mekong gebaut werden. In dieser Zeit wollen wir wissenschaftlich untersuchen, welche Auswirkungen ihr Bau und ihr Betrieb auf die Umwelt hat. Und wir möchten die Länder der Mekong Region in dieser Zeit dazu bewegen auch andere erneuerbare Energiequellen in ihre Versorgungspläne aufzunehmen.

 

Retten Sie die Elefanten
mit einer

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Gemeinsam können wir die letzten Elefanten-Lebensräume in Asien schützen und für ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Elefanten sorgen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!

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Dawna Tenasserim
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