Nur maximal 35 Individuen in ganz Österreich – Lebensraumzerschneidung isoliert Bestände – WWF fordert bessere Raumplanung und Bekämpfung der Wildtierkriminalität
Petition: WWF und VIER PFOTEN machen gegen Fischotter-Tötungen mobil

Wien, am 27. Februar 2017 – Seit vergangenem Freitag ist es traurige Gewissheit: Niederösterreich will diese Woche per Bescheid 40 geschützte Fischotter zum Abschuss freigeben. Möglich ist das nur durch eine Ausnahmegenehmigung, die Landesrat Stephan Pernkopf zugunsten von Hobbyfischern und Teichwirten erlassen hat. „ÖVP-Landesrat Stephan Pernkopf positioniert sich damit klar gegen den Artenschutz und den Tierschutz“, schüttelt Christian Pichler vom WWF den Kopf. Der WWF und die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN kritisieren diesen Kniefall des Landesrates scharf und fordern in einer Petition die sofortige Rücknahme der Abschusspläne. Unter www.wwf.at/fischotter-petition sind alle Tierfreunde Österreichs zur Unterstützung eingeladen.
„Aus Tierschutzsicht ist der Abschuss der Fischotter höchst problematisch“, sagt Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros von VIER PFOTEN. „Paarungen können beim Otter das ganze Jahr über erfolgen, das heißt, dass zu jeder Zeit Jungtiere da sein können. Wird nun eine säugende Fischotter-Mutter entnommen kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie nicht mehr zu ihren Jungen zurückkehrt. Die Jungtiere würden in diesem Fall elendig in ihrem Nest verenden.“
Nützlich: Otter halten den natürlichen Wildfischbestand gesund
In Österreichs größtenteils durch die Wasserkraft und falsche Besatzmaßnahmen degradierten Flüssen gibt es kaum noch gesunde natürliche, wilde Fischvorkommen. Das liegt unter anderem daran, dass die geeigneten Laichplätze verloren gegangen sind. Damit Angler ihrem Hobby nachgehen können, werden regelmäßig schnellwachsende Zuchtfische wie die amerikanische Regenbogenforelle ausgesetzt. „Solche künstlichen Besatzfische sind im Gegensatz zu Wildfischen einfach zu fangen und auch für den Fischotter leichte Beute: Die oft degenerierten Besatzfische wissen schlichtweg nicht, wie man sich im fremden Gewässer versteckt", erklärt Pichler. Der Versuch, den Fischotter gegen andere geschützte Arten auszuspielen, geht ins Leere: Hält der Otter die Besatzfische in Schach, ist das aus ökologischer Sicht positiv, weil diese ausgesetzten Fische die ohnehin kleinen Wildfisch-Bestände weiter zurückdrängen.
Bedroht: Fischotter stehen in Österreich nach wie vor unter strengem Schutz
Die Wiederkehr des Fischotters kann als großer Naturschutzerfolg gewertet werden. Noch genießen die flinken Schwimmer aber besonderen Schutz durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU. „Nur dank des strengen Schutzes konnte sich der Fischotter in den letzten Jahrzehnten selbst wieder verbreiten und erholt sich auch in Österreich gerade“, erläutert Pichler vom WWF. Neben Oberösterreich, dem Burgenland, Steiermark und Kärnten sind auch in Niederösterreich wieder teilweise tragfähige Bestände vorhanden. Noch ist der Westen Österreichs aber nicht wiederbesiedelt und Fischotter steht dort nach wie vor auf der Roten Liste. „Wenn in Niederösterreich eine willkürliche Anzahl, in diesem Fall vierzig, Fischotter getötet werden, bringt das gar nichts – außer Tierleid“, halten Kley und Pichler fest.
Damit sich die heimische Fischfauna erholen kann, müssen in erster Linie die Flüsse, die in einem desaströsen Zustand sind, renaturiert werden. Bis solche Maßnahmen greifen, muss vor allem flächendeckende Vorbeugung und Schadensabgeltung die vordringlichen Ziele sein. Erste positive Signale kommen dazu vom Land Niederösterreich. Entnahmen von einzelnen Individuen aber sind bei einem Tier, das sich über das Angebot an Lebensraum und Nahrung selbst reguliert, jedenfalls strikt abzulehnen. Dafür appellieren WWF und VIER PFOTEN abschließend an die Mithilfe der Österreicher.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Mag. Elisabeth Penz, Press Office Austria VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, Tel: 01/ 895 02 02 – 66, E-Mail: elisabeth.penz@vier-pfoten.org
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