Heimische Wälder leiden unter den extremen Wetterphänomenen der Klimakrise – Naturnahe Wälder erfüllen wichtige Funktionen für Klima und Biodiversität – WWF fordert besseren Schutz für Österreichs Wälder
Eine mächtige Baumkrone

Ende Februar warnte der jüngste Bericht des Weltklimarates IPCC, dass die Auswirkungen der Erderhitzung und des Artensterbens zusehends dramatischer und das Zeitfenster für Gegenmaßnahmen immer kleiner würden. Wie aufs Stichwort steuert Österreich nun auf den trockensten März seit Beginn der Aufzeichnungen zu und hat für die Jahreszeit völlig untypische Waldbrände in mehreren Bundesländern zu verzeichnen. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich fordert deshalb zum internationalen Tag des Waldes am 21. März den raschen und umfassenden Schutz der heimischen Wälder mit einem neuen Forstgesetz. „Wir können die Klima- und Biodiversitätskrise nur mit Hilfe der Natur lösen. Wälder gehören dabei zu unseren wichtigsten Partnern: Sie speichern Kohlenstoff aus der Atmosphäre, fungieren als natürliche Klimaanlagen und Wasserspeicher und tragen entscheidend zur Artenvielfalt bei“, sagt Karin Enzenhofer, Waldexpertin beim WWF Österreich. „Daher müssen wir vor allem natürliche und naturnahe Waldgebiete besser schützen und diesen Schutz für Waldbesitzer attraktiv machen.“ Der WWF fordert als zentrale Maßnahme die Verankerung der Klimaschutzfunktion der Wälder im Forstgesetz. „Damit könnten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Förderungen dafür erhalten, dass sie ihre Wälder ungestört und lange wachsen lassen. Damit würden sie für ihr Engagement für den Klima- und Biodiversitätsschutz belohnt.“

Natürliche und naturnahe Wäldern nehmen beim Klimaschutz eine Schlüsselrolle ein: „Gerade in den Spätphasen des Waldzyklus steigen sowohl die Artenvielfalt, als auch die Fähigkeit der Wälder, Kohlenstoff zu speichern, stark an. In Wirtschaftswäldern wird die Entwicklung durch den Ernteeingriff bereits nach 80 bis 140 Jahren unterbrochen, während Bäume in europäischen Urwäldern 300 bis 600 Jahre alt werden“, sagt Karin Enzenhofer. Derzeit können nur elf Prozent der heimischen Wälder als natürlich oder sehr naturnah eingestuft werden und nur 0,8 Prozent sind effektiv geschützt. Gleichzeitig verstärkt die intensive Bewirtschaftung mit zu vielen Monokulturen, übermäßigen Entnahmen und einem wuchernden Forststraßenbau die Anfälligkeit der Wälder. Auf diese Weise werden die strapazierten Waldflächen leichter Opfer von Borkenkäfer und Hitze – und dadurch in weiterer Folge zu Kohlenstoff-Emittenten. Das liegt daran, dass die schadhaften Bäume aus dem betroffenen Gebiet geräumt und verbrannt werden, woraufhin aus dem ungeschützten Boden CO2 ausgast. Eine noch intensivere Bewirtschaftung, etwa für die Gewinnung von Biomasse, würde dieses Problem wesentlich verstärken.

Die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der heimischen Wälder im Überblick:

  • Klimaschutz ins Forstgesetz: Bisher sind hier nur die Erholungs-, Wohlfahrts-, Schutz- und Wirtschaftsfunktion von Wäldern verankert. Durch die zusätzliche Festschreibung der Klimaschutzfunktion von Naturwäldern erhalten alte naturnahe Wälder automatisch einen höheren Schutzwert als stark bewirtschaftete Wälder – und können ihrer Rolle als Kohlenstoffsenken besser gerecht werden.
  • Näher an der Natur arbeiten: Das forstwirtschaftliche Bekenntnis zur Nachhaltigkeit bedeutet oft nichts anderes, als dass die Erntemenge den verbleibenden Holzvorrat im Wald nicht überschreiten darf. Wirklich nachhaltiges Arbeiten erfordert jedoch ein Mindestmaß an Natürlichkeit auf der gesamten Waldfläche – darunter fallen unter anderem der Erhalt und die Förderung von Biotopbäumen und Altholzinseln sowie der Verzicht auf ein zu dichtes Forststraßennetz und auf die Zucht exotischer Baumarten, die langfristig kontraproduktiv sind.
  • Management von Schutzgebieten besser regeln: In vielen Fällen ist die Rechtssituation in Natura-2000-Gebieten intransparent, weil sowohl die Schutzziele, als auch die Zuständigkeiten dafür nur unklar oder unverständlich geregelt sind. Das hat zur Folge, dass ein effektiver Schutz in der Praxis nicht umgesetzt werden kann, weil die Ziele zu allgemein oder zu schwammig formuliert sind. Deshalb braucht es verbindliche Managementpläne für die Erreichung der Naturschutzziele sowie eine Überarbeitung der relevanten Rechtsmaterien, wie etwa des Forstgesetzes.
  • Fördersystem neu ausrichten: Das Fördersystem muss auf die Klima- und Biodiversitätskrise ausgerichtet werden und jene Waldbesitzer, die sich schon jetzt aktiv für Klima- und Artenschutz einsetzen, stärker unterstützen – ebenso wie jene, die gerne mehr machen würden, aber nicht die Mittel dazu haben. Derzeit sind die Förderungen für Naturschutz im Wald insgesamt viel zu gering und zu unattraktiv ausgelobt. Das gilt auch für den 2021 eingerichteten Waldfonds.

Waldforschung stärker fördern: Die Daten zu natürlichen und naturnahen Wäldern sind lückenhaft und veraltet. Die aktuellste offizielle Erhebung zur Natürlichkeit von Österreichs Wäldern ist rund 25 Jahre alt. Um die Wälder effektiv schützen zu können, muss das Wissen um sie dringend aktualisiert und ausgebaut werden.

Rückfragen

Valentin Ladstätter
Pressesprecher, WWF Österreich

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