Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
Viel im Fluss: Verbesserungen für Fische, Eisvogel & Co. stehen bevor

Presseaussendung
Wien, Orth/Donau, 20. 10. 2017 – Aufbruchsstimmung für den prächtig blauen Eisvogel als Charakterart der March- und Donau-Auen: Seine Lebensbedingungen werden nun vielerorts weiter verbessert. Denn seine Geschicke, wie auch die der Fische als Nahrungsgrundlage, werden nicht nur durch die großen Flüsse, sondern auch ihre Zubringer und deren Mündungsbereiche geprägt. Um diese Gewässer geht es bei neuen Revitalisierungsprojekten in der Region, berichten WWF Österreich und Nationalpark Donau-Auen. Die March- und Donau-Auen sind das Gebiet mit der höchsten Dichte an Eisvogel-Brutpaaren in ganz Österreich. Daher ist es besonders wichtig, diese als Gesamtes im Lebensraumverbund weiter zu verbessern.

Artenvielfalt an der March
Ein Meilenstein ist das im September gestartete Flussrückbauprojekt von via donau an der Unteren March, das vom EU Life+ Programm gefördert und vom WWF und dem Landesfischereiverband aktiv mitgestaltet wird. An mehreren Stellen werden harte Uferverbauungen und Wasserbausteine aus der Au entfernt und insgesamt über fünf Kilometer Nebenarme wieder mit der March verbunden. Der Stempfelbach und der Zapfengraben – zwei Zubringer der March – erhalten sogar neue naturnahe Mündungsbereiche.
Dabei ist die enge Zusammenarbeit zwischen Ökologie und Wasserbau wesentlich und zugleich eine große Herausforderung: Jede Tierart hat andere Ansprüche und benötigt daher unterschiedliche Lebensräume. So braucht die Flussmuschel gut durchströmte, klare Flussbereiche, während sich die Grüne Keiljungfer, eine Libellenart, bevorzugt auf vegetationsarmen Uferbänken sonnt. Umfangreiche und detaillierte Planungen im Vorfeld machen es möglich, dynamische Nebenarme zu schaffen und gleichzeitig für viele Arten neue Lebensräume zu gestalten.
WWF-Projektleiter Michael Stelzhammer freut sich: „Jetzt kann die March an vielen Stellen ihr enges Korsett abstreifen und sich wieder besser mit ihrer Au verbinden. Neue Flusslebensräume sind gerade in Niederösterreich besonders wertvoll, denn dort gingen in den letzten 150 Jahren mehr als 200 Quadratkilometer durch Verbauung verloren. Wenn wir den Flüssen wieder mehr Raum geben, ist das nicht nur ökologisch sinn- und wertvoll, sondern verbessert die Versorgung mit Grundwasser und trägt somit auch zur Trinkwassersicherheit bei.“

Ein Lebensraumverbund wird gestärkt
Auch der Nationalpark Donau-Auen greift Eisvogel & Co. kräftig unter Flügel und Flossen: Der Alpen Karpaten Fluss Korridor ist ein neues grenzübergreifendes Pilotprojekt zwischen der Slowakei und Österreich, gefördert durch das Programm Interreg V-A Slowakei – Österreich. Erfahrungsaustausch, gemeinsame Konzepte und die Umsetzung von best-practice im ökologischen Wasserbau schaffen die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Schutz- und Pflegekonzepte für Fließgewässer wie Schwechat und Fischa werden gemeinsam von ExpertInnen beider Länder erstellt. Als bewährter Projektpartner wird viadonau die Renaturierung an der Mündung der Fischa in die Donau umsetzen.
Christoph Litschauer, Projektleiter im Nationalpark Donau-Auen erklärt: „Die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen verbessert die Lebensraumqualität und leistet einen Beitrag zum Hochwasserschutz in der Region. Anhand von Leitarten wie Eisvogel oder Würfelnatter können wir auch den Erfolg unserer Maßnahmen dokumentieren.“ Dieses Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Gemeinsam mit sieben Partnerorganisationen wird es im Grenzgebiet Österreich-Slowakei umgesetzt. Die Einbindung von Anrainergemeinden, Interessierten und Schulen in die Projektaktivitäten soll die Gewässer in der Grenzregion wieder verstärkt erlebbar machen und die Begeisterung für den Lebensraum Fluss wecken.
Welche Arten profitieren noch von den Maßnahmen im Flussnetzwerk? Strömungsliebende Fische wie Barbe, Hasel oder Nase, die zukünftig besser in die Nebengewässer ziehen und laichen können – aber auch zahlreiche andere Lebewesen. Denn Flüsse sind Lebensraumverbünde und Korridore, und das Fazit lautet somit: Naturnahe, lebendige Flüsse schaffen Leben!

Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF, Tel. 0676/83 488 203, claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
UN-Plastik-Verhandlungen: WWF fordert Abkommen gegen tödliche Plastikflut
UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf