Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
Welt-Schildkrötentag: Schutzlos im Suppentopf
Wien, 23. Mai 2014 – Gejagt, gesammelt, gekocht: Dieses Schicksal bedroht immer mehr Schildkrötenarten weltweit. Sie gelten als Sammlerstück, Delikatesse oder Arznei. Ihre Lebensräume werden zerstört und vergiftet, die Eier geraubt. Sie verenden als Beifang in den Netzen der Fangflotten und werden als Spielgefährten für Kinder eingesperrt. Anlässlich des Weltschildkrötentags am 23. Mai weist der WWF auf die prekäre Situation vieler Schildkrötenarten hin und fordert mehr Schutz für die Panzertiere. Es gibt weltweit etwa 300 Schildkrötenarten. Dabei ist mehr als die Hälfte der untersuchten Arten in ihrem Bestand bedroht. Viele überleben nur noch in Zucht.
"Die erwachsenen Tiere haben nahezu keine natürlichen Feinde. Doch der Mensch bringt die Schildkröten an den Rand der Ausrottung. Wird eine Art neu entdeckt, so steht sie manchmal schon wenige Jahre später kurz vor dem Aussterben. Denn je neuer, hübscher und seltener, desto mehr facht dies Sammlernachfrage und die Wilderei zusätzlich an", sagt Georg Scattolin, Leiter des Internationalen Programmes beim WWF Österreich.
In Asien hat die steigende Wirtschaftskraft, insbesondere in China, zu einer Massennachfrage geführt. Hier gelten Schildkröten als Delikatesse. Im Reich der Mitte landen jährlich mehr als 300 Millionen Schildkröten im Kochtopf. Außerdem werden sie in der traditionellen chinesischen Medizin unter anderem zur Krebstherapie eingesetzt. Da die Wildbestände vieler Arten bereits eingebrochen sind, ist die Schildkrötenzucht zu einem florierenden Geschäft geworden. Doch unter Kennern gelten Wildtiere als wirksameres Heilmittel. Ein Beispiel ist die inzwischen vom Aussterben bedrohte, in China, Laos und Vietnam beheimatete Dreistreifen-Scharnierschildkröte, die als Schildkrötengelée verspeist, unter anderem einen hübschen Teint fördern soll.
Alle untersuchten Meeresschildkrötenarten sind in ihrem Bestand bedroht. Warum, das zeigt exemplarisch das Beispiel des Great Barrier Reef in Australien, wo sechs der sieben Arten vorkommen. Wasserverschmutzung und vom Klimawandel bedingte Meeresversauerung und Korallenbleiche bedrohen bereits die Zukunft des Riffs. Doch nun sollen nach dem Willen der australischen Regierung Kohleförderung und -export stark ausgeweitet werden. Im Zuge der dafür geplanten Hafenausbauten ist geplant, 100 Millionen Kubikmeter Aushub und Schlamm im Gebiet des Weltnaturerbes zu verklappen. Weitere Bedrohungen sind die Fischernetze und im Wasser treibender Kunststoffmüll, den die Tiere für Quallen halten und irrtümlich verzehren.
Auf globaler Ebene steht der Schutz von Meeresschildkröten im Fokus des WWF. Der WWF Österreich ist aktiv in der Beifangreduktion von Meeresschildkröten, denn mittlerweile ist für die Tiere, die bereits seit Millionen von Jahren die Ozeane bewohnen, der Beifangtod die stärkste Bedrohung. Die Population der Lederschildkröte – mit 1,6 Metern Länge die größte Schildkrötenart der Welt – ging im Ostpazifik allein in den letzten 20 Jahren um fast 90 Prozent zurück.
Um die Schildkröten zu retten, greifen Umweltschützer mitunter zu drastischen Maßnahmen. So werden bei Madagassischen Schnabelbrustschildkröte inzwischen große Codes in den Panzer freilebender Tiere graviert. Die Schildkröten sind nach dieser für sie schmerzfreien Prozedur eindeutig zu identifizieren, gleichzeitig sinkt ihr Wert auf dem Schwarzmarkt. Von dem Reptil, das nur im nordwestlichen Madagaskar vorkommt, gibt es nur noch etwa 400 erwachsene Tiere in freier Wildbahn. Sie gelten aufgrund ihres hohen, ballähnlichen Panzers als besonders begehrte Sammlerstücke.
Wissenswertes zu Schildkröten:
- Schildkröten gibt es bereits seit mehr als 225 Millionen Jahren. Sie besiedeln mit Ausnahme der Antarktis alle Kontinente und haben sich den unterschiedlichsten Biotopen und ökologischen Nischen angepasst.
- Schildkröten sind Reptilien. Man unterscheidet derzeit rund 327 Arten. Laut der internationalen Roten Liste der IUCN sind 32 Schildkrötenarten vom Aussterben bedroht.
- Ihr Panzer ist ihr herausstechendes Charakteristikum und macht etwa 30 Prozent ihres Gewichts aus. Er schützt sie vor dem Austrocknen und möglichen Feinden. Viele Arten können Kopf und Beine einziehen. Anders als bei der Schnecke ist der Panzer fest mit dem Skelett verbunden und wächst mit.
- Schildkröten sehen sehr gut und können Farben besser unterscheiden als der Mensch. Sie haben wie alle Reptilien vier verschiedene Typen von Farbrezeptoren statt wie der Mensch nur drei, und können auch Infrarot- und Ultraviolett-Strahlung wahrnehmen. Auch riechen können sie sehr gut. Über den Duft erkennen Schildkröten nicht nur ihr Fressen und ihre Partner, sie nutzen ihren Geruchssinn auch zur Orientierung. Schlechter sieht es mit dem Hören aus.
- Bei den meisten Schildkrötenarten entwickelt sich das Geschlecht abhängig von der Temperatur während der Brutzeit. Meist produzieren wärmere Temperaturen Weibchen, kältere Männchen. Durch den Klimawandel kann so das Geschlechtergefüge aus dem Gleichgewicht geraten.
- Die älteste bekannte Schildkröte war eine Aldabra-Riesenschildkröte, die 2006 mit 256 Jahren im Zoo von Kalkutta starb.
- Als letzter bekannter Vertreter einer Unterart der Galapagos-Riesenschildkröte galt der ca. 1920 geborene und im Juni 2012 gestorbene Lonesome George.
- Die größte lebende Schildkröte ist die Lederschildkröte, eine Meeresschildkröte. Der Rekord für diese Art liegt bei einer Panzerlänge von 256cm und einem Gewicht von 916 kg bei einer in Wales angespülten Schildkröte.
- Die kleinste Landschildkröte ist die Gesägte Flachschildkröte. Der Panzer ist im Mittel 7-9 cm und maximal 11 cm lang. Diese Art lebt in Südafrika und im südlichen Namibia.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral MA, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: +43-1-48817-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
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