Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen

Das Regierungsprogramm der Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos bleibt in Sachen Bodenschutz vielfach konkrete Lösungen schuldig und wird insgesamt der Dringlichkeit des Problems nicht gerecht: Unter 28 untersuchten Punkten finden sich nur sieben “neue und positive” Vorhaben, wie eine aktuelle Bewertung der Umweltschutzorganisation WWF zeigt. Der Großteil der Punkte (17) schreibt bisherige Versprechen nur vage fort. Vier weitere geplante Vorhaben bewertet der WWF als “eindeutig negativ”. “Der Bodenschutz ist zwar im Programm mehrfach verankert, aber es ist noch nicht erkennbar, wie die Bundesregierung ihre Ziele tatsächlich erreichen will. Insgesamt gibt es viel Luft nach oben”, sagt WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories. Laut aktuellen Berechnungen des WWF ist der Bodenverbrauch weiterhin viel zu hoch: Im Jahr 2024 wurden trotz der konjunkturell schwächelnden Bauwirtschaft rund 25 Quadratkilometer Boden neu verbraucht. “Wir werden die Koalition daran messen, ob sie dem Bodenschutz die notwendige Priorität einräumt. Gerade in Zeiten der Klimakrise sind intakte, unverbaute Böden als Grundlage für unsere Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität unverzichtbar”, sagt Simon Pories.
28 Boden-relevante Punkte im Check
Insgesamt hat der WWF im neuen Regierungsprogramm 28 “Boden-relevante” Maßnahmen identifiziert. Ein potenzieller Fortschritt wären zum Beispiel die stärkere Raumordnung auf Landesebene und versprochene Bodenschutz-Maßnahmen im Finanzausgleich. “Das Bauen auf der grünen Wiese darf nicht länger attraktiv sein. Stattdessen müssen die Ortskerne und die Innenentwicklung unterstützt werden. Dafür braucht es auch finanzielle Anreize im Finanzausgleich und im Steuersystem. All das muss rasch konkret werden”, fordert Simon Pories vom WWF. Auch die geplante “Widmungsabgabe” hat Potenzial und sollte daher für aktiven Bodenschutz zweckgewidmet werden, etwa für Entsiegelungen oder Rückwidmungen.
Als “deutlichen Rückschritt” beurteilt der WWF vor allem die geplante Forcierung des Straßenbaus. “Neue Autobahnen und Schnellstraßen schaffen wissenschaftlich erwiesen wieder nur mehr Verkehr und sabotieren die Klima- und Bodenschutz-Ziele”, erklärt Simon Pories. So würden laut dem aktuellen Umweltbericht alleine durch die Lobau-Autobahn rund 130 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen verloren gehen. Ebenso kritisch sieht der WWF die angestrebte Beschleunigung von Bauverfahren. “Hier drohen unter dem Deckmantel der Vereinfachung wichtige Umweltstandards untergraben zu werden”, warnt Pories.
Aktuelle Zahlen: Bodenverbrauch deutlich über Regierungsziel
Im Zehn-Jahres-Schnitt (2015-2024) liegt der Bodenverbrauch in Österreich bei rund 11 Hektar pro Tag. Allein im Vorjahr wurden rund 25 Quadratkilometer Boden neu verbraucht, wie WWF-Berechnungen auf Basis von Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen zeigen. Damit sind allein in diesem Jahr pro Tag umgerechnet knapp sieben Hektar (6,74) an wertvollen Grünräumen und Ackerflächen verloren gegangen – rund die Hälfte davon wurde komplett versiegelt. “2024 wurde eine Fläche neu verbaut und versiegelt, die in etwa dem Traunsee entspricht. Österreich verschwendet also weiterhin wertvolle Böden und liegt damit weit über dem versprochenen 2,5-Hektar-Ziel”,sagt WWF-Experte Simon Pories.
Dass die verbauten und versiegelten Flächen insgesamt weniger stark zugenommen haben als zuvor, sei stark konjunkturell bedingt: “Durch den falschen Fokus der Bauwirtschaft auf Neubauten auf der ‘grünen Wiese’ wirkt sich der Rückgang der Aufträge klarerweise auch auf den Bodenverbrauch aus. Es gibt aber weiterhin große strukturelle Defizite beim vorbeugenden Bodenschutz. Dabei müsste Österreich aufgrund seiner alpinen Topographie besonders sparsam mit der endlichen Ressource Boden umgehen”, sagt Simon Pories vom WWF.
Die vollständige Bewertung sowie Grafiken und Bildmaterial finden Sie hier zum Download.
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