Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: BürgerInnen entscheiden über Wasserkraftausbau in Graz

Presseaussendung
Wien, Graz am 14. Oktober 2016 – Gestern Abend hat der Magistrat der Stadt Graz bekannt gegeben, dass die Anzahl der Unterschriften für eine Volksbefragung über Bau der Murstaustufe Graz –Puntigam erreicht wurde. Der WWF wertet die große Anzahl der erreichten gültigen Stimmen als großen Erfolg für all jene, denen der Erhalt der freifließenden Mur als Wahrzeichen der Stadt Graz am Herzen liegt. Das von der Energie Steiermark und der Stadt Graz forcierte Projekt muss nun einer verpflichtenden Volksbefragung unterzogen werden. Der Termin dafür soll bereits in der Gemeinderatsitzung am 20. Oktober festgelegt werden. Nun steht auch die Entscheidung der Wien Energie an, in das Kraftwerk zu investieren, nachdem sich Verbund und EVN bereits zurückgezogen haben.
Obwohl bereits 2013 nach einem Berufungsverfahren genehmigt, wurde das Projekt Graz-Puntigam bis heute nicht verwirklicht. „Aus gutem Grund, führt es doch nach einer energiewirtschaftlichen Überprüfung durch Jürgen Neubarth von e3-Consult die Liste der unrentabelsten Wasserkraftprojekte Österreichs an“, so Gebhard Tschavoll, Fließgewässerexperte des WWF. Im März sprang nun auch noch der Hauptinvestor, die Verbund Austria AG, ab. „Augen zu und durch“, schien dennoch die Devise der Grazer Stadtpolitiker zu sein. Alle Bedenken, die von Kritikern des Projekts seit der Genehmigung geäußert wurden, wurden beiseite gewischt und an einem raschen Baustart festgehalten. Dies könnte sich nun durch das eindeutige Votum der Bürgerinnen und Bürger, selbst über die Zukunft der Mur im Stadtgebiet entscheiden zu wollen, ändern.
Weg frei für Alternativprojekt „Mur findet Stadt“
Für den WWF ist das Kraftwerksprojekt kein wünschenswerter Beitrag zur Energiewende: Viel Naturzerstörung zu einem hohen Preis. Stattdessen sollte Graz die einmalige Chance ergreifen, mit dem Projekt „Mur findet Stadt“ eine Grünraumoffensive unter aktiver Einbindung aller Bürgerinnen und Bürger zu starten. Entlang der gesamten Stadtmur sind dabei freiraumgestalterische und ökologische Aufwertungen geplant.
„Die Wien–Energie als möglicher Investor in das Kraftwerksprojekt sollte sehr genau hinschauen; eine Realisierung des Baus könnte ein sehr positives Projekt für die Zukunft von Graz unmöglich machen“, meint Gebhard Tschavoll vom WWF Alpenflüsse Programm. Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Mur im Bereich zwischen dem Kraftwerk Weinzödl und dem Kraftwerk Gössendorf von unschätzbarem Wert für die Stadt Graz. Diese letzte noch nicht aufgestaute Fließstrecke der Mur beherbergt eine seltene Lebewelt, darunter Österreichs wichtigste Huchenvorkommen und große Bestände der extrem seltenen Würfelnatter. Käme das Kraftwerk, müssten 8.000 ausgewachsene Bäume entlang der Ufer gefällt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass die Grazer Bevölkerung Weitsicht an den Tag legt und sich gegen den Bau entscheidet.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf
WWF begrüßt Pfundser Ergebnis gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal
Bevölkerung von Pfunds lehnt Ausbauprojekt ab – WWF fordert Absage des Planungsfossils und Prüfung von Alternativen
Good News: Berggorilla-Check in Uganda gestartet
Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.
WWF: Luchse in Österreich nach wie vor gefährdet
Nur maximal 35 Individuen in ganz Österreich – Lebensraumzerschneidung isoliert Bestände – WWF fordert bessere Raumplanung und Bekämpfung der Wildtierkriminalität
WWF: Neue Studie zeigt Leistbarkeit gesunder und biologischer Ernährung
Warenkorb-Untersuchung: Gesündere Ernährung und weniger Verschwendung ermöglichen Bio-Qualität ohne Mehrkosten – Vorteile für Umwelt, Gesundheit und Haushaltsbudget
Neue Studie: Pumpspeicher im Platzertal könnte “Milliardengrab” werden
Studie zu Kaunertal-Ausbau zeigt fehlende Wirtschaftlichkeit – Projekt wäre teuerstes Pumpspeicherkraftwerk Österreichs – WWF fordert Wirtschaftlichkeitsprüfung aller Alternativen
Wie Wale wandern: WWF veröffentlicht digitale Plattform zum Schutz “mariner Superhighways”
Schiffsverkehr, Lärm und Verschmutzung stören die Wanderrouten der Wale zunehmend – WWF veröffentlicht interaktives Online-Tool zum Schutz der Ozeanriesen
Bodenverbrauch: WWF sucht die “Schlimmste Bausünde Österreichs”
Naturschutzorganisation lässt online über sechs Negativbeispiele für hohen Bodenverbrauch abstimmen – “Kein Weiter-wie-bisher” im heimschen Bodenschutz gefordert