Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF fordert “Grünes Sicherheitsnetz” für Österreich
Die Naturschutzorganisation WWF Österreich fordert ein “Grünes Sicherheitsnetz” aus natürlichen Schutzmaßnahmen und legt dafür ein neues Positionspapier samt Aktionsplan für die heimische Politik vor. “Natürliche Schutzmaßnahmen denken Klimaschutz, Naturschutz und das menschliche Wohlergehen zusammen. Das können zum Beispiel Flussrenaturierungen sein, die wertvolle Lebensräume für gefährdete Tier- und Pflanzenarten bieten und zusätzlich Gefahren durch Hochwasser mindern”, sagt WWF-Programmleiterin Hanna Simons. Ein Grünes Sicherheitsnetz aus vielen solchen natürlichen Schutzmaßnahmen könne entscheidend dazu beitragen, existenzbedrohende Krisen wie die Erderhitzung und das Artensterben zu bekämpfen und die Menschen vor den Folgen zu schützen. “Von den Alpen bis in die Städte braucht es umfassende Maßnahmen und die nötigen Mittel, damit wir ein Grünes Sicherheitsnetz über Österreich aufspannen können”, sagt Hanna Simons.
In Form eines zehn Punkte starken Aktionsplans legt der WWF nun vor, wie natürliche Schutzmaßnahmen für Mensch, Klima und Natur systematisch in Österreich ausgebaut werden sollen. Dazu gehört etwa ein Wasserschutz-Programm, denn 60 Prozent der heimischen Flüsse sind sanierungsbedürftig. “Besonders wichtig ist der Rückbau von unnötigen Barrieren und die Renaturierung von Flussläufen und Auen. Das erhöht auch unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen der Klimakrise”, sagt Hanna Simons. Weitere Punkte sind ein bundesweites Bodenschutz-Programm und die Ausweitung von Schutzgebieten auf 30 Prozent der Landfläche – zum Beispiel in den letzten weitgehend unerschlossenen Naturräumen, die sich vor allem in alpinen Hochlagen befinden. Doch natürliche Schutzmaßnahmen sind auch im dicht besiedelten Raum relevant: So fordert der WWF Hitzeschutz-Programme in allen Städten und Gemeinden.
Natürliche Schutzmaßnahmen haben neben einem Hauptziel – etwa Katastrophenschutz oder Klima-Anpassung – auch zusätzliche Vorteile, zum Beispiel die Schaffung von Arbeitsplätzen, den Schutz der biologischen Vielfalt oder Beiträge zur Ernährungssicherheit. So verringert die Wiederherstellung von Feuchtgebieten nicht nur die negative Wirkung von Hochwasser durch die Schaffung von Überschwemmungsgebieten, sondern reichert auch das Grundwasser an und verbessert die Wasserqualität. Eine natürliche Bewirtschaftung von Wäldern macht diese nicht nur resilienter gegen Naturkatastrophen, sondern erhöht auch die CO2-Speicherfunktion. “Wetter- und klimabedingte Ereignisse verursachen bereits jetzt Schäden in Höhe von mindestens zwei Milliarden Euro im Schnitt pro Jahr. Natürliche Schutzmaßnahmen können solche Schäden verringern und sind daher in jeder Hinsicht eine lohnende Investition”, sagt Hanna Simons vom WWF.
Der Handlungsbedarf ist enorm. Die Erderhitzung schreitet voran, 2023 brachte erneut Hitzerekorde und Extremwetterereignisse. Dazu kommen Naturzerstörung und Artensterben: Laut der jüngsten Aktualisierung der globalen Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten sind von den insgesamt mehr als 157.000 erfassten Arten über 44.000 in Bedrohungskategorien – mehr als je zuvor. Die Fläche an Feuchtgebieten ist seit 1900 weltweit um 70 Prozent zurückgegangen. Auch in Österreich ist der Trend extrem negativ: 90 Prozent der ursprünglichen Moorfläche sind bereits zerstört. Der Flächenfraß ist mit 12 Hektar Bodenverbrauch pro Tag weiterhin enorm hoch. “Wir brauchen eine Trendwende. Klima- und Naturschutz müssen noch viel stärker auf allen Ebenen berücksichtigt und gemeinsam gedacht werden”, fordert Hanna Simons vom WWF.
Das Positionspapier “Ein Grünes Sicherheitsnetz für Österreich” sowie Pressefotos sind hier zum Download verfügbar.
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten
WWF und BirdLife: Seeadler lieben Natura 2000-Gebiete
Neue Studie: Seeadler jagen und brüten besonders gerne in Europaschutzgebieten – Umweltschutzorganisationen fordern Stärkung des Natura 2000-Netzwerks und Bundesländer-Unterstützung für EU-Renaturierungsgesetz
WWF: Strategische Agenda der EU muss Klima- und Naturschutz zur Priorität machen
Entwürfe für EU-Agenda noch sehr schwach und mit großen Lücken – WWF fordert vollen Kanzler-Einsatz für ambitionierten Klima- und Naturschutz im EU-Dokument
WWF-Erfolg: Ein neuer Seitenarm für die Drau
Wir haben an der kroatischen Drau einen neuen Seitenarm geschaffen! Durch ihn kann der Fluss wieder dynamischer fließen – und geschützte Arten können einen neuen Lebensraum finden.
Großprojekt gegen Wildtierkriminalität startet
Grenzüberschreitendes EU LIFE Projekt soll bis 2028 Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich reduzieren