Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
WWF fordert nationalen Aktionsplan gegen das Artensterben
Tag der Artenvielfalt: Weltweit eine Million, in Österreich ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten bedroht – Vertrieben, verdrängt, verfolgt: Artensterben ist menschengemacht
Wien, 21. Mai 2020. Anlässlich des Tags der Artenvielfalt am Freitag warnt der WWF Österreich vor dem leisen Sterben der Natur. Laut Weltbiodiversitätsrat IPBES könnten in den nächsten Jahrzehnten bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten weltweit aussterben. Für Österreich sind die Aussichten ebenfalls düster. Rund ein Drittel der heimischen Tier- und Pflanzenarten ist laut „Roter Liste“ gefährdet, bei einzelnen Arten ist die Bedrohung sogar deutlich größer. „Unsere Natur ist systemrelevant, aber wir verbauen und übernutzen sie im Rekordtempo“, sagt Christian Pichler vom WWF Österreich. Der Artenschutzexperte sieht vor allem die Politik gefordert, einen Kurswechsel einzuleiten: „Wir brauchen einen nationalen Aktionsplan zum Schutz der Artenvielfalt, mit verpflichtenden Zielen, Maßnahmen und Budgets. Wir müssen unsere verbliebene Natur erhalten und streng schützen. Verbaute und zerstörte Landschaften müssen so gut wie möglich renaturiert werden. Auch die Wildtierkriminalität muss stärker bekämpft werden.“
Dass Österreich Europameister im Bodenverbrauch ist, stellt die Hauptursache für das heimische Artensterben dar. Für den Bau von Straßen, Siedlungen und Betrieben werden täglich 13 Hektar Grünland und damit wertvoller Lebensraum versiegelt – doppelt so viel wie in Deutschland oder der Schweiz. „Wenn Bestäuber wie die Bienen, Fische wie die Bachforelle und Vögel wie die Feldlerche eine Zukunft haben sollen, muss die Politik entschieden handeln. Der Wildwuchs an Einkaufszentren am Ortsrand muss ebenso der Vergangenheit angehören wie neue Autobahnen oder Wasserkraftprojekte, die unsere letzten freifließenden und ökologisch intakten Flüsse zerstören. Zudem braucht es ein konsequentes Vorgehen gegen jene, die illegal Jagd auf geschützte Tiere machen und rücksichtslos ganze Populationen gefährden“, fordert Pichler.
Denn der Raubbau an der Natur ist auch ein Raubbau an uns selbst. „Ökosysteme funktionieren wie eine lebenswichtige Fabrik, die saubere Luft, sauberes Wasser und gesunde Lebensmittel für den Menschen produziert. In den letzten 50 Jahren sind die weltweiten Populationen von Wirbeltieren jedoch um durchschnittlich 60 Prozent eingebrochen. Welche Fabrik könnte weiter produzieren, wenn sie 60 von 100 Angestellten verliert?“ fragt WWF-Experte Pichler besorgt.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert
Neue Pressesprecherin beim WWF Österreich
Lara Hocek verantwortet ab sofort die Medienarbeit des WWF zu den Themen Klima, Energie, Alpen und Flüsse
Koalitionsverhandlungen: WWF warnt vor Rückschritten in der Umweltpolitik
Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Artenschutz-Bilanz: WWF kürt “Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2024”
Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.
Neue steirische Landesregierung: WWF kritisiert schwache Bodenschutz-Pläne
Lückenhaftes und oberflächliches Regierungsprogramm wird Problem nicht gerecht – Neue Bodenstrategie und Raumordnungsnovelle müssen wirksame Maßnahmen gegen Flächenfraß in der Steiermark bringen
WWF fordert zügige Umsetzung des nationalen Klimaplans
Künftige Bundesregierung in der Pflicht – WWF fordert Abbau umweltschädlicher Subventionen sowie Energiespar- und Naturschutz-Programme, um Klimaziele zu erreichen
Nachhaltiges Weihnachtsfest: WWF fordert Paket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Lebensmittel-Verschwendung während der Feiertage vermeiden: WWF gibt Tipps und fordert künftige Bundesregierung zum Handeln auf