Wichtiges Signal gegen Länder-Blockade – Naturschutzorganisation fordert Schulterschluss für wegweisendes Gesetz – Finanzierung der Maßnahmen möglich, zusätzliche EU-Mittel abrufbar
WWF: Fünf Luchse nahe österreichischer Grenze freigelassen
Heimische Population von nur 40 Luchsen könnte durch Ansiedlung gestärkt werden – Lebensraumzerschneidung isoliert und Wilderei dezimiert Europas größte Katzenart – WWF fordert mehr Engagement der Bundesländer
Villach/Kranjska Gora, 04.05.2021 – Fünf rumänische und slowakische Luchse wurden unweit der Grenze zu Kärnten freigelassen, berichtet der WWF (World Wide Fund for Nature). Das Ansiedlungsprojekt im slowenischen Triglav Nationalpark soll die Alpenpopulation der größten Katzenart Europas mit jener im Dinarischen Gebirge verbinden. Die Naturschutzorganisation kofinanziert das Projekt und hofft, dass dadurch der bedrohte österreichische Bestand von nur maximal 40 Tieren gestärkt werden kann. „Flächenfraß, Lebensraumzerschneidung sowie Wilderei machen den heimischen Luchsen das Überleben schwer. Schaffen wir es nicht, unsere drei Populationen im Westen, Norden und der Mitte des Landes zu stärken und zu vernetzen, droht zumindest lokal ihr erneutes Aussterben in Österreich“, warnt Christian Pichler, Artenschutzexperte des WWF Österreich. Die Freilassung in Slowenien trägt eine breite Allianz aus Politik, Naturschutz, Jägerschaft sowie Forstwirtschaft und wird von der Europäische Union unterstützt. Der WWF sieht die Maßnahme als vorbildlich für Österreich und fordert mehr Engagement von den Bundesländern zur Rettung der Katzenart.
Derzeit gibt es drei heimische Luchsbestände. Das Vorkommen einiger weniger Tiere in Vorarlberg und Tirol ist eine Folge der sich langsam ausbreitenden Population in der Ostschweiz. Im Norden des Landes hat Österreich Anteil an der grenzüberschreitenden böhmisch-bayerisch-österreichischen Population. Davon konnten zuletzt 23 Luchse in Österreich nachgewiesen werden. Kein Individuum lebt ausschließlich hierzulande, was die Wichtigkeit internationaler Kooperation verdeutlicht. Die zentrale Region um den oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen beherbergt eine stark bedrohte Population von derzeit sechs Tieren, die vor allem durch genetische Verarmung gefährdet ist. „Wenn es gelingt, die heimischen Vorkommen mit dem nun gestärkten slowenischen Bestand zu vernetzen, wäre das ein großer Erfolg. Voraussetzung für das Überleben der Luchse in Österreich ist und bleibt aber die Offenhaltung von Wanderkorridoren sowie die konsequente Bekämpfung von illegaler Verfolgung“, erklärt Christian Pichler vom WWF.
WWF fordert mehr Maßnahmen der Bundesländer
Obwohl es in Österreich ausreichend geeigneten Lebensraum und Wildtiere als Beute für den Luchs gibt, scheitert ein stabilisierendes Wachstum des Bestands an fehlenden bundesländerübergreifenden Maßnahmen. „Für die heimischen Luchse ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie werden maximal 15 Jahre alt. Nur vier bis fünf Weibchen bringen im Schnitt jeweils zwei Jungtiere pro Jahr zur Welt. Sorgen wir nicht für wesentlich mehr Nachwuchs, sieht es für den Fortbestand des Luchses in Österreich schlecht aus“, sagt Pichler. Denn lediglich jeder vierte Jungluchs erreicht auch das Erwachsenenalter.
„Letztlich ist es eine Frage des politischen Willens, das erneute Verschwinden der scheuen Katzen in Österreich zu verhindern“, appelliert WWF-Experte Pichler. Die Zerschneidung der Lebensräume des Waldbewohners – etwa durch Straßen, Siedlungen und Industriegebiete – muss durch einen Stopp des heimischen Flächenfraßes verhindert und durch sichere Querungsmöglichkeiten überwunden werden. Wilderei ist als Straftat konsequent zu verfolgen. Auch die Umsiedelung aus anderen Gegenden Europas kann das Luchsvorkommen in Österreich stärken.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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