Naturschutzorganisation lässt online über sechs Negativbeispiele für hohen Bodenverbrauch abstimmen – “Kein Weiter-wie-bisher” im heimschen Bodenschutz gefordert
WWF gegen Fischotter-Tötungen: Kärntner Landesregierung ignoriert EU-Recht und hebelt Naturschutz aus

Klagenfurt, 27.02.2020 – Eine Verordnung der Kärntner Landesregierung erlaubt die Tötung von jährlich bis zu 43 Fischottern, obwohl die europaweit streng geschützte Art immer noch keinen günstigen Erhaltungszustand in der alpinen Region aufweist. Das diesjährige Abschusskontingent wurde nun ausgeschöpft und die Bejagung eingestellt. Was aber nichts am europarechtswidrigen Vorgehen des Landes ändert. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich brachte daher im November einen Antrag auf Überprüfung bei der zuständigen Behörde ein, um den Fischotter-Tötungen einen Riegel vorzuschieben. Jetzt verweigert aber die Abteilung ‚Land- und Forstwirtschaft, Ländlicher Raum‘ die Ausstellung des rechtlich gebotenen Bescheids, der eine gerichtliche Entscheidung der Causa ermöglichen würde: „Die Kärntner Landesregierung tritt den Naturschutz mit Füßen und ignoriert geltendes EU-Recht. Denn laut Europäischem Gerichtshof muss Umweltorganisationen eine gerichtliche Prüfung zugänglich gemacht werden. Mit seiner Verweigerungshaltung spielt das Land bewusst auf Zeit, um ein faires Verfahren zu den Fischotter-Tötungen zu verhindern“, kritisiert WWF-Artenschutzexpertin Christina Wolf-Petre.
Der WWF Österreich und ÖKOBÜRO beantragen daher jetzt nochmals die Ausstellung eines ordentlichen Bescheids, noch bevor die aus ihrer Sicht rechtswidrige Tötungsverordnung Ende Mai offiziell ausläuft. „Hier ist Gefahr im Verzug. Das Land hat für Herbst bereits eine mögliche Folgeverordnung zum Abschuss weiterer Fischotter angekündigt, obwohl noch nicht einmal über die aktuellen Tötungen Recht oder Unrecht gesprochen wurde. Kommt Kärnten damit durch, werden in Zukunft noch mehr geschützte Tiere auf grausame Weise Totschlagfallen und Langwaffen zum Opfer fallen“, befürchtet Wolf-Petre.
Der WWF kritisiert nicht nur die Rechtswidrigkeit der Verordnung, sondern auch die falschen Begründungen des Landes: „Der Fischotter wird zum Sündenbock für hausgemachte Probleme gemacht. Denn der Rückgang von Fischpopulationen liegt vor allem an der zu starken Verbauung, Regulierung und Verschmutzung unserer Gewässer. Das belegen selbst die eigenen Untersuchungen der Bundesländer. Weil das Land aber von seinen Versäumnissen ablenken will, torpediert es die Erholung des einst nahezu ausgerotteten Fischotters. Dabei spielen Otter eine besonders wichtige Rolle für das ganze Ökosystem“, so Wolf-Petre.
Dass die Landesregierung den Naturschutz derzeit systematisch mit Füßen tritt, zeigt auch die Affäre um den Nationalpark Hohe Tauern. Ein neues „Jagdübereinkommen“ sieht vor, dass geschützte Arten wie Wolf, Bär, Luchs oder Fischotter sogar im Nationalpark Hohe Tauern „nicht willkommen“ seien und von Erhaltungsmaßnahmen und Forschung ausgeschlossen werden sollen. „Dass die Landespolitik ausgerechnet in einem Nationalpark den Naturschutz aushebelt, ist völlig inakzeptabel. Offensichtlich will sie nicht nur Fischotter beseitigen, sondern auch überhaupt volle Kraft zurück ins naturschutzfachliche Mittelalter“, warnt WWF-Expertin Wolf-Petre.
Unterschriften gegen Fischotter-Tötungen in Kärnten und Niederösterreich sind online möglich: www.wwf.at/fischotter-petition
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Zwei Seeadler besendert – Population im Aufwind
90 Seeadler-Paare in Österreich – Beringungen und Besenderungen liefern wichtige Erkenntnisse für Artenschutz – Zahlreiche Bedrohungen für heimische Population
Tag der Lebensmittelrettung: WWF legt Fünf-Punkte-Plan gegen Verschwendung vor
Tag der Lebensmittelrettung am 26. Mai – Allein in Österreich werden 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr nicht gegessen – WWF fordert verbindliches Maßnahmenpaket gegen Verschwendung
100.000 Unterschriften: Breite Allianz fordert Stopp von Ausbau Kraftwerk Kaunertal
100.000 Unterschriften für Projektstopp gesammelt – Über 35 Bürgerinitiativen, Vereine und Naturschutzorganisationen fordern Absage des Planungsfossils im Kaunertal
100.000 Unterschriften gegen den Ausbau Kraftwerk Kaunertal!
Ein Meilenstein für den Natur- und Umweltschutz: Wir haben 100.000 Unterschriften gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal gesammelt.
WWF fordert Rettungspaket für Untere Lobau im Wiener Regierungsprogramm
Untere Lobau massiv von Austrocknung bedroht – WWF fordert Wasserzuleitung und Renaturierung zur Rettung des Naturjuwels
WWF: EU-Renaturierungsverordnung “zügig und ambitioniert” umsetzen
Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!