Studie zu Kaunertal-Ausbau zeigt fehlende Wirtschaftlichkeit – Projekt wäre teuerstes Pumpspeicherkraftwerk Österreichs – WWF fordert Wirtschaftlichkeitsprüfung aller Alternativen
WWF: Interesse Einzelner bedroht mögliches Naturparadies im Rheintal

Presseaussendung
Bregenz, St. Gallen, 25. April 2016 – Rund 70 Prozent der Rheintalerinnen und Rheintaler wollen den Rhein laut einer repräsentativen Umfrage vom letzten Jahr aus seinem Zwangskorsett befreien und ein Naturparadies schaffen. Über 5.000 Menschen haben auf www.rheinraus.info eine Online-Petition dazu unterschrieben. Doch die wirtschaftlichen Interessen Einzelner bedrohen diese einmalige Chance für Mensch und Natur, kritisieren WWF, Pro Natura und der Naturschutzbund Vorarlberg.
Am Alpenrhein zwischen Oberriet und Bodensee geht es um alles oder nichts. Für extreme Hochwasser gibt es dort heute zu wenig Platz zwischen den Dämmen. Ein breiteres Bett mit sicheren Dämmen ist nötig, sodass sie einem Jahrhunderthochwasser standhalten könnten. Eine solche Katastrophe könnte jederzeit eintreffen – mit drastischen Folgen für die umliegenden Gemeinden. Modellierungen zeigen, dass einzelne Gebiete bis neun Meter unter Wasser stehen könnten. Dass der Grenzfluss saniert werden muss, zweifelt niemand an. Doch an der Ausgestaltung des Projekts scheiden sich die Geister.
Hochwasserschutz und Naturnähe ist machbar
Selten ist bei einer geplanten Revitalisierung die Ausgangslage so vorteilhaft: Das Land für die Rheinrevitalisierung gehört mehrheitlich der öffentlichen Hand, die Bevölkerungs-mehrheit will die größtmögliche Naturnähe, und die Ziele des Hochwasserschutzes und der Ökologie sind identisch: Mehr Platz für den Fluss bedeutet mehr Sicherheit im Hochwasserschutz und mehr Natur.
Auch die rechtlichen Anforderungen sind unmissverständlich:
Im Wasserbau- und im Gewässerschutzgesetz steht, dass bei Eingriffen in Gewässer der naturnahe Verlauf möglichst beibehalten oder wiederhergestellt werden muss. Mindestens fünf große Aufweitungen im Abstand von maximal vier Kilometern zueinander wären nötig, damit der ökologische Austausch mit dem Bodensee funktioniert. Davon war die Planung im November 2015 noch weit entfernt. Nur auf 15 Prozent der Projektstrecke sollen Auen entstehen. Möglich und nötig wären viel mehr.
Grundwasserfassungen kann man verlegen, den Rhein nicht
Der im November 2015 vom Entscheidungsgremium „Gemeinsame Rheinkommission“ vorgelegte Plan trägt vor allem den wirtschaftlichen Interessen einzelner Trinkwasser-versorger und Gemeinden Rechnung. Diese halten an ihren alten, sehr rentablen aber nicht sicheren Trinkwasserbrunnen im Rheinvorland fest. Deshalb wollen sie ein mögliches Naturparadies verhindern. „Natürlich würde bei einer Revitalisierung die Versetzung der Trinkwasserbrunnen etwas kosten“ meint Lukas Indermaur, Projektleiter Alpenrhein beim WWF Schweiz. „Rheinfernere Standorte sind aber viel sicherer als die bisherigen und dürfen bei einem Milliardenprojekt mit so viel Potential für Mensch und Umwelt kein Tabu sein.“
Die Umweltverbände WWF, Pro Natura und der Naturschutzbund Vorarlberg fordern von der „Gemeinsamen Rheinkommission“, die rechtlichen Vorgaben und den Volkswillen zu respektieren: Über 5.000 Menschen haben sich online für ein Projekt ausgesprochen, das dem Titel „Jahrhundertchance“ gerecht wird.
Weitere Informationen
siehe www.lebendigerrhein.org
Pressetaugliche Fotos: http://bit.ly/BilderRheinraus
(Benutzername: Gast@WWF_Schweiz, Passwort: Alpenrhein5000)
Kontakt:
Lukas Indermaur, Projektleiter Lebendiger Alpenrhein beim WWF Schweiz,
Tel. +41 079 757 91 43, E-Mail: Lukas.Indermaur@wwf.ch
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