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WWF Palmöl-Test: Schlechte Noten für Österreichs Unternehmen
Palmöl Scorecard 2013: Regenwald steckt noch immer in Pizza und Lippenstift

Wien, 12. November 2013 – Das erste WWF Palmöl-Ranking in Österreich zeigt, dass sich der Großteil der heimischen Konsumgüterhersteller der ökologischen und sozialen Probleme bei der Palmölproduktion nicht bewusst ist. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen verweigert eine Aussage zu ihrer Einkaufspolitik. Erst zwei Prozent beziehen zu 100 Prozent zertifiziertes Palmöl nach den Kriterien des „Runden Tisches für Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO).
„Egal ob Pizza, Margarine, Waschmittel oder Lippenstift, in fast jedem zweiten Produkt aus dem Supermarktregal versteckt sich Palmöl oder Palmkernöl, das vor allem auf Plantagen in den tropischen Regenwaldregionen Südostasiens angebaut wird“, warnt Friederike Klein vom WWF Österreich. „Unser Konsum entscheidet also über das Schicksal von Orang-Utan oder Tiger und der Menschen vor Ort.“
Der WWF fragt daher in den „Palmöl Scorecards“ regelmäßig bei Konsumgüterherstellern die Einkaufspolitik ab. 2013 wurden erstmals 38 Österreichische Groß- und Einzelhandelsunternehmen aus dem Lebensmittel- und Kosmetikbereich befragt. Erhoben wurden die von den Unternehmen genutzte Palmölmenge, die Mitgliedschaft im „Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl“ (RSPO), die Qualität ihrer Lieferkette sowie die Selbstverpflichtung zur Nutzung von zertifiziertem Palmöl.
Keines der befragten Österreichischen Unternehmen erreichte die volle Punktezahl im WWF Palmöl-Rating. Es gibt nur einige wenige positive Beispiele, wie Manner, Wojnar und 11er Nahrungsmittel, die mit 11 von möglichen 12 Punkten die Rangliste anführen. Die an die RSPO-Kriterien anknüpfenden Zusatzforderungen des WWF, wie ein Umwandlungsverbot von kohlenstoffreichen Torfböden und ein Verzicht auf Pestizide, werden von kaum Unternehmen bei ihren Lieferanten nachgefragt. „Die geringe Auskunftsbereitschaft lässt darauf schließen, dass sich die Unternehmen in Österreich der Palmölproblematik und ihrer Verantwortung wenig bewusst sind. Es besteht dringend Nachholbedarf in Sachen Transparenz und Umstellung auf zertifiziertes Palmöl“, so Klein. „Klares Ziel sind 100 Prozent rückverfolgbares und nachhaltig produziertes Palmöl.“
Auch global betrachtet bewertet der WWF die Situation als „kritisch“. Derzeit sind gerade einmal 16 Prozent der Palmölproduktion RSPO-zertifiziert. Allerdings wird nur rund die Hälfte davon nachgefragt. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, bei Produzenten strengere Anbaukriterien durchzusetzen. Zudem ist der Anteil jener Firmen, welche Palmöl-Zertifikate dem physisch zertifizierten Palmöl vorziehen, immer noch viel zu hoch. „Der Handel mit Zertifikaten bedeutet, dass im Endprodukt kein physisch zertifiziertes Palmöl enthalten ist, sondern dass dieses irgendwo auf der Welt in anderen Produkten landet“, so Klein. „Deshalb ist der Weg via Zertifikat nach Ansicht des WWF nur der zweitbeste. Ziel muss sein, dass alle Firmen bis spätestens 2015 zu 100 Prozent auf physisch zertifiziertes Palmöl umstellen.“
Rückfragehinweis:
Lisa Simon, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: +43-1-48817-215, Mobil: +43-676-83488215, E-Mail: lisa.simon@wwf.at
Hintergrund zum RSPO:
Palmöl steckt in Seife, Kosmetika und Waschmitteln, aber auch in Schokoladen, Eiscreme und Margarine. Zudem wird es immer häufiger auch als Biodiesel eingesetzt. Dafür wird vor allem in Südostasien im großen Stil Tropenwald abgeholzt und in Plantagen umgewandelt. Der «Roundtable on Sustainable Palm Oil» (RSPO) wurde im Jahr 2004 vom WWF initiiert. Heute sind die wichtigsten Anspruchsgruppen von Palmöl am Runden Tisch vertreten. Ziel ist die Produktionsförderung und der Absatz von umwelt- und sozialverträglichem Palmöl, um den Druck auf wertvolle Wälder zu reduzieren. Der WWF unterstützt den RSPO, auch wenn die Kriterien nicht in allen Belangen seinen Vorstellungen entsprechen. Denn heute ist der RSPO, nebst gesetzlichen Auflagen, das einzige Instrument zur Förderung umweltfreundlicherer Plantagen. Dennoch appelliert der WWF an alle Unternehmen, innerhalb des RSPO weiterführende WWF-Kriterien bei allen Lieferanten einzufordern.
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