Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF-Report: Wilderei bedroht Dinosaurier-Fische der Donau
Vier von sechs Störarten in der Donau massiv gefährdet, zwei bereits ausgestorben – 214 Fälle von Wilderei dokumentiert – Ein Drittel aller Störprodukte wird illegal vermarktet – WWF bildet Behörden im Kampf gegen Wildtierkriminalität aus
![Belugastör (Huso huso)](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/51cd5496be73d.jpg)
Wien, 12.04.2021 – Vier von sechs Störarten in der Donau sind durch Wilderei massiv gefährdet und zwei bereits ausgestorben, warnt die Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) in einem neuen Bericht. Die Donau gilt als letztes Refugium der uralten Fische, die schon die Dinosaurier überlebten. „Astronomische Kaviarpreise befeuern die illegale Jagd auf die meistgefährdete Artengruppe der Welt. Wird der menschlichen Profitgier nicht Einhalt geboten, droht den Stören ein Schicksal im Museum“, sagt Jutta Jahrl, Störexpertin des WWF Österreich. Die Umweltschützer*innen dokumentierten in den letzten fünf Jahren 214 Fälle von Wilderei entlang der Donau und im Schwarzen Meer. Die Dunkelziffer getöteter Störe dürfte bedeutend höher liegen. Im selben Zeitraum beschlagnahmten Behörden alleine in Bulgarien 594 Hakenleinen mit einer Gesamtlänge von 23,5 Kilometern, die der verbotenen Jagd auf Störe dienten.
Eine Marktanalyse des WWF ergab, dass ein Drittel der Störfleisch- und Kaviarprodukte in den vier wichtigsten Störländern Europas illegal vermarktet werden. 19 Prozent der Proben in Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine stammten von wildlebenden Stören, die weder legal gefangen noch gehandelt werden dürfen. Weitere 12 Prozent entsprachen nicht den internationalen Handelsbestimmungen. „Es ist die erste Untersuchung, die sowohl DNA- als auch Isotopen-Analysen von Störprodukten durchführt, um das Ausmaß des illegalen Handels nachzuvollziehen“, erklärt Arne Ludwig, Genetiker des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, das die forensischen Analysen durchführte. Proben wurden entlang der gesamten Handelskette entnommen, also in Restaurants, Geschäften, auf Märkten und von Online-Angeboten. „Die schockierenden Ergebnisse sind ein Weckruf, stärker gegen Wildtierkriminalität vorzugehen“, sagt WWF-Studienleiterin Jutta Jahrl.
Die Kooperation mit Berufsfischer*innen ist für das Überleben der Donau-Störe von entscheidender Bedeutung. In Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine arbeiten „WWF-Störanwälte“ gemeinsam mit Fischer*innen an der Entwicklung von alternativen Einnahmequellen zur Störfischerei. In Zeiten der Pandemie macht die krisenbedingt stark steigende Arbeitslosigkeit den Schutz der Störe zu einer noch größeren Herausforderung. Mit Trainingskursen unterstützt der WWF lokale Behörden, um Fischerei-Inspektionen, Grenzpolizei und Zoll mit Fachwissen im Kampf gegen den verbotenen Störfang und Kaviarhandel auszustatten.
Hintergrund
Störe gelten als die meistbedrohte Artengruppe der Welt. Einzelne Individuen können über 100 Jahre alt, mehr als sieben Meter lang und über eine Tonne schwer werden. Die größten Störvorkommen Europas gibt es noch an der unteren Donau bis zur Mündung ins Schwarze Meer. Früher waren sie in vielen europäischen Flüssen heimisch – auch in der österreichischen Donau und ihren Zuflüssen. Der Fang wildlebender Störe ist in den meisten Ländern strikt verboten und wird mit hohen Strafen geahndet. Wilderei bleibt dennoch ein massives Problem und wird durch die anhaltende Nachfrage nach Stör-Kaviar und -Fleisch angeheizt.
Konsum-Tipp: Nur Störprodukte mit CITES-Etikett kaufen
Konsument*innen empfiehlt der WWF, beim Kauf und Import von Störkaviar genau auf die gesetzlichen Bestimmungen zu achten. Jede Kaviardose muss verpflichtend mit einem CITES*-Etikett versehen sein, dessen Code Auskunft über die Herkunft gibt. Pro Person dürfen bis zu 125 Gramm Kaviar ohne Genehmigung für den eigenen Gebrauch eingeführt werden. Die Dose muss legal erworben und im persönlichen Gepäck mitgeführt werden. Gute Alternativen zu Störkaviar sind MSC-zertifizierte Eier anderer Fischarten wie Lachs oder Seehase.
* Die Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES) ist eine internationale Konvention, die den nachhaltigen, internationalen Handel mit den in ihren Anhängen gelisteten Tieren und Pflanzen gewährleisten soll.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...