Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
WWF-Umfrage: 93 Prozent für mehr Naturschutz am Inn

Innsbruck, am 20. Juni 2022 – Der Großteil der Menschen in Tirol, Oberösterreich, Südbayern und der Schweiz schätzt den Inn als wichtigen Natur- und Erholungsraum, sieht ihn jedoch durch Verschmutzung, Verbauung der Ufer und Flächenverbrauch im Umland belastet. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das market-Institut im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF Österreich in allen Inn-Anrainerländern durchgeführt hat. „93 Prozent der Befragten wollen, dass die Besonderheiten und die Artenvielfalt des Inn erhalten bleiben und wünschen sich deshalb einen stärkeren Schutz für den Fluss und den damit verbundenen Natur- und Lebensraum“, sagt Gerhard Egger, Gewässerschutz-Experte beim WWF. Die Hauptverantwortung dafür sehen die Befragten bei den Ländern und Gemeinden. Als wichtigste Maßnahmen zum Schutz und zur Renaturierung des Inn nennen zwei Drittel die Wiederherstellung der natürlichen Ufer sowie den Schutz und die Schonung gefährdeter Tierarten. „Außerdem erachten 49 Prozent eine Aufweitung des Flusslaufs als besonders sinnvoll, um dadurch Schotterbänken und Auwäldern mehr Platz zu geben“, sagt Egger.
Für den WWF zeigen die Umfrageergebnissen eine breite Zustimmung der Bevölkerung zu den ambitionierten Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen, die kürzlich im Rahmen des länderübergreifenden INNsieme-Projekts präsentiert wurden. „Die Umfrage ist ein klarer Auftrag an die Politik, die Bedeutung des Inns als Natur- und Erholungsraum zu stärken. Nur acht Prozent des Flusses sind noch in einem natürlichen Zustand, über 90 Prozent wurden verbaut, unterbrochen oder begradigt“, mahnt Gerhard Egger. Nun sei es an der Zeit, dem größten Fluss der Alpen wieder mehr Platz einzuräumen. „Bemerkenswert ist, dass laut der Umfrage zwei Drittel bereit sind, Maßnahmen und Projekte zum Schutz des Natur- und Lebensraums persönlich zu unterstützen – sei es durch eine Änderung des eigenen Verhaltens, durch ehrenamtliche Arbeit oder durch Spenden“, sagt der WWF-Experte.
Regionale Besonderheiten:
„Mit Abstand am häufigsten nutzt die Bevölkerung in Tirol den Inn. Hier geben 40 Prozent an, mindestens einmal pro Woche am Inn unterwegs zu sein“, sagt Umfrage-Leiterin Birgit Starmayr vom market-Institut. „Die Tirolerinnen und Tiroler sind sich aber auch mehr als in den anderen Ländern den ökologischen Problemen bewusst, die mit der Verbauung und Nutzung einhergehen.“ In Oberösterreich schätzt man den Inn vor allem wegen seiner besonderen Artenvielfalt. „Trotz des geringen Bevölkerungsanteils im Einzugsgebiet messen die Oberösterreicher*innen dem Inn die höchste Bedeutung als Naturraum bei“, so Starmayr. In der Schweiz leben ebenfalls nur wenige Menschen direkt am Inn. Hier überwiegt der Stolz auf den Nationalpark sowie auf Flüsse und Auen. Am deutlichsten äußert die südbayerische Bevölkerung den Wunsch nach Schutz und Renaturierung des Inn – und sieht zu 76 Prozent den Freistaat Bayern gefordert.
INNsieme: Gemeinsames Engagement für einen lebendigen Inn
Die repräsentative Online-Umfrage mit 2.176 Teilnehmenden (Schwankungsbreite: max. 2,14 Prozent) aus allen Anrainer-Ländern des Inn wurde im Rahmen des EU-Interreg-Projekts INNsieme durchgeführt. Darin hat sich der WWF Österreich mit Partnern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammengeschlossen, um den Inn als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten.
Weitere Informationen finden Sie unter www.innsieme.org
News
Aktuelle Beiträge
Seeadler: Österreichs Wappentier geht gestärkt in die neue Brutsaison
Bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich – illegale Verfolgung als große Gefahr – WWF fordert ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung
Good News: 90 Seeadler-Paare leben bereits in Österreich
Der strenge Schutz und die Schutzmaßnahmen wirkt: Mittlerweile gibt es bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich. Doch weiterhin ist die illegale Verfolgung eine große Gefahr.
Good News: Luchs Janus im Nationalpark Kalkalpen freigelassen
Luchs Janus auf großer Mission: Im Nationalpark Kalkalpen soll er dazu beitragen, den dortigen Luchsbestand zu stärken.
EU-Wettbewerbs-Kompass: WWF warnt vor gefährlichem Irrweg
Umweltschutzorganisation zu Vorschlägen der Europäischen Kommission – Unter dem Deckmantel Bürokratieabbau soll der European Green Deal ausgehöhlt werden
WWF-Erfolg: 139 junge Polarfüchse im hohen Norden gesichtet
Die Polarfüchse haben sich den hohen Norden zurückerobert! Im Jahr 2024 wurden in Norwegen, Schweden und Finnland insgesamt 139 Jungtiere nachgewiesen. Der WWF unterstützt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen vor Ort.
Good News: Mehr Schutz für Kaisergranate in Kroatien
Gute Nachrichten aus Kroatien: Wenn weibliche Kaisergranaten Eier tragen, müssen Fischer:innen diese wieder zurück ins Meer werfen. Diese Änderung in der Fischereiverordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Population zu erhalten.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von künftiger Bundesregierung
Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert