Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Zahl der Wölfe steigt: WWF fordert mehr Behirtung von Weidetieren
![Ein junger Wolf wolf-oesterreich-junger-wolf](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/07/5eafe8666eafd.jpg)
Mit Beginn der Almsaison steht die Rückkehr der Wölfe in ihre alte Heimat erneut im Fokus. Laut der Naturschutzorganisation WWF leben derzeit etwa 45 Wölfe in Österreich. Neben drei bestätigten Rudeln wurden 2021 zusätzlich 36 Individuen nachgewiesen. Dabei handelt es sich vor allem um junge Wölfe aus den Nachbarländern, die auf der Suche nach neuen Territorien durch Österreich streifen. „Wölfe sind ein wichtiger Teil unserer Natur. Nach ihrer Ausrottung vor 150 Jahren fassen sie nun langsam wieder Fuß in Österreich. Eine weitere Rudelbildung im Westen und Süden ist nur noch eine Frage der Zeit. Leider verschläft die Politik diese Entwicklung seit Jahren“, sagt WWF-Biologe Christian Pichler. Die Naturschutzorganisation fordert daher mehr Unterstützung im Aufbau von Herdenschutz und eine Wiederbelebung des Hirtenwesens nach Vorbild der Schweiz.
Expert*innen betonen bereits seit langem die wichtige Rolle von Wölfen für unsere Natur: „Wölfe dämmen die Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen ein, indem sie kranke und schwache Wildtiere erbeuten. Außerdem helfen Sie den Jäger*innen beim Dezimieren des hohen Schalenwildbestands und reduzieren damit große Schäden am Jungwald.“ Die viel zu hohe Anzahl an Hirschen oder Wildschweinen verursache jährlich Verbissschäden in Millionenhöhe, betont Pichler. Zugleich würden aber kaum Mittel fließen, um ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit Wölfen zu ermöglichen. „Der Wolf ist aus gutem Grund europaweit streng geschützt. Schafe derzeit leider noch viel zu wenig“, sagt Pichler.
Lernen von der Schweiz: Herdenschutz ist alternativlos
Der WWF sieht die Schweiz mit über 20 Jahren Erfahrung im Wolfsmanagement als Vorbild für Österreich. Daniel Mettler von der landwirtschaftlichen Beratungsstelle AGRIDEA ist überzeugt: “Ohne Herdenschutz geht es nicht. Das ist nach Jahren hitziger Diskussionen auch in Wolfs-kritischen Kreisen der Schweiz Konsens.“ Laut Mettler sind Abschüsse ein Bestandteil des Managements, aber nicht das erste Mittel der Wahl. „Insbesondere Behirtung und Schutzhunde halten im alpinen Raum effektiv Wölfe ab. Zugleich ermöglicht eine konsequente Herdenführung ein besseres Weidemanagement und vermindert andere Todesursachen wie Stein- und Blitzschlag oder Krankheiten”, sagt Mettler.
Das sieht auch WWF-Experte Pichler so und Österreich noch ganz am Anfang: „Erste Erfolge bei Herdenschutz-Pilotprojekten sieht man in Tirol. Auch bei Förderung und Information gibt es hier Fortschritte. Doch es bleibt viel zu tun. Andere Bundesländer hinken noch weit hinterher. Das Land Kärnten etwa lässt Landwirte noch vollkommen im Stich. Es fehlt an sachlicher Information und am politischen Willen, Nutztiere besser zu schützen“, zeigt Pichler Verständnis für die Verunsicherung von Betroffenen.
Aktuelle Wolfs-Populationen in Nachbarländern Österreichs:
Schweiz: 16 Rudel, ca. 150 Individuen
Südtirol und Trentino: 22 Rudel, ca. 150 Individuen
Deutschland: 158 Rudel
Slowenien: 14 Rudel, 110 Individuen
Frankreich: 100 Rudel, 570 Individuen
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