Der Boden
Die Grundlage des Lebens
Der Erdboden ist die Grundlage allen Lebens und erfüllt zahlreiche wichtige Aufgaben. Er ist nicht nur der Lieferant unserer Nahrungsmittel, sondern bietet Schätzungen zufolge auch den Lebensraum für fast 60% aller Arten auf der Erde.
Rund ein Drittel der weltweiten Landfläche ist landwirtschaftlich genutzter Boden, von dessen bedrohter Fruchtbarkeit die Menschheit lebt. Der Boden beherbergt mehr Arten, als auf der Erdoberfläche leben und regelt den Wasserkreislauf. Außerdem ist er ein wichtiger Klimafaktor, in dem er Kohlenstoff in Form von Humus speichert.
Doch der Boden ist zunehmend gefährdet. Landwirtschaftliche Flächen sind durch intensive Nutzung bereits schwer geschädigt und zum Teil, im Sinne des Wortes, verwüstet. Auch die zunehmende Verbauung mit Gebäuden, Gewerbeparks oder Straßen trägt dazu bei, dass der Boden seine wichtigen Funktionen immer schwieriger erfüllen kann.

Arten
Unter einem Hektar Boden leben ca. 15 Tonnen Bodelebewesen (Bakterien, Pilze, Würmer).
Fläche
- Fast ein Viertel der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche ist bereits schwer geschädigt (UNEP).
- Schätzungsweise 20 bis 25 Prozent aller Böden weltweit sind bereits von Bodendegradation betroffen, und jedes Jahr verschlechtern sich weitere 5 bis 10 Millionen Hektar. Das entspricht in der Größenordnung der Fläche Österreichs (8,4 Millionen Hektar).
- Etwa 1/3 der globalen Landfläche wird landwirtschaftlich genutzt (ca. 5 Milliarden Hektar).
- 2/3 der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird für die Produktion tierischer Lebensmittel in Anspruch genommen.
Zahlen & Fakten
Herausforderungen
Das bedroht die Böden weltweit
Herausforderung 1: Bodendegradation
Nicht erst, wenn eine Sanddüne naht, wissen wir, dass mit dem Boden etwas nicht stimmt. Fast ein Viertel der weltweit landwirtschaftlich genutzten Fläche ist bereits schwer geschädigt und zum Teil im Sinne des Wortes verwüstet. Fruchtbarer Erdboden schwindet weltweit. Vor allem dort, wo Grasland überweidet wird, denn das verursacht etwa 35 % der Bodenzerstörung. Aber auch das Vernichten der Wälder macht 30 % aus sowie 27 % aufgrund von nicht nachhaltigem Ackerbau. Auf Ackerflächen in gemäßigten Breiten gehen im Durchschnitt pro Jahr und Hektar zehn Tonnen fruchtbarer Boden durch Erosion und Humusabbau verloren. Dem gegenüber steht ein jährlicher natürlicher Bodenzuwachs von nur etwa einer halben Tonne pro Hektar. Der Boden wird also rund 20-mal schneller zerstört, als er nachwächst. Dieses Ungleichgewicht ist schon lange bekannt und gehört zu den großen Herausforderungen, denen sich die Weltgemeinschaft jetzt stellen muss.

Herausforderung 2: Boden und Klima
Humus ist die obere, fruchtbare Bodenschicht. Er besteht aus organischen Molekülverbänden im Boden und wird durch Bodenorganismen aus abgestorbenen Pflanzen und anderen Lebewesen aufgebaut. Der Humushaushalt der Böden spielt eine wichtige Rolle für das Erdklima. Denn wegen des Humus ist im Boden mehr als doppelt so viel Kohlenstoff enthalten wie CO2 in der ganzen Atmosphäre. Doch die Bodendegradation ist bereits stark fortgeschritten und gesunder Humusboden ist fast zur Ausnahme geworden. Durch die intensive Nutzung von Boden schwindet der Humus und große Mengen an Klimagasen werden in die Atmosphäre abgegeben. Die Landwirtschaft ist hierbei ein wesentlicher Klimafaktor und verursacht rund 25 % der weltweiten Treibhausgasemissionen.

Herausforderung 3: Bodenverbrauch
Die Städte und Ortsgebiete dehnen sich immer weiter aus, sie “fressen” sich mit ihren Häusern, Straßen und Parkplätzen immer weiter in die grüne Landschaft hinein. Äcker, Wiesen und Wälder gehen dadurch verloren. Wo früher auf zusammenhängenden Ackerflächen unsere Lebensmittel angebaut wurden, stehen heute verstreute Siedlungen. Neue Chaletdörfer und Ski-Infrastruktur stören zunehmend die einstige alpine Idylle. Wo früher eine grüne Wiese war, steht heute ein großer, meist einstöckiger Einkaufspark an der Umfahrungsstraße. Entwicklungen wie diese führen dazu, dass mehr als ein Sechstel der bewohnbaren oder landwirtschaftlich geeigneten Fläche Österreichs bereits verbraucht ist. Seit dem Jahr 2000 sind Bodenverbrauch und -versiegelung um rund ein Drittel angestiegen, wie WWF-Berechnungen zeigen.

Lösungen
So können wir unseren Boden schützen
Lösung 1: Flächenfraß stoppen
Bodenschutz heißt, dass wir unser Land, unsere Natur und unsere Lebensgrundlage vor der unkontrollierten Verbauung schützen. Das bedeutet auch, der Natur, den Tieren und Pflanzen wieder mehr Platz zum Leben lassen. Daher braucht es einen Bodenschutz-Vertrag, in dem der Bund gemeinsam mit den Bundesländern und Gemeinden verbindliche und wirksame Maßnahmen gegen den Flächenfraß vereinbart. Dieser muss vor allem eines beinhalten: die Verpflichtung zur Reduktion des Bodenverbrauchs in ganz Österreich. Maximal 1 Hektar pro Tag darf im Jahr 2030 noch verbaut werden. Zudem braucht es rasche Maßnahmen – insbesondere in der Raumordnung, im Naturschutz und im Steuersystem. Diese müssen sich an drei Prinzipien orientieren: Schützen, was wir an intakter Natur noch haben. Wenn gebaut wird, soll absolut sparsam mit neuen Flächen umgegangen werden. Und wir müssen öko-sozial umsteuern und somit den Bodenschutz politisch garantieren.

Lösung 2: Humusaufbau forcieren
Die Böden der Welt enthalten wesentlich mehr Kohlenstoff als die Erdatmosphäre. Damit der Kohlenstoff als Humus im Boden bleibt und nicht als CO2 entweicht, muss mit unseren Böden sorgsamer umgegangen werden! Es gibt mehrere Möglichkeiten, Hummus in Ackerböden wieder aufzubauen. Darunter fällt die Düngung mit Kompost statt handelsüblichen Düngemitteln, minimale Bodenbearbeitung, Dauerbegrünung und das Pflegen von Mischkulturen statt Monokulturen. Eine Ausweitung des biologischen Landbaus würde dazu beitragen, dass wieder langfristig Humus im Ackerboden aufgebaut und der Atmosphäre dadurch wieder vermehrt Kohlenstoff entnommen wird. Die angeführten Maßnahmen führen nur in Kombination zu Humusaufbau. Für einen konstanten Humusaufbau muss die Bewirtschaftungsform auch langfristig umgestellt und dauerhaft beibehalten werden. Eine Rück-Umstellung auf konventionellen Ackerbau würde das gebundene CO2 wieder freisetzen. In Österreich wird Humusaufbau auf bestimmten landwirtschaftlichen Flächen bereits seit einigen Jahren forciert. Der WWF fordert eine Ausweitung solcher Praktiken und die Anerkennung von Böden als essenzielle Schutzgüter.

Lösung 3: Tropenwalderhalt für Mensch und Natur
Gerade in tropischen Ländern ist eine nachhaltige Bodennutzung enorm wichtig. Dort führt der Einsatz von Mineraldüngern besonders schnell und gründlich dazu, dass die Böden ihre natürliche Fruchtbarkeit verlieren – so das Ergebnis der WWF-Studie Bodenlos. Die Voraussetzungen für eine ertragsstarke und zugleich naturschonende Landwirtschaft in tropischen Ländern beinhaltet mehrere Forderungen, die nur in der Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und durch die Unterstützung lokaler Gemeinschaften und den Ausbau regional angepasster agrarökologischer Forschung umgesetzt werden können. Die Forderungen lauten: keine staatlichen Subventionen für synthetischen Stickstoffdünger; Einsatz von Mineraldünger wie Phosphor nur dann, wenn er zum Aufbau langfristiger Bodenfruchtbarkeit benötigt wird; Fruchtfolge mit Standort angepassten Hülsenfrüchten, die auf natürliche Weise Stickstoff im Boden anreichern; Anbau optimal mit Nährstoffen haushaltender, auch traditioneller Mischkulturen; Aufbau städtischer Kompostieranlagen, um Nährstoffe in den Boden zurückzuführen. Der WWF sieht es jedoch als unerlässlich, jeweils individuell auf die Lebensbedürfnisse der lokalen Bevölkerung in der Region einzugehen.

Projekte
So schützt der WWF den Boden – eine Auswahl an Projekten
Kampagne: Natur statt Beton
Österreich wird zubetoniert und damit unwiederbringlich zerstört. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verlieren durch die Verbauung ihren Lebensraum, denn Wälder, Wiesen und Felder schwinden. Stattdessen nehmen Parkplätze, Einkaufszentren, luxuriöse Zweitwohnsitze und Industriehallen zu. Wenn es so weitergeht, verlieren wir unsere Lebensgrundlage. Der WWF setzt sich gegen den Bodenverbrauch ein, indem es Probleme aufzeigt, Bewusstsein schafft und Lösungen einfordert – unter anderem mit der Petition „Natur statt Beton“. Es braucht einen verbindlichen Bodenschutz-Vertrag mit einer strengen Obergrenze für den Bodenverbrauch.
Bodenschutz und internationale Naturschutzarbeit
Der Bodenschutz gewinnt in der Naturschutzarbeit zunehmend an Bedeutung. In vielen weltweiten WWF-Projekten – ob in Brasilien oder Paraguay, Indien oder Malaysia – wirkt sich die Bodendegradation gravierend auf die Wirtschaftsweise der Menschen aus: Wenn auf ehemals fruchtbaren Böden nichts mehr wächst, dann versucht die Landwirtschaft neue Flächen zu erschließen. Immer mehr Wald wird gerodet, um Nahrung produzieren können.
Mit diesem Raubbau geht jedoch auf Dauer jeglicher lebendige Boden verloren – und damit die Grundlage der Biodiversität und der menschlichen Ernährung zugleich. Der WWF geht daher andere Wege und setzt sich für eine Landwirtschaft ein, welche die Bodenfruchtbarkeit erhält, die biologische Vielfalt in den Böden als Lebensgrundlage fördert und das Gleichgewicht in den natürlichen Ökosystemen bewahrt.
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